~Kapitel 27~

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Als Amaya erneut aufwachte, war es bereits dunkel. Sie hatte den ganzen Tag erneuert verschlafen und richtete ich auf. Die Suppe neben ihrem Bett war kalt, aber sie hatte seit Tagen nichts mehr gegessen und ihr Magen knurrte. Zu spät bemerkte sie Cornu, der in der Ecke ihres Zimmers stand und sie musterte. Erschrocken zuckte sie zusammen und er begann zu grinsen. ,,Keine Angst. Ich bin es nur.", Cornu trat aus dem Schatten näher zum Fenster heran, durch das der Mond schien und das Zimmer etwas erhellte. Amaya erkannte ihn und entspannte sich. ,,Was machst du hier?", fragte sie ihn.
,,Der Herr Luca hat mich geschickt."
Amaya aß weiter ihre Suppe und tat so, als interessierte sie sich nicht weiter dafür. Innerlich jedoch überschlugen sich gerade ihre Fragen. Warum hatte Luca ihn hoch geschickt? Machte er sich wirklich Sorgen um sie, oder war er einfach nur nett zu ihr?
Cornu räusperte sich und trat noch etwas näher heran. ,,Soll ich dir vielleicht eine warme Suppe holen? Kalt schmeckt sie doch gar nicht." - ,,Nein, danke."
Er nickte und senkte seinen Blick. ,,Du kannst ruhig schlafen gehen, Cornu. Mir geht es gut und ich komme alleine zurecht." - ,,Du wärst fast gestorben."
Amaya versuchte seinen Blick zu deuten. ,,Aber ich lebe noch."
Cornu schaute aus dem Fenster in den schwarzen, bewölkten Himmel. ,,Du hast keine Angst vor dem Tod, oder?", fragte er schließlich und hielt seinen Blick abgewandt. Eine lange Stille breitete sich aus und Amayas Gedanken überschlugen sich. ,,Nein.", antwortete sie endlich. Ihre Stimme klang überraschend fest, ruhig und sicher. ,,Wieso nicht?"
Oh Gott, was soll ich tun? Schenk mir die richtigen Worte!
,,Weil meine Seele nach dem Tod weiterlebt." Cornu schaute sie jetzt durchdringlich an, sagte jedoch nichts und Amaya wagte einen weiteren Schritt.
,,Ich glaube dass ich in einem neuem Körper wiedergeboren werde zu einem neuen Leben...", sie hielt kurz inne: ,,...bei Gott.", fügte sie dann mit leiser Stimme hinzu. ,,Du sprichst nicht von einem römischen Gott." - ,,Nein."
Cornu atmete scharf die Luft ein: ,,Du bist viel dümmer als ich gedacht habe, Amaya." Sie senkte ihren Blick. ,,Aber auch viel mutiger, als ich gedacht habe. Eine Christin mitten in Rom, die sich nicht schämt offen über ihren Glauben zu reden... das muss nur die falsche Person hören, Amaya.", Cornu umklammerte den Stoff der Gardine.
,,Weißt du was die mit Christen machen?", fragte er. Amaya nickte mit gesenktem Kopf. ,,Hast du etwa auch keine Angst vor den Römern?" - ,,Versteh mich nicht falsch, Cornu. Ich habe angst! Große Angst. Ich habe angst davor, wie ich sterben werden, vor den Schmerzen, die ich vor dem Tod vielleicht erleiden werde. Ich habe angst offen über meinen Glauben zu reden und von Gott zu erzählen und ich habe schon so oft versagt.", ihre Stimme war zittrig und ihr Herz hämmerte laut gegen ihre Brust. ,,Angst haben ist menschlich.", Cornu trat zu ihr und nahm ihre Hand. ,,Ich werde keinem etwas sagen. Pass auf dich auf. Du bist wie Lamm unter Löwen. Wenn du blökst, fallen sie von allen Seiten über dich her und zerreißen dich binnen weniger Sekunden in tausend Stücke."
Er ging ohne ein weiteres Wort. Amaya sank zurück in ihr Bett. Sie konnte jedoch nicht schlafen. Sollte sie wirklich Gott verleumden, um ihr Leben zu retten?
Jesus war für sie ans Kreuz gegangen! Wie sollte sie diese großartige Liebe für sich behalten?
Sie hatte noch lange nachgedacht. Sie würde sich nicht gegen Gott stellen können. Sie wältze sich lange hin und her, bis sie endlich einschlief.

Sie träumte erneut wie sie von den Römern verschleppt wurde. Alles fühlte sich wieder so real an, wie sie es schon einmal erlebt hatte. Dann wurde sie von einer unheimlichen Person gepackt und mitten am Tag, in die Mitte des Marktplatzes gezerrt. Die Menschen um sie herrum beschimpften sie und warfen Steine nach ihr. Sie stand auf lief durch die Menge. Sie spürte die Stiche in ihrer Seite, doch sie lief weiter in den dichten Wald. Nach jedem Stolpern richtete sie sich wieder auf und zwang sich weiter zu laufen. Dann war vor ihr plötzlich eine Gestalt und versperrte ihr den Weg. Die Frau grinste hinterhältig und schaute Amaya hasserfüllt an. Ihr Gesicht verschwomm plötzlich vor ihren Augen, bevor Amaya sie erkennen konnte und sie sackte zusammen. Blut floss aus ihrer Brust und alles wurde schwarz. Die Gestalt hatte ihr einen Speer, mitten ins Herz gestochen.

Schweißgebadet fuhr Amaya hoch. Sie atmete schnell und fuhr sich mit ihrer Hand über ihre nasse Stirn. Instinktiv fasste sie sich an ihre Brust. Kein Blut. Sie lag in ihrem Bett. Ihr Zimmer war leer und die Tür geschlossen. Draußen funkelten ein paar Sterne und alles war Still. Sie drehte sich auf die Seite und versuchte wieder einzuschlafen.

Amaya: Eine Sklavin Rom'sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt