~Kapitel 14~

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Emin verabschiedete den nächsten Geschäftsmann, wischte sich den Schweiß aus seinem Gesicht und verzog genervt seinen Mund. Der arme stand nun schon fast den ganzen Tag draußen in der glühenden Sonne, um die Geschäftsführer gastfreundlich zu empfangen, wie er gesagt hatte.
Amaya dachte jedoch, dass er bloß Nathan Laterensis im Auge behalten wollte und als erstes über seine Ankunft bescheid wissen wollte.
Emin setzte sich in den Schatten und nahm dankbar den Wasserbecher, den Selma ihm reichte, entgegen.
Er lehnte seinen Kopf einen Augenblick lang an die kühle Hauswand.
Doch anscheindend kam auch schon der nächste Geschäftsführer, denn Emin stand wieder auf und setzte sich schnell ein krampfhaftes Lächeln auf. Amaya entfuhr ein leises Kichern und Emin schaute zu ihrem Fenster hinauf. Überrascht blickte sie zu ihm hinunter. Er konnte sie unmöglich gehört haben. Sein Blick war finster und er wurde plötzlich kreidebleich. Hatte er vielleicht einen Sonnenstich bekommen? Amaya trat etwas näher zum Fenster heran. Besorgt schaute sie zu ihm und wollte gerade zu ihm hinunter gehen. Doch dann hielt sie inne.
Ihre Gedanken setzten plötzlich aus und sie schlug ihre Hände auf ihren geöffneten Mund. Die Stille war erdrückend. Alles andere um sie herum verschwam vor ihren Augen und ein grilles Piepen durchzog ihr Ohr. Sie war sofort einige Schritte vom Fenster zurückgewichen. Jetzt blickte sie vorsichtig aus dem Fenster herunter. Ihr ganzer Körper bebte und und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Ja, er war es wirklich. Luca drückte Emins Hand. Selbstsicher stand er dort. Braun gebräunt von der Sonne.
Stolz aufgerichtet, wie es ihm als Römer beigebracht worden war.
Ihre Stimme versagte und sie konnte nicht mehr atmen. Sie starrte hinunter zu dem Mann, den sie immernoch liebte. Der sie für Tod hielt. Der die Macht hatte sie wieder nach Rom zurück zu bringen und als Sklavin arbeiten zu lassen. Starr schaute sie ihn an. Ihr Tränenschleier bedeckte ihr Gesicht. Ihre Brust verengte sich und sie begann laut loszuweinen.
Die Sehnsucht, der Schmerz ihn für immer verlassen zu müssen und keine gemeinsame Zukunft zu haben, all das kam in ihr hoch. Doch am schlimmsten war der Gedanke, dass sie sich von ihm fernhalten musste.
Die Tür wurde aufgerissen und Selma, die gerade auf dem Flur war, kam besorgt herein gelaufen. Schockiert sah sie auf ihre zusammen gebrochene, weinende Herrin herunter. Sie schlug die Tür zu und eilte zu Amaya. Neben ihr ließ sie sich auf den Boden sinken, legte ihre dünnen Arme tröstend um sie und tat das einzig Richtige, was Amaya gerade brauchte. Sie fing an zu beten.

Luca grinste zu Emin herunter und gab ihm seine Hand. Er war angekommen. Endlich. ,,Willkommen.", die Stimme des Mannes klang brüchig. ,,Danke.", Luca schaute auf die riesige Villa, die mindestens genauso groß war, wie die seines Vaters. ,,Sie sind der neue, stolze Besitzer des Festizius Unternehmen?" - ,,Nein. Ich bin... der Verwalter... und ich... treffe die Auswahl für unseren nächsten Geschäftspartner."
Luca nickte und sein Blick blieb an einem der oberen Fenster haften.
Hatte der Vorhang sich bewegt? Er schaute gegen die Sonne und kniff seine Augen zusammen. Gerade noch konnte er erkennen wie ein Schatten zurück trat. Merkwürdig. ,,Und wann habe ich die Ehre den Eigentümer kennen zu lernen?".
Der Verwalter schluckte: ,,Alles wichtige und alle Gespräche werde ich übernehmen." Luca zog überrascht eine Augenbraue in die Höhe. Das Lächeln des Verwalters war krampfhaft und seine Lippen zitterten leicht. Nervös schaute er zu der Villa und dann wieder zu Luca.
Ein weiterer Geschäftsführer war gerade angekommen und näherte sich den beiden Männern. ,,Soll das etwa heißen, der Eigentümer wird sich seinen Gästen nicht vorstellen?", fragte der alte, ohnehin schon von der Reise genervte, Geschäftsmann, der Emins Aussage gehört hatte und enttäuscht neben Luca stehen blieb. Emin begrüßte ihn freundlich und versuchte das Thema zu wechseln. ,,Sie sind bestimmt beide sehr müde nach der langen Reise. Die Jungen dort drüben werden ihr Gepäck nehmen und Sie zu Ihren Zimmern bringen, damit Sie sich ersteinmal erholen können." Grimmig ging der alte Mann an ihm vorbei: ,,Ich war Monate lang unterwegs im Staub und Dreck und der Festizius Eigentümer, nimmt sich nicht einmal die Zeit um mit mir etwas zu essen?".
Er murmelte es laut genug vor sich her und Emin blickte ihm ratlos nach.
,,Natürlich ist es seine eigene Entscheidung. Aber ich bin nun schon seit ein paar Jahren Geschäftsführer und möchte Ihnen einen kleinen, freundschaftlichen Rat geben: Ohne Freunde und Partner ist auch das größte Unternehmen, schnell vergessen.", Luca klopfte Emin auf die Schulter, lächelte ihm aufmunternd zu und folgte dem alten Mann.
Emin wusste wie viel auf dem Spiel stand. Er wusste wie wichtig die nächsten Wochen für das Unternehmen waren. Sie würden über die gesamte Zukunft entscheiden und er würde es sich niemals verzeihen, wenn er das Unternehmen seines ehemaligen Herrn und Freundes in den Sand setzen würde.
Emin kaute auf seiner Unterlippe herum.
,,Meine Herren!", Luca und der alte Mann blieben auf der Treppe zum Eingang stehen und drehten sich zu Emin um.
,,Am Ende der nächsten Woche wird es ein gemeinsames Abendessen geben. Bis dahin sollten alle interessierten Geschäftsführer eingetroffen sein. Und ich soll Ihnen ausrichten, dass Sie schon herzlich erwartet werden."
Zufrieden nickte der Alte und Luca grinste Emin zu, bevor er ebenfalls im Haus verschwand. Emin atmete aus und blickte zu Boden. Was hatte er dort gerade gesagt?



Amaya: Eine Sklavin Rom'sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt