Der Arzt entfernte die wenigen, restlichen Fetzen von Amayas Tunika.
Erst jetzt konnte er die tiefen Wunden an ihrem Bein richtig erkennen. Die Bissspuren der Löwen waren tief und hatten an einem Bein, sogar den Knochen durchbohrt. Die Wahrscheinlichkeit einer Infektion war hoch und würde Amaya in ihrem Zustand auf jeden Fall das Leben kosten, falls sie die nächsten paar Stunden überleben sollte. Der Arzt glaubte nicht daran. Er hatte Patienten gekannt, die an weitaus kleineren Verletzungen gestorben waren.
Er würde ihr Bein wahrscheinlich amputieren müssen.
Sein Blick wanderte weiter hoch. Auch ihr Bauch und ihr Brustkorb waren voller Schrammen. Als er sich diese jedoch genauer ansah, waren diese zu deiner Überraschung jedoch nur oberflächlich und hatten keine inneren Organe verletzt.
Sie stöhnte auf. Das Morphium schien seine Wirkung zu verlieren.
Ihre Augenlieder flatterten und ein undeutliches Murmeln kam über ihre Lippen. Dann gewannen die Schmerzen wieder die Überhand und ließen Amaya in ihre Bewusstlosigkeit zurück sinken.
Das war seine Chance. Er nahm sein Werkzeug und fuhr mit seiner Operation fort. Die Wunden an ihrem Oberkörper waren schnell vernäht und bandiert.
Ihr Bein bereitete ihm jedoch große Sorgen. Nur noch wenige Fasern schienen es zusammen zu halten.
Er setzte die ersten Stiche an. Eine Amputation in ihrem Zustand würde er nur im äußersten Notfall durchführen. Erst einmal wollte er es so versuchen.
Die Op dauerte Stunden. Emin und Nila wechselten sich ab und halfen dem Arzt. Sie wechselten die Verbände und stoppten die Blutungen,- dan setzte
der Arzt den letzten Stich.
Er stand auf und fuhr sich über seine schweißgebadete Stirn und über seine zerzausten Haare. Sein Hemd hatte er hochgekrämpelt und ein paar Knöpfe hatten sich gelöst.
Erschöpft ließ er sich auf den Stuhl neben Amayas Bett fallen.
,,Was können wir jetzt tun, Doktor?", fragte Nila und nahm Amayas kalte Hand. ,,Abwarten und beten, Nila. Abwarten und beten."
Und das tat Nila. Ohne Pausen flehte sie unter Tränen zu Amayas Gott, ohne von ihrer Seite zu weichen.
Da war sie wieder. Diese Dunkelheit, die Amaya schon so oft eingehüllt hatte.
Und dann war da plötzlich dieses Licht. Es war wunderschön und löste schlagartig die Dunkelheit um sie herum.
Auf einmal hatte sie keine Schmerzen mehr. Sie spürte nur noch eine unendliche Freiheit und Leichtigkeit.
Dann fühlte sie Wärme, Sicherheit und Geborgenheit. Gleichzeitig schien sie die Kontrolle über ihren Körper zu verlieren.
Sie wollte in dieses erlösende Licht gehen,- weg von der Dunkelheit. Doch plötzlich fühlte es sich an, als würde ihr jemand etwas sagen wollen: 'Jetzt noch nicht'.
Das Licht entfernte sich gleich daraufhin von ihr und Amaya fiel mit einem eisernen Schrei zurück in ihre kalte, qualvolle Dunkelheit.
Tage, Wochen vergingen. Nila betete jede freie Minute kniend und flehend neben Amayas Bett. Sie war nicht wieder aufgewacht. Zum ersten Mal, seit Jahren freute Nila sich, dass sie so selten Besuch bekam. Dadurch war es kein Problem Amayas Aufenthalt zu vertuschen. Wieso sollte sie auch jemand suchen? Sie war tot. Niemand überlebte das Colloseeum. Wenn man nicht in der Arena starb, dann an den Wunden aus der Arena.
Nila kämpfte erneut mit der Reue und den Schuldgefühlen, die in ihr aufkamen. Niemals hätte sie Amaya wieder zu Terra geben sollen...
Sie hätte es besser wissen müssen...
Wie jeden zweiten Tag, kam der Arzt zu seiner Patientin und untersuchte sie. Nila und Emin standen schweigend daneben. Diese kurze Hoffnung der Arzt würde sagen, sie würde bald wieder aufwachen, verflog, als er sich kopfschüttelnd wieder aufrichtete. ,,Keine Veränderung.", er schaute Nila mitleidig an und packte seine Sachen wieder zusammen. Emin begleitete ihn zur Tür. ,,Danke, dass Sie gekommen sind.", er öffnete dem Arzt die Tür und dieser ging hinaus, blieb auf der obersten Stufe jedoch stehen und drehte sich zu Emin um: ,,Es kann sein dass sie nie wieder aufwachen wird." - ,,Ich weiß."
Eine kurze Stille breitete sich aus und der Arzt kämpfte mit den Worten, die ihm schon so lange auf der Zunge lagen.
,,Vielleicht sollten wir alldem ein Ende setzen. Sie reagiert auf ihr Umfeld nicht. Und selbst wenn sie aufwachen sollte, kann ich nicht sagen, ob sie ansprechbar sein wird." Emin starrte den Arzt entsetzt an: ,,Nachdem wir so weit gekommen sind? Amaya ist eine Kämpferin. Wenn Gott will, wird sie es schaffen!".
Der Arzt verließ kopfschüttelnd die Villa.
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Amaya: Eine Sklavin Rom's
Romance(abgeschlossen) Amaya war einst eine einflussreiche Frau in ihrem Land bis dieses von den Römern erobert wurde. Nun muss sie sich in der Rolle einer unbedeutenden Sklavin zurecht finden und ihr neues Leben akzeptieren. Dabei schwebt sie ständig in L...
