Amaya zog die Vorhänge vor ihrem Fenster zur Seite und genoss die warmen Sonnenstrahlen in ihrem Gesicht. Sie hatte sich gut in ihrem neuem Zuhause eingelebt und schnell in die Papiere ihres Vaters eingearbeitet. In den letzten Monaten hatte sie sogar schon ein paar erfolgreiche Verkäufe gemacht und das Unternehmen schien zu wachsen.
Es klopfte an der Tür und ein Sklavenmädchen kam herein. ,,Ich bringe Ihnen Ihr Frühstück, Herrin Amaya."
Vorsichtig legte sie das Tablett auf Amayas Arbeitstisch. ,,Danke, Selma.", Amaya lächelte dem Mädchen freundlich zu und diese erwiderte es. ,,Sag Emin bitte dass ich die Papiere fertig habe. Dann kannst du auch erstmal in Ruhe frühstücken." Selma nickte und verließ das Arbeitszimmer ihrer Herrin. Amaya sah ihr mitleidig nach und setzte sich dann an den Tisch. Sie hatte das junge Mädchen von einem Zuhälter gekauft.
Ihre Vergangenheit nagte sichtlich an ihr aber egal was Amaya tat,- sie konnte nicht zu ihr durchdringen.
Alles was sie von ihr wusste war, dass sie Selma hieß und alleine war.
Amaya wusste aus Erfahrung, wie es sich anfühlte alleine zu sein und ausgebeutet zu werden. Sie hatte es am eigenen Leib erfahren, als sie aus Armenien in die Sklaverei verkauft wurde. Doch in dieser Zeit hatte sie jemanden auf den sie sich stützen konnte und der sie durch diese Zeit getragen hatte. Was hätte sie ohne Gott getan? Und wie lange würde Selma das noch aushalten ohne diese Hoffnung zu leben?
Es klopfte erneut an der Tür und Emin kam gut gelaunt herein. ,,Guten Morgen, Amaya. Du hast die Papiere fertig habe ich gehört und ich bringe dir neue."
Er ließ den riesigen Papierstapel auf ihren Schreibtisch fallen und Amaya verzog ihren Mund und konnte sich ein Aufstöhnen nicht unterdrücken.
,,Mein Morgen war gut, Emin."
Emin lachte und klaute sich eine Traube von Amayas Teller: ,,Freu dich lieber dass es so viele interessierte Partner gibt."
Amaya nahm das oberste Blatt und begann zu lesen, war in Gedanken jedoch woanders. ,,Diesmal sind es Geschäftspartner von weit her. Es lohnt sich also die Angebote gründlich durchzulesen", sagte Emin, der Amayas desinteressierten Blick bemerkt hatte.
Amaya nickte und nahm ihre Tasse. ,,Ich bin einfach müde, Emin." - ,,Niemand hat gesagt dass es einfach werden würde das Unternehmen deines Vaters weiter zu führen. Ich helfe dir schon wo ich kann, aber die Auswahl für die Partner und nächsten Geschäfte, musst du treffen."
- ,,Und dafür bin ich dir wirklich dankbar."
Emin lächelte und verließ das Zimmer. Amaya sah zu dem Stapel und dann wieder aus dem Fenster. Der Himmel war klar und die Sonne schien kräftig auf das Land, so wie früher auch immer. Wenn sich auch die Stadt und ihre Bewohner verändert hatten, war doch wenigstens das gewohnte warme Wetter ihr geblieben. Amaya strich sich über den seidigen Stoff ihres Kleides und nahm sich das Papier, welches sie schon angefangen hatte zu lesen wieder von dem Stapel. Sie zog ihre Augenbraue hoch als sie weiter laß. Dachte dieser Geschäftsmann wirklich sie würde 50% ihrer Anteile an einen wildfremden Mann verkaufen? Ohne weiter zu lesen, legte sie das Blatt zur Seite und griff zum Nächsten. Als sie es anhob, hielt sie jedoch inne und starte auf das darunter liegende Blatt. Ihr wurde abwechselnd heiß und kalt und ihre Gedanken überschlugen sich. Sie nahm das Papier und laß die Zeilen wieder und wieder durch, um sicher gehen zu können, dass sie sich nicht verlesen hatte. Sie schaute auf die Unterschrift, unten rechts in der Ecke des Schreibens: Nathan Laterensis.
Ihre Hand verdeckte ihren leicht vor Schreck geöffneten Mund und Amaya zwang sich ruhig zu atmen. Sie stand auf und ging durch das Zimmer. Sie strich sich durch ihre langen Haare und über ihr Gesicht.
Nathan war einer der erfolgreichsten, römischen Geschäftsleute. Es wäre dumm sein Angebot nicht anzunehmen. Doch ihre Angst wuchs. Würde er sie erkennen? Die Erinnerungen stiegen in ihr hoch und auf einmal kehrte die Dunkelheit zurück, die sie dachte in Rom gelassen zu haben.
Sie nahm erneut das Blatt und laß es sich wieder durch. Nathan wollte sie wirklich als Geschäftspartnerin haben. Ihre Augen blieben in der letzten Zeile hängen: Er würde demnächst persönlich nach Armenien kommen und bittet mit dem neuem Geschäftsführer des Festizus Unternehmen sprechen zu dürfen.
Sie ließ das Blatt fallen. Nathan würde nach Armenien kommen. Wahrscheinlich war er schon auf dem Weg. Sie blickte aus dem Fenster, die staubige Straße entlang in Richtung Stadt. Unsicher machte sie ein paar Schritte zum Fenster und zog dann den Vorhang etwas weiter zu. Nathan war immernoch mehrere hundert Kilometer entfernt. Wieso fühlte sie sich plötzlich so unsicher?
Ihre blauen Augen blickten kalt die Straße entlang. Sie hatte ihre Vergangenheit abgelegt. Sie war frei.
Langsam hob sie das Blatt wieder vom Boden auf und legte es auf den Stapel der interessanten Angebote. Sie würde Emin Nathans Angebot zeigen und sich wie gewohnt bei den persönlichen Gesprächen im Hintergrund halten.
Amaya griff entschlossen zu den anderen Papieren und versuchte ihre Gedanken darauf zu konzentrieren. Doch eigentlich dachte sie wieder zurück an ihre Vergangenheit in Rom. An all die demütigenden Wutanfälle ihrer ehemaligen Herrin. An die ganzen Menschen, die ihr Leben vor ihren Augen verloren hatten. An Luca...
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Amaya: Eine Sklavin Rom's
Romance(abgeschlossen) Amaya war einst eine einflussreiche Frau in ihrem Land bis dieses von den Römern erobert wurde. Nun muss sie sich in der Rolle einer unbedeutenden Sklavin zurecht finden und ihr neues Leben akzeptieren. Dabei schwebt sie ständig in L...
