~ Kapitel 13~

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Luca erreichte die Stadt am nächsten Morgen. Sie war anders als er sie sich vorgestellt hatte. Die prachtvollen, neuen Gebäude waren schon von weitem erkennbar gewesen und das erste Mal seit einer Ewigkeit, war Luca wieder einmal umzingelt von tausenden von Menschen. Fast errinnerte ihn dieser Anblick an seine Heimat. Das mächtige Rom. Wie schnell sich das Land doch wieder erholt hatte! Er reitete zu einem naheliegenden Gasthof. Betrunkenes Gelächter hallte von dort heraus.
Endlich! Luca hatte lange genug auf den Alkohol verzichtet. Ohne lange zu überlegen, ging er hinein und setzte sich an den Bartresen. An den Wänden hingen rußende Öllampen und auf den Tischen brannten Kerzen. Es war angenehm dunkel und roch stark nach Alkohol,- nicht der Luxus den Luca gewohnt war, aber genau dass, was er jetzt brauchte. Ein junger Mann beugte sich über den Tresen etwas zu Luca herüber.
,,Was willst du?", fragte er mit einem starken, spanischen Akkzent. ,,Das Stärkste was du hast." Der Mann lächelte und goss Luca etwas in einen Becher. ,,Was hat dich hierher geführt Römer?", fragte er, als er ihm den Becher rüber schob.
,,Dasselbe könnte ich dich fragen, Spanier." - ,,Du bist wohl nicht sehr gesprächig...".
Luca atmete laut hörbar aus und reibte sein Gesicht: ,,Nein nur müde." - ,,Ich bin Carlo. Mir gehört der Gasthof. Du hast Glück. Ein Zimmer ist noch frei. In den letzten Tagen sind viele Geschäftsführer gekommen und haben fast alles belegt."
Luca gab ein abfälliges Lachen von sich: ,,So einer bin ich auch. Luca."
Er reichte Carlo seine Hand und trank den Becher dann in einem Zug aus.
Carlo grinste breit und füllte den Becher wieder auf: ,,Prost, Römer." Luca grinste zurück und legte den Becher erneut an seine Lippen. Er wollte gerade einen großen Schluck nehmen, als eine Hand sich von hinten auf seine Schulter legte. Instinktiv fuhr Luca herum und packte gewaltsam die Hand des Jungen, sodass er schmerzhaft aufstönte. ,,Entschuldige! Ich wollte Sie nicht erschrecken."
Luca ließ den wimmernden Jungen los und widmete sich wieder seinem Alkohol. ,,Entschuldigen Sie, Sir. Ich habe gehört dass sie ein Geschäftsführer sind. Darf ich Ihren Namen wissen?" - ,,Luca.", murmelte er ohne sich zu ihm zu drehen.
Er spürte wie der Junge eine Liste durchwühlte. ,,Ich habe mich wohl geirrt. Tut mir leid, dass ich Ihre Zeit verschwendet habe."
Der Mann neben Luca drehte sich benommen um und zeigte auf den Jungen: ,,Du da! Ich bin auch ein Geschäftsmann.", stolz schlug der verwahrloste, stinkende Mann auf seine Brust. Die Menge um ihn herum fing an zu lachen und die Männer schüttelten ihre Köpfe.
Luca schenkte auch ihm keine Beachtung. Der arme Junge merkte nicht dass der Mann ihn bloß ärgern wollte und kramte erneut in der Liste. ,,Wie heißen Sie denn Sir?". Der betrunkene Mann lallte etwas vor sich her und das Gelächter wurde immer lauter. Lucas Kopf drohte allmählich zu platzen und der Junge lief röter an, als zuvor schon.
Luca knallte seinen Becher auf den Tresen und das Gelächter verstummte augenblicklich.
Schweigend stand er auf. Die Blicke waren auf ihn gerichtet. Er legte seine Hand auf die Schulter des Jungen und führte ihn aus dem Gasthof.
,,Danke.", murmelte er verlegen und blickte zu Boden. ,,Such mal den Namen Laterensis." Der Junge gehorchte und Luca sah sich in der Zeit auf der Straße um. Irgendwo hier ist auch Amaya damals herum gelaufen.
,,Ja. Laterensis steht hier." Luca wandte sich dem Jungen zu. ,,Nathan Laterensis?", fragte er. Der Junge nickte.
,,Ich bin sein Sohn und gleichberechtigter Teilhaber. Ich vertrete ihn."
Der Junge lächelte erleichtert und kramte dann in seiner Umhängetasche herum. Heraus zog er einen eingerollten Brief. ,,Für Sie, Sir." - ,,Was ist das?".
,,Eine Einladung, Sir." Luca überflog die Zeilen. Der neue Geschäftsführer des Festizius Unternehmen, bat ihm an, in seinem Haus zu wohnen während den Geschäftsverhandlungen.
Carlo trat aus seinem Gasthof. ,,Also was ist jetzt Römer? Nimmst du ein Zimmer?", mit einem Tuch trocknete er einen der Becher. Luca schüttelte den Kopf: ,,Ich habe schon etwas, Carlo. Danke trotzdem." Carlo zuckte mit den Achseln und ging zurück an seine Arbeit.
Der Junge führte Luca durch die gefüllte Straßen. Mit stolzer Brust ging er vor dem muskulösen Römer her und genoss die Blicke, neugieriger Stadtbewohner.
Luca sog jedes Detail dieser Stadt in sich auf. An jedem Platz hier konnte er sich Amaya vorstellen. Sie passte hierher.
Wenn sie doch nur sehen könnte, wie ihre einst zerstörte, geisterhafte Stadt nun wieder stolz und prachtvoll unter der heißen Sonne glänzte...

Amaya beobachtete hinter dem seidigen Vorhang die interessierten Geschäftsführer. Ihre Boten waren nun schon den ganzen Vormittag in der Stadt gewesen um ihren Gästen ihr Angebot zu übermitteln. Seitdem kamen immer mehr Geschäftsführer und ständig liefen ihre Sklaven mit deren Gepäck den Flur auf und ab. Nathan war noch nicht da.
Emin begrüßte unten vor dem Eingang gerade wieder einen Geschäftsmann. Amaya kaute nervös auf ihrer Unterlippe herum. Von unten konnte man sie nicht sehen. Sie wusste selbst nicht wieso sie auf einmal so nervös war. Ihr Herz begann zu rasen und ihre Hände wurden nass. Wieso fühlte sie sich auf einmal so komisch? Wahrscheinlich war sie nur aufgeregt Nathan wieder zu sehen. Was sollte es denn auch sonst auch sein?
Gott, tue ich das richtige?
Vertau mir.

Amaya: Eine Sklavin Rom'sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt