~Kapitel 5~

7.2K 383 30
                                    

Luca bereute die harten Worte, die er zu der Sklavin gesagt hatte. Er hatte ihren ängstlichen Blick immer noch genau vor Augen. Dieser Blick hatte ihn so verwirrt, dass er sich sofort auf den Nachhauseweg machte. Er hatte sich nochmal kurz zu ihr umgedreht, nachdem ihre Schultern sich gestriffen hatten, doch sie stand regungslos da und starrte auf das Haus. Als er sich das nächste Mal umgedreht hatte, war sie bereits darin verschwunden.
Es ärgerte ihn dass er sie so schlecht behandelt hatte und so wenig Rücksicht auf sie genommen hatte,
aber noch mehr ärgerte ihn, dass er sich Gedanken über die Gefühle einer Sklavin machte...

Amaya betrat leise den großen Flur und schaute sich um.
Eine große, schlanke Frau kam auf sie zu und blieb vor ihr stehen.
,,Du musst Amaya sein. Du kannst dich erstmal einwenig ausruhen. In einer Stunde erwarte ich dich im Esszimmer. Ich möchte erstmal mehr über dich erfahren."
Amaya nickte und wurde von einer weiteren Sklavin auf ihr Zimmer gebracht.
Erschöpft ließ sie sich auf ihr Bett fallen und schloss die Augen.
,,Gott was hast du für einen Plan? Hilf mir. Ich fühle mich so allein."
Leise summte sie ein Lied ihrer Mutter und rollte sich zusammen.
Sie wusste was die Römer mit Christen machten. Sie hatte Angst vor ihnen und vor ihrer Zukunft...
Nach einer Zeit stand sie auf, wusch sich und ging in das Esszimmer, wo ihre Herrin gerade einen Wein zu sich nahm.
,,Schön dass du da bist. Du bist also die Tochter des Festizius?" - ,,Ja."
,,Setz dich. Du fragst dich sicherlich was ich von dir erwarte."
Amaya gehorchte.
,,Also wie du wahrscheinlich gemerkt hast, habe ich mehr als genug Sklaven. Was ich mir von dir wünsche ist, dass du mir als Sklavin auch gleichzeitig eine Freundin sein kannst."
Überrascht blickte Amaya die Frau an. Ihr Haar trug sie streng zurück gesteckt und Falten zierten ihr Gesicht.
,,Ja Herrin."-
,,Seid dem Tod meines Mannes bin ich viel allein. Eine Frau ist ohne ihren Mann hier in Rom nicht viel wert. Egal wie viel Geld sie besitzt. Liege ich richtig in der Annahme, dass du noch nie häusliche Aufgaben übernommen hast?".
Beschämt nickte Amaya.
,,Das muss dir nicht peinlich sein. In wohlhabenden Haushalten ist das ja auch nicht üblich. Und von dort kommst du schließlich."
Nervös spielte Amaya mit ihren Fingern.
,,Ich kann etwas kochen und kenne mich gut mit Pferden aus, Herrin."-
,,Na das ist ja schon mal was. Ich bin lange nicht mehr geritten. Du kannst ab und zu ausreiten, damit die Pferde etwas Bewegung bekommen und bist für die Einkäufe auf dem Markt zuständig. Und natürlich erledigst du hier im Haus jede Aufgabe, die ich dir auf trage. Und jetzt sollst du etwas essen. Du fällst mir ja sonst bald von den Knochen."

Das warme Essen tat Amaya gut.
Schon bald merkte sie, dass sie wieder mehr Kraft gewonnen hatte und sie sah viel gesünder aus.
Die Abende verbrachte sie meistens mit ihrer Herrin und speiste mit ihr zusammen.
Sie schloss sie schnell ins Herz und diente ihr gerne. Die Frau brauchte wirklich eine Freundin und Amaya tat ihr Bestes, ihr diesen Wunsch zu erfüllen.
,,Du hast dich verändert."-,,Wie meinen Sie das, Herrin?" -
,,Deine Haare sind länger geworden. Du hast etwas zugenommen und wieder eine sehr weibliche Figur bekommen. Du bist ein sehr hübsches Mädchen Amaya."
Amaya lächelte ihre Herrin dankbar an.
,,Bring mir bitte eine Decke. Mir ist etwas kalt."
Schnell holte Amaya diese und legte sie ihrer Herrin auf den Schoß.
Sie drückte ihr zum Dank die Hand und Amaya war froh, dass sie ihre Sklavin sein durfte.
Sie konnte sich noch gut an Terra erinnern und daran wie unwohl sie sich bei ihr gefühlt hatte.
Nila, ihre Herrin, hingegen behandelte Amaya sehr gut und manchmal fast schon wie eine Tochter.
,,Sing mir etwas vor."
Zögerlich fing Amaya an, die Melodie ihres Lieblingspsalms zu singen.
,,Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führt mich zum frischen Wasser..."
Ihre Herrin schloss ihre Augen und öffnete sie erst wieder, als Amaya fertig war.
,,Ein schönes Lied. Du kennst es von zu Hause?"-,,Ja, Herrin."
,,Von welchem Gott hast du gesungen? Jupiter? Neptun?".
Amaya spürrte wie ihr ein kalter Schauer über den Rücken lief.
,,Nein, Herrin."-,,Von welchem denn?"
,,Dem einzig wahren Gott."
Nila wurde still. Sie schien zu begreifen.
,,Amaya, bist du eine Christin?",fragte sie schließlich und brachte dadurch Amayas Herz zum rasen.
Bilder von gekreuzigten, vor die Löwen geworfene und als Fackeln benutze Christen schossen plötzlich in ihr Kopf.
,,Antworte!" - ,,Ja."
Ihre Herrin packte ihre Hände:
,,Du darfst es keinem erzähen! Vor mir brauchst du keine Angst zu haben, aber andere Römer würden dich ohne mit der Wimper zu zucken ins Kolsseum schmeißen!".
Amaya kannte die Grausamkeit der Römer,- sie wusste aber auch dass sie ihren Gott nicht verleugnen konnte.


Amaya: Eine Sklavin Rom'sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt