~Kapitel 31~

4.8K 270 17
                                    

Amaya ging neben Luca her und blickte nach vorn. Er trug den schweren Korb mit einer Leichtigkeit und schaute ebenfalls nach vorn. ,,Ich habe gehört wie du Cornu etwas über deinen Glauben erzählt hast."
Amayas Atem stockte. ,,Du hast gesagt, dass du angst hast. Angst über deinen Glauben zu reden und von deinem Gott zu erzählen." Amaya schloss die Augen. Sie sagte nichts und schaute ihn nicht an, obwohl sie seinen Blick auf sich spürte. ,,Wie hast du das gemeint?", er packte sie etwas stärker als gewollt am Arm, weil ihre Stille ihn beunruhigte und er plötzlich Angst um sie bekam. War sie etwa eine Jüdin? Das hätte ihm gerade noch gefehlt, dass die Sklavin in die er sich verliebt hatte auch noch eine Jüdin war...
Ein kleiner, erschreckter Schmerzensschrei entfuhr ihr und sie blickte mit ängstlichen Augen zu ihm hoch. Sein Blick war kalt und trotzdem nachdenklich und besorgt. Doch Amaya konnte die Kraft und Wut in seinem festen Griff spüren. Gott was soll ich tun?
Ihre Angst drohte die Überhand zu gewinnen. Ihre Gedanken überschlugen sich. Sie könnte Gott leugnen und sie hätte ihr Leben gerettet. Vorübergehend.
Wie sollte sie sich nach dem Tod  rechtfertigen, wenn sie dann irgendwann vor ihrem allmächtigen Gott stehen würde? Ihre Sicherheit kehrte zurück und
ihr ängstlicher Blick wurde entschlossen und sicher. ,,Ich habe es so gemeint, wie ich es gesagt habe. Ich habe angst aber ich werde meinen Gott nicht verleugnen."
Lucas Griff wurde noch fester und sein Blick drohte sie zu durchdringen.
Er schaute in ihre geheimnisvollen, blauen Augen in ihr schönes, ängstliches und doch sicheres Gesicht. Wie gerne hätte er sich jetzt herunter gebeugt und sie auf ihre zusammengepressten  Lippen geküsst...
Er beherrschte sich und konzentrierte sich wieder auf das Wesentliche: ,,Du bist also eine von diesen Juden." So viel Verachtung entfuhr ihm mit diesen Worten. Die Juden wurden zwar in Rom respektiert, aber mehr auch nicht. Sie wurden nicht gerne gesehen und standen eher am Rande der Gesellschaft. Vor allem wenn sie arm waren.
,,Nein bin ich nicht!" Erleichterung durchfuhr ihn. Den Göttern sei Dank!
,,Ich bin eine Christin."
Lucas Herz setzte aus. Er ließ ihren Arm los und wich einen Schritt zurück. Ein Schleier setzte sich auf seine Augen und er hörte das Blut in seinem Kopf pochen.
Kaum hatte Amaya diese Worte ausgesprochen, da stiegen ihr Tränen in ihre Augen. Tränen der Erleichterung. Sie hatte nicht versagt.
Beide waren still und hörten den Wind in den Blättern der Bäume. ,,Eine Christin...",
Luca murrmelte die Worte zu sich selbst, so als wolle er sicher gehen, sich nicht verhört zu haben. Angewidert spuckte der auf den Boden und ging. Er stellte den schweren Korb ab und stieg auf sein Pferd. Innerhalb weniger Sekunden war er verschwunden und Amaya schaute ihm nach. Sein Blick tat ihr immernoch weh. Wie damals als er sie das erste Mal gesehen hatte. So, als kümmerte sie ihn nicht länger und als würde ihr Leben ihn nicht länger interessieren.
Amaya setzte sich vor plötzlicher Erschöpfung auf die Erde. Was sollte sie jetzt tun? Sie könnte fliehen und Emin suchen. Mit ihrem Geld ein neues Leben beginnen und hoffen niemals gefunden zu werden. Doch wollte sie das? Ein Leben auf der Flucht?
Sie hatte lange auf dem Boden gesessen und gebetet. Dann stand sie entschlossen auf und nahm den schweren Korb in die Hand. Sie würde wieder zurück gehen und Terra weiter dienen, bis sie ihre Freiheit verdient hatte. Und auf dem gesamten Rückweg betete sie dass Luca seinem Vater nichts erzählt hatte...

Lucas Pferd stand auf dem Hof und Cornu sattelte es gerade ab. Er hielt inne, als er Amaya sah und nickte zu ihr herüber. ,,Der Herr Luca ist wieder da. Aber du hättest ihn sehen müssen. So wütend habe ich ihn noch nie gesehen!", Cornu führte das Pferd in den Stall. ,,Wahrscheinlich er kein gutes Geschäft gemacht."
Amayas Mut schwand dahin und ihre Schritte wurden immer kleiner. Was tat sie gerade? Wahrscheinlich sprach sie sich gerade selbst ihr Todesurteil.
Ohne Cornu zu antworten betrat sie das große Haus. Terra wartete schon auf sie und nahm ein paar Trauben aus dem Korb. ,,Na endlich. Räum mein Zimmer auf. Lana kommt heute vorbei." Amaya gehorchte und ging die Treppen herauf. Oben angekommen machte sie sich sofort an die Arbeit. Sie merkte gar nicht wie ihre Gedanken ständig um Luca kreisten und wie Tränen über ihre Wange liefen. Sie möchte ihn. Sehr. Und seine abweisende Reaktion hatte ihr einen kräftigen Schlag versetzt. Eine Bewegung in Terras Tür, ließ sie inne halten und sie drehte sich um. Luca sah sie kaltherzig an. Er zeigte ihr in seiner Haltung deutlich seine Überlegenheit und selbst ihre Tränen ließen ihn diesmal kalt. Sie öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch die Worte kamen nicht über ihre Lippen. Er drehte sich weg und ging. Amaya wandte ihren Kopf zum Boden und schluckte ihre Worte herunter, die ihm so vieles sagen wollten.

Amaya: Eine Sklavin Rom'sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt