~Kapitel 33~

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Lana hatte Terra mit großer Freude von ihrer neuen Entdeckung erzählt. Wie demütigend es war, solche skandalösen Neuigkeiten von ihrer besten Freundin zu erfahren. Amaya hatte sie bloß gestellt und hintergangen. Niemals hätte sie sich eine Christin ins Haus geholt! Und Luca hatte es gewusst und ihr nichts gesagt!
,,Wann finden die nächsten Spiele statt?", fragte sie nachdem Lana zu Ende geredet hatte. ,,In zwei Tagen. Du und Luca wolltet dort hingehen, gleich nachdem er von seinem Geschäftspartner zurück kommt."
Stimmt. Das hatte sie vergessen.
,,Mal schauen, ob Potius noch Christen für die Löwenfütterung sucht."
Terra bemerkte in ihrem Zorn nicht Lanas siegreiches Grinsen. Sie konzentrierte sich voll und ganz auf den Gadanken, Amaya los zu werden.

Am nächsten Morgen, ließ Terra Amaya früh zu sich rufen. Luca hatte das Haus gestern Abend noch verlassen. Gehorsam kam Amaya in das Zimmer ihrer Herrin und wartete auf weitere Anweisungen. ,,Wir gehen heute in die Stadt zu einem Freund." Amaya wirkte überrascht, und nahm dann die Bürste, die Terra ihr hin hielt und begann ihr Haar zu bürsten. Terra beobachtete jede ihrer Bewegung im Spiegel. So viel Hass hatte sie noch nie auf eine Person verspürt. Nicht mehr lange und sie würde sie nicht mehr sehen müssen.
Amaya steckte Terra das Haar hoch und folgte ihr dann aus dem Haus. Nathan war wieder einmal in seinen Büchern vertieft, sodass er gar nicht bemerkte wie die zwei Frauen das Haus verließen.
Amaya musterte Terra von der Seite aus. Irgendwie tat sie ihr leid. Terra hatte keine Mutter mehr und ihr Vater schien sich nicht im Geringsten für seine Tochter zu interessieren. Kein Wunder dass sie so einen speziellen Charakter entwickelt hatte...

Es dauerte nicht lange und sie standen vor einem großen Haus. Von innen drangen laute, lachende Stimmen heraus. Die Tür wurde von einem kahl geschorenen Sklaven geöffnet, der tiefe Ringe unter den Augen hatte. Terra ging ohne zu zögern hinein und Amaya folgte ihr ängstlich. Ein drückender Weingeruch stieg ihr entgegen und ehe sie sich versah, stand sie neben Terra in einem Saal gefüllt mit Römern. Die Menge verstummte, als sie Terra und Amaya erblickte. Ein großer, muskulöser Mann, erhob sich von seinem gepolsterten Stuhl und kam auf sie zu. ,,Terra! Welch schöne Überraschung. Auch wenn es mich wundert, dass dein Bruder dich hierher kommen lassen hat.", er küsste Terras Hand und schaute dann zu Amaya. ,,Schön dass ich dir mit meiner Anwesenheit eine Freude machen kann, Potius.", Terra entzog ihm ihre Hand und blickte sich um. Der Raum war gut gefüllt. Sie hatte nicht gewusst, dass Potius Gäste hatte, sonst wäre sie nicht ungeladen gekommen. ,,Darf ich den Damen einen Wein anbieten?", Potius wies auf den voll gedeckten Tisch.
Glaubte er etwa Amaya sei eine Römerin aus gutem Hause?
Die Wut stieg erneut in Terra hoch. Sie würde dem allen jetzt ein Ende setzten. Entschlossener als je zuvor, packte sie Amaya und zog sie zu sich heran. Amaya war auf diesen plötzlichen Ruck nicht vorbereitet und verlor den Halt. Sie fiel auf den kalten Marmorboden und konnte sich gerade noch mit ihren Händen abstützen. Die Menge hielt den Atem an. ,,Meine Sklavin kann sich nicht einmal auf den Beinen halten.", Terra fing an zu lachen und als die Menge erkannte dass Amaya nur eine Sklavin war, stimmten sie ebenfalls in das Gelächter mit ein. Von allen Seiten zeigten die Menschen auf sie und flüsterten sich etwas ins Ohr. Amaya wurde rot und wäre am liebsten hinaus gerannt. Sie erhob sich wieder und schaute Terra fragend an. Wieso?
Terra, anscheinend zufrieden darüber Amaya gedemütigt zu haben, wandte sich Potius zu: ,,Morgen Abend finden wieder die Spiele statt. Amaya und ich werden auch da sein, Potius."
Amaya lief ein eiskalter Schauer über den Rücken. Was sagte sie da?
,,Am meisten freue ich mich auf die Löwenfütterung." Wie konnte sie nur so etwas sagen?
,,Diese Unruhestifter verdienen auch nichts anderes, stimmt's Potius?",
doch eigentlich redete Terra gar nicht mehr mit Potius. Sie sah Amaya finster mit einem durchdringlichen Blick an. ,,Amaya, wir beten in Potius Haus immer den Hausgott, den Pinaten, an."
Nein! Terra drehte Amaya zu der Statue hin. ,,Aus Respekt wirst du es auch tun!".
Die Menge schwieg und schaute angespannt auf Amaya. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.
,,Fall nieder!". Nein! Amaya stiegen Tränen in die Augen. ,,Na los! Knie nieder!" Gott hilf mir. Ich habe solche Angst.
Ein heftiger Schlag von der Seite traf sie ins Gesicht und sie fiel erneut zu Boden. ,,Du Miststück! Wie kannst du mich nur so hintergehen?!", Terra schlug sie erneut auf die Wange. ,,Bist du eine Christin?", Terra schrie sie an. Sie kannte die Antwort und Amaya wusste es. Amaya sah den Hass in ihren Augen. Die tuschelnde Menge rückte in den Hintergrund. Es gab nur noch die beiden. Wieso tust du das? Was habe ich dir getan? ,,Antworte!" - ,,Ja.", Amayas Stimme klang fest und sicher. Ein tiefer Friede breitete sich in ihrer Brust aus und durchzog ihren ganzen Körper. Die Römer fingen an Amaya zu beschimpfen und Terras Mund zierte ein abwertendes, siegesfreudiges Lächeln: ,,Potius. Sie gehört dir."

Amaya: Eine Sklavin Rom'sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt