~Kapitel 18~

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Einige Sekunden lang starrten sie sich nur gegenseitig in die Augen, bis Amaya schüchtern ihren Blick senkte und auf den Boden sah.
Der Moment, indem es schien dass es nur sie beide gab, verblasste und die Realität holte sie ein.
,,Brauchen Sie mich, Herr?", fragte sie leise,- den Kopf immernoch gesenkt.
Luca hätte seine Hand am liebsten unter ihr Kinn gelegt und ihren Kopf angehoben, sodass er ihr Gesicht wieder deutlich sehen konnte, doch er zwang sich seinen Wünschen nicht nachzugeben
,,Nein Amaya. Du kannst gehen.", antwortete er widerwillig und machte ihr etwas Plazt.
Sofort drückte sie sich an ihm vorbei und ging den langen Flur zurück in eines der Zimmer um es weiter zu putzen.
Luca sah ihr nach.
Diese Frau war keine Sklavin. Die Art wie sie ging, wie sie sich verhielt...
Jeder merkte dass sie aus einer reichen und gebildeten Familie kam.
Er ging in sein Bad und machte sich frisch um in die Stadt zu fahren. Er musste sich ablenken um wieder klar denken zu können.

Amaya versuchte ihn zu vergessen, doch sein Blick wollte ihr einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen.
Dieser Blick war nicht gewöhnlich. Er hatte sie so tiefgründig angeschaut und fast hätte sie sich eingeredet, dass er etwas für sie empfinden würde.
Schnell schob sie den Gedanken beiseite.
Ein Römer würde sich nicht auf eine Sklavin einlassen- und schon gar nicht wenn er einer der bedeutendsten und bestaussehendsten Männer Roms war, den die schönsten Römerinnen begehrten.
Sie fuhr sich durch ihre langen, dunklen Haare und schaute aus dem Fenster.
Gott bitte! Ich möchte mich nicht in ihn verlieben.
Sie hatte die Worte laut ausgesprochen und sah wie Luca draußen auf seinem Pferd durch den Hof davon ritt.
,,Denkst du dein Gott kann etwas daran ändern?".
Erschrocken fuhr Amaya zusammen und drehte sich um.
,,Nila!", sie bemerkte gar nicht dass sie die Römerin beim Vornamen nannte und rannte in ihre Arme.
Wie sehr hatte sie die alte Dame vermisst!
Diese schlug ihre Arme um sie und küsste sie auf den Kopf.
,,Ich freue mich auch dich zu sehen, Amaya.", sagte sie lachend.
Verlegen ging Amaya einen Schritt zurück und merkte wie die Röte in ihre Wangen stieg.
,,Also was habe ich da eben gehört? Ich habe dir doch verboten von deinem Gott zu sprechen. Es ist viel zu gefährlich."
- ,,Ich habe sonst niemanden zu dem ich sprechen kann...".
Nila setzte sich auf das Bett.
,,Ich habe den Glauben aufgegeben, meine Liebe. Egal wie oft ich in die Tempel ging und zu den verschiedensten Göttern gebetet hatte, als mein Mann krank war, es hat nichts genützt. Genauso gut hätte ich auch mit einer Wand reden können. Es wäre dasselbe raus gekommen: Ich habe ihn verloren."
Mitleidig schaute Amaya Nila an.
,,Weil sie nicht lebendiger sind, als eine Wand, Herrin. Ich weiß dass mein Gott mich hört."
Nila lächelte leicht, doch ihre Augen waren voller Traurigkeit.
,,Warum hat er dich und deine Familie dann nicht beschützt?" - ,,Gott lässt Dinge zu, die wir manchmal nicht verstehen. Aber ich weiß dass er einen Plan hat. Ich habe kein Recht auf dieses Leben. Dass ich jeden Tag aufwache, kommt nur durch seine Gnade. Er hat mir das Leben geschenkt und kann es mir auch nehmen."
Es wurde still im Raum.
,,Und wie kannst du hier zu ihm sprechen ohne einen Tempel,  wo er wohnt? Es wurde alles zerstört, Amaya."
Amaya stiegen Tränen in die Augen.
Wie konnten die Römer nur denken, ein Gott ließe sich in ein Gebäude einsperren?
,,Mein Gott braucht keinen Tempel, Nila. Er wohnt in mir drin. Ich bin sein Tempel."
Jetzt fing sie an spöttisch zu lachen: ,, Das glaubst du doch nicht wirklich...".

Bevor sie aussprechen konnte, klopfte es an der Tür und Terra kam herein.
Sie sah zornig zu Amaya rüber und blieb vor ihr stehen.
,,Wie kannst du es wagen Lana diesselbe Frisur zu machen wie mir? Du hättest ihr Gesicht sehen sollen! Naja wenigstens hat Luca ihr keinen Blick gewürdigt als er an ins vorbei ging."
Amaya erhob sich, sodass sie mit Terra auf einer Augenhöhe war. Vor ihrer Tante würde Terra ihr nichts antun.
,,Das tut mir leid, Herrin." -
,,Nächstes Mal fragst du mich vorher."
Terra knallte die Tür hinter sich zu und Nila verdrehte ihre Augen.
,,Wie kannst du das nur aushalten?", sie hatte die Worte gerade ausgesprochen, da fasste sie sich schon schockiert an den Mund. ,,Oh Entschuldige. Ich sollte so nicht über meine Nichte reden."
Amaya lächelte sie an und ging zum Fenster.
Wie lange er wohl wegbleiben würde?
Da war er gerade erst weg geritten und schon vermisste sie ihn...
Nila erzählte ihr etwas über die letzten Wochen und Amaya versuchte ihr zuzuhören. Doch immer wieder sah sie Lucas Gesicht vor sich und seinen liebenden Blick, der ihr immernoch einen Schauer über ihren Rücken liefen ließ.
Noch nie hatte sie so etwas bei einem Mann gefühlt, obwohl sie schon viele Interessenten hatte, die um ihre Hand angehalten hatten.
Doch keiner von ihnen hatte sie so angeschaut, wie Luca es getan hatte.

Amaya: Eine Sklavin Rom'sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt