Staub und Sand flog auf bei jedem Schritt, den das erschöpfte Pferd machte.
Glühend heiße Winde hüllten sie ein, während eine gnadenlose Sonne auf das Pferd und dessen Reiter herab schien.
Luca war schon lange keiner einzigen Menschenseele mehr begegnet. Als er aber an die vielen Wüstenräuber dachte, wusste er nicht mehr, ob er es so schlecht fand alleine zu sein.
Er blickte zum Horizont und verdeckte seine Stirn mit der Hand. Die Luft flirrte und egal wohin er blickte: Nichts als Sand und ein paar einzelne Sträucher.
Luca spürte wie seine Kehle austrocknete und er spürte das unangenehme Ziehen auf der Haut. Wie gerne wünschte er sich jetzt in einem römischen Bad, seine Bahnen zu schwimmen. Wenn er nicht bald die nächste Stadt erreichen würde, würde er elendig vor Erschöpfung und Durst sterben. Was für ein ehrenhafter Tod...
Er schaute zu dem klaren, blauen Himmel. Wenigstens würde er diesen einen Schmerz nicht mehr spüren, der tief in seinem Inneren saß und ihn nicht umbringen konnte, aber wahrscheinlich für den Rest seines Lebens quälen würde. Er schob die Gedanken an Amaya beiseite. Sein Tod würde wenigstens ehrenhafter sein, als ihrer. Vor die Löwen geworfen zu werden war demütigend.
Wut kochte in ihm hoch. Er war wütend auf seine Schwester, sich selbst, Amaya und ihren Gott...
Wieso hast du ihr nicht geholfen, wenn du wirklich so mächtig bist, wie sie gesagt hat? Keine Antwort. Wie immer.
Ein müdes, verächtliches Lachen kam über Lucas Mund.
Was hatte er auch anderes erwartet?
Er stieg vom Pferd, um ihm die Last etwas zu erleichtern und ging neben ihm her. Das Wasser hatten sie vorgestern schon aufgebraucht. Luca ärgerte sich dass er nicht mehr mitgenommen hatte, doch eigentlich hätten sie mehr auch nicht tragen können. Er reiste jetzt schon zwei Monate lang durch Syrien. Die letzte Stadt hatte er vor 10 Tagen verlassen und nun kämpfte er sich erneut durch die dürre Landschaft nach Armenien. Er schaute zur Sonne hoch. Es müsste jetzt Nachmittag sein und bald dunkel werden. Viel Zeit würde ihm nicht bleiben, um weiter zu reisen. Er erreichte den nächsten größeren Hügel. Langsam und kraftlos blieb er auf dessen Spitze stehen. Er stützte sich auf das Pferd und blickte herunter.
Erleichterung machte sich in seinem Körper breit und durchflutete ihn mit neuer Hoffnung und Leben. Vor ihm lag ein Dorf, gefüllt mit Menschen. Luca lächelte zufrieden und klopfte dem Pferd auf die Schulter: ,,Wir haben es gleich geschafft, mein Junge."
Mit neuer Energie ging er in das Tal und wurde schon von neugierigen Kinderaugen beobachtet, bevor er überhaupt das Dorf betrat. Anscheinend kamen nicht oft Gäste hierher. Luca hielt bei der ersten Herberge, die er sah und stellte dort sein Pferd unter. Skeptisch schauten die Bewohner der Stadt zu ihm herüber und unterbrachen teilweise ihre Arbeit. Luca gönnte ihnen jedoch keinen Blick. Er war dazu zu erschöpft, ging auf sein neues Zimmer und ließ sich sofort nachdem er gegessen und getrunken hatte, in sein Bett fallen.
Er war sofort eingeschlafen und wachte erst am nächten Morgen wieder auf. Luca spürte jeden Muskel seines Körpers, als er aufstand und sich wusch. Die Reise war anstrengender als erwartet und er würde Tage brauchen, bis er sich davon wieder erholt haben würde.
Frisch bekleidet, verließ er sein Zimmer und ging runter auf die Straße, wo er schon von einer Gruppe Kinder erwartet wurde. Sie versteckten sich hinter einer Hausmauer, als er heraus kam und fingen an zu kichern. Luca ignorierte sie und ging zum nächstliegenden Obststand. ,,Sie müssen sie entschuldigen. Sie sehen zum ersten Mal einen Römer.", die alte Frau hinter dem Stand lächelte Luca freundlich zu und sah ihn verständnisvoll an:,, Sie haben wohl eine weite Reise hinter sich...".
Luca wusste nicht, ob es eine Frage oder Feststellung war. ,,... Und eine weite noch vor mir.", er suchte sich ein paar frische Früchte aus. ,,Wo möchten Sie denn hin?", fragte die Frau weiter. ,,Armenien."
Ein Lachen entfuhr der Frau und sie schüttelte mit dem Kopf:,,Da bist du bereits." Was sagte sie da?
Luca sah sie verständnislos an. Nach seiner Berechnung hätte er erst noch drei weitere Städte in Syrien erreichen müssen. War er etwa vom Weg abgekommen? ,,Die Hauptstadt ist ungefähr eine Tagesreise entfernt.", fuhr die alte Frau fort. ,,Da möchte ich hin."
Die Frau lächelte ihm herzlich zu und reichte ihm sein Obst:,, Einfach Richtung Osten reiten und auf dem Weg bleiben."
Luca bedankte sich und ging zurück zu seinem Zimmer. Eigentlich wollte er eine längere Rast einlegen, doch wenn er so kurz vor seinem Ziel war, würde sich das kaum lohnen. Er packte seine wenigen Sachen zusammen und holte sein Pferd.
So schnell wie der Römer gekommen war, war er auch wieder gegangen. Die alte Frau sah ihm hinterher, wie er die Stadt verließ. Das letzte Mal als die Römer gekommen waren, hatten sie alles in Schutt und Asche gelegt. Mit den Jahren waren die Wunden verheilt, aber die Erinnerungen blieben. Sie beobachtete die Kinder, wie sie ihm ein kleines Stück aus dem Dorf folgten. Für sie war er ein Soldat. Ein Krieger, der zum größten Imperium gehörte.
Sie verstand ihre Neugierde. Immerhin hatten sie nicht miterlebt, was die Römer aus ihrem geliebten Land und dessen Bewohnern gemacht hatten. Sie wussten nicht wie ihr Land vorher aussah.
Sie machte sich wieder an ihre Arbeit und hoffte, dass der Römer keine Probleme mit sich bringen würde...
DU LIEST GERADE
Amaya: Eine Sklavin Rom's
Romance(abgeschlossen) Amaya war einst eine einflussreiche Frau in ihrem Land bis dieses von den Römern erobert wurde. Nun muss sie sich in der Rolle einer unbedeutenden Sklavin zurecht finden und ihr neues Leben akzeptieren. Dabei schwebt sie ständig in L...
