Die folgenden Tage vergingen schnell. Amaya hatte ihre alten Aufgaben übernommen und bemühte sich ihrer Herrin zu gefallen. Seit der Nacht auf dem Fest, war Terra nicht mehr diesselbe. Sie reagierte genervt auf jede kleine Frage und gönnte Amaya keine Pause. Amaya hatte das Gefühl, dass sie sie beobachtete und erledigte ihre Aufgaben umso schneller und sorgfältiger. Luca war wieder einmal auf einer Dienstreise. Diesmal in Rom und er würde nicht allzu lange wegbleiben, doch Amaya vermisste ihn trotzdem.
Heute war der Tag, an dem sie und Nila Enim auf dem Marktplatz treffen würden und ihre Nervosität stieg. Wie jeden Tag am Ende der Woche, bekam Amaya morgens eine Liste mit den Dingen, die sie vom Markt besorgen sollte. Sie machte sich sofort auf dem Weg und erreichte endlich den Marktplatz. Sie stellte sich neben einen Gemüsestand, von dem aus sie den Platz gut überblicken konnte und wartete auf Nila und Emin. Menschen eilten an ihr vorbei und riefen sich quer über den Markt Dinge zu. Ihr Blick blieb an Nila haften, die suchend durch die Menschenmenge ging. Amaya stellte sich auf ihre Zehen und winkte ihr zu. Ein erleichtertes Lächeln entfuhr Nila, als sie Amaya entdeckte und sie sich durch die Menge drängte. ,,Ich weiß wieso ich den Marktplatz meide. Man könnte meinen alle Einwohner Roms gehen zur selben Zeit einkaufen." - ,,Die Woche ist nunmal zu Ende und sie haben ihren Lohn bekommen.", Amaya musste lächeln als Nila eingestehend ihre Augen verdrehte und die Menschen weiter beobachtete.
,,Dort drüben ist er.", Nila folgte Amaya, die vor einem älteren, großen Mann stehen blieb.
,,Emin, das ist Nila. Meine ehemalige Herrin und Freundin." Emin betrachtete Nila zunächst skeptisch und reichte ihr dann die Hand. ,,Zu welchem Entschluss seid ihr gekommen?", Emin redete nicht viel drum rum. ,,Dass du mein Geld erst einmal weiter verwaltest. Nila versucht mich abzukaufen und stellt mir dann einen Freilassungsschein aus.", ein Schauer lief Amaya über den Rücken, als sie das sagte. Abkaufen...
Wie demütigend das war. ,,Und wenn sie dich nicht verkauft?" - Ja, was dann?
,,Sie wird. Wenn nicht, überlegen wir uns halt etwas neues.", Nila war weitaus positiver ihrem Plan gegenüber als Emin.
,,Entschuldigen Sie, Miss. Aber ich möchte dass Amaya möglichst schnell von dort wegkommt. Wie lange wollen wir denn warten, bis Terra einwilligt? Wenn Amaya sich sowieso freikaufen kann von ihrem verdienten Lohn?", Emin ließ klar und deutlich durchsickern, dass er die Situation anders sah als Nila.
Diese war es nicht gewohnt, dass ihr widersprochen wurde und starrte Emin fassungslos mit einem offen stehenden Mund an. Amaya bemerkte die Spannung zwischen ihren beiden Freunden: ,,Im Moment haben wir keine andere Möglichkeit, als zu hoffen und zu beten, dass Terra einwilligt, Emin."
Kaum ausgesprochen erkannte auch Amaya wie unsinnig ihr Plan eigentlich war. Ihre Freiheit und ihr neues Leben waren von Terra abhängig. Aussichtsloser konnte ihre Lage eigentlich nicht sein...
Nachdem Amaya die Einkäufe besorgt hatte, machten sie und Nila sich auf den Heimweg. Emin hatte sie direkt nach dem Gespräch verlassen und sie hatten sich darauf geeinigt, weiter über Nila als Vermittlerin in Kontakt zu bleiben.
,,Ein komischer Mann, dieser Emin...", Nilas Gedanken kreisten immernoch um den Verwalter des Festizius.
,,Du musst ihn näher kennenlernen. Er ist liebevoll und ich kenne keinen loyaleren Menschen als ihn." - ,,Mag sein. Aber er sollte seine Zunge zügeln."
Amaya konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Sie kamen an eine Weggabelung, an der Nila zu ihrem Haus abbiegen musste. Sie umarmte Amaya zum Abschied. ,,Ich versuche nächste Woch wieder zu kommen und mit Terra zu reden. Vielleicht...", Nila hielt inne, als sie einen Reiter erblickte, der auf sie zu galoppierte. Amaya folgte ihrem Blick und kniff ihre Augen zusammen. War das Lucas Pferd? Ihr Herz machte einen Satz und sie versuchte ruhig zu bleiben. Desto näher der Reiter kam, desto sicherer war sich Amaya dass Luca auf dem Pferd saß. Er verlangsamte sein Pferd und ritt gelassen auf sie zu, bis er neben ihnen stehen blieb. Amaya bemerkte seinen fragenden Blick und schaute zu ihm auf.
,,Du bist schnell zurück von deiner Reise.", Nila schaute ihn liebevoll an: ,,Amaya und ich haben uns auf dem Marktplatz getroffen. Sie war so lieb und hat mir beim Tragen geholfen."
Sein Blick wanderte wieder zu Amaya und sein warmes Lächeln ließ ihre kalte Fassade schmelzen. ,,Schön dass Sie wieder da sind. Herrin Terra wird sich freuen. Sie hat Sie vermisst, Herr."
Sein Lächeln wurde noch breiter: ,,Das freut mich zu hören. Und du? Hast du mich auch vermisst?". Amaya schnappte bei seiner Bemerkung nach Luft. Sie spürrte wie ihr die Röte ins Gesicht stieg und wie Nila sich nur mühevoll ein Lachen verkneifen konnte. Sie beschloss nichts darauf zu antworten und war froh, als Nila das Wort ergriff: ,,Ich muss los. Luca, ich bin mir sicher dass du darauf achtest, dass Amaya gesund wieder nach Hause kommt." - ,,Natürlich."
Nila grinste Amaya nochmal kurz an und ging ohne ein weiteres Wort.
,,Sie müssen nicht auf mich warten, Herr. Mit dem Pferd sind sie alleine viel schneller zurück." Luca stieg vom Pferd und nahm ihr den schweren, mit Obst gefüllten, Korb ab. ,,Ich saß lange genug auf dem Pferd. Ein Spaziergang tut mir jetzt ganz gut. Außerdem wollte ich sowiso noch demnächst mal in Ruhe mit dir sprechen."
Er ging vor und Amaya schaute ihm nach. Ein nervöses Zittern durchfuhr sie.
Was könnte er besprechen wollen?
Sie folgte ihm in einem gewissen Abstand und diesmal nahm er Rücksicht auf sie und passte sich an ihre kleineren Schritte an.
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Amaya: Eine Sklavin Rom's
Romance(abgeschlossen) Amaya war einst eine einflussreiche Frau in ihrem Land bis dieses von den Römern erobert wurde. Nun muss sie sich in der Rolle einer unbedeutenden Sklavin zurecht finden und ihr neues Leben akzeptieren. Dabei schwebt sie ständig in L...
