Wochen waren vergangen als Amaya und Emin endlich, völlig erschöpft Armenien erreichten. Die große Mauer die ihre geliebte Stadt umgeben hatte, war kaum noch da. Nur hier und dort standen noch ein paar sandig farbende Steine. Der Rest lag zerbröckelt auf dem Boden, - so
als hätte sie niemand mehr angerührt nach ihrem Fall. Amaya stieg von der Kutsche und berührte traurig die einst so starken, unüberwindbar scheinenden Mauersteine. Eine Träne rollte ihr langsam über ihre bleiche Wange, als die Erinnerungen in ihr hochstiegen. Emin beobachtete sie von der Kutsche aus, die Zügel in der Hand. Dass sie immernoch kaum gehen und nur auf dem einem Bein stehen konnte beunruhigte ihn. Trotzdem wartete er geduldig und gab ihr die Zeit, die sie brauchte. Nach einigen Minuten kam sie zurück. Sie schaute Emin nicht an und humpelte auf die andere Kutschenseite. Emin sah zu wie sie versuchte sich hochzuziehen: ,,Brauchst du Hilfe?" - ,,Nein danke.", nach dem dritten Versuch, schaffte sie schließlich sich auf die Kutsche zu heben und nahm keuchend wieder Platz. Sture Frau...
Emin schmunzelte und trieb die Pferde wieder an. Sie hatten ihre alte Stadt erreicht. Jetzt würde es nicht mehr lange dauern, bis sie ihr neues zu Hause sehen würden. Anfangs standen nur ein paar wenige Häuser in der Stadt. Wäsche trocknete in der prallen Sonne und Tiere liefen frei herum, auf der Suche nach etwas essbarem. Es war so ungewöhnlich still für eine Großstadt. Amaya sah zu einer etwas älteren Frau, die gerade draußen auf dem Boden saß und auf einer verrosteten Metalplatte ihren Teig knetete. Die Frau sah zu ihr hoch, ein Auge zugekniffen damit die Sonne sie nicht so sehr blendete. Ihr Gesicht war gekennzeichnet von all dem Schmerz der letzten Jahre. Tiefe Falten zierten ihr Gesicht und ihre vorderen Zähne fehlten schon. Doch am Schlimmsten waren ihre hoffnungslosen, fast streben wollenden Augen. Amaya wandte ihr Gesicht ab. Sie konnte nicht länger hinsehen.
Sie schloss ihre Augen und der Wagen fuhr an der Frau vorbei. In ihren Gedanken versuchte sie sich die vielen herumrennenden und spielenden Kinder vorzustellen, die pompösen Häuser und Villen am Straßenrand und vor allem die vielen lächelnden, freundlichen Gesichter der Bürger dieser einst so stolzen Stadt.
Schweigend fuhren sie die staubige Straße entlang und dachten an die Vergangenheit zurück. ,,Sieh mal dort drüben.", Emin brach das Schweigen und deutete mit seinem Finger zum Horizont. ,,Siehst du das, Amaya? Das sind Umrisse von großen Gebäuden."
Amaya kniff ihre Augen zusammen und folgte seinem Blick. Tatsächlich! Dort am Horizont ragten Gebäude hervor.
Je näher sie kamen, desto schneller schlug Amayas Herz. Die Gebäude waren neu. Prachtvoll standen sie dort und bildeten eine neue, zentrale Stadt. Immer mehr Menschen kamen ihnen entgegen und schauten skeptisch dem voll beladenen, verstaubten Wagen hinterher.
Neue Hoffnung erfüllte Amaya. Ihre Stadt hatte sich gut erholt. Anstatt trostlos herumzusitzen, hatten ihre Bewohner sich aufgerafft und innerhalb drei Jahren, ein neues Zentrum geschaffen.
Emin fuhr durch die gesamte Stadt hindurch und hielt vor einem Gasthof. ,,Warte hier. Ich bin gleich zurück.", er sprang vom Wagen und verschwand im Haus. Amaya schaute währendessen dem Trubel zu. Ein junges Mädchen lief lachend über die Straße in die Arme ihres Vaters, der gerade aus der Bibliothek trat. Sie erinnerte Amaya an das Mädchen aus der Arena...
Sie senkte traurig ihren Blick. Ein junger Mann trat mit Emin aus dem Gasthof. Er hielt ein Handtuch in der Hand und trocknete damit gerade ein Glas.
,,Freut mich Sie kennenzulernen, Mam.", er nickte Amaya zu. ,,Das die Stadt Zuwachs bekommt, hat sich schnell rumgesprochen. Viele erhoffen sich wieder mehr Handel, dadurch dass Festizius Unternehmen weiter geführt wird." Amaya nickte ihm ebenfalls zu. Sie hatte den Mann noch nie zuvor gesehen. Er musste hergezogen sein. ,,Ich denke wir werden zukünftig mit vielen anderen Städten und Ländern handeln.", Emin trat zu der Kutsche und setzte sich auf. ,,Wir fahren uns jetzt das Haus anschauen. Danke nochmal, Carlo."
Er trieb die Pferde wieder an und hob seine Hand zum Abschied. ,,Er ist der Vermittler von dem neuem Haus?", fragte Amaya, als Emin keine Anstalten machte sie zu informieren. ,,Ja. Wir sehen es uns jetzt an und wenn es dir gefällt, können wir sofort einziehen."
Erneut durchströmte Freude Amayas Körper. Sie sah das Haus von weitem.
Es war riesieg und hatte einen großen, umzäunten Hof. Der Boden war mit schönen, leicht polierten Steinen gepflastert und das Haus faszinierte Amaya sofort. Es erinnerte sie an ihr altes zu Hause und konnte locker mit den schönsten Villen mithalten, die sie in Rom gesehen hatte. Staunend stand sie nun vor diesem riesigen Haus. ,,Du bist keine Sklavin mehr Amaya, du bist nun eine der wichtigsten Geschäftsleute im ganzen römischen Imperium."
Ein Lächeln bildete sich unter ihrem Schleier. ,,Wir sind zu Hause, Emin."

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Amaya: Eine Sklavin Rom's
Romance(abgeschlossen) Amaya war einst eine einflussreiche Frau in ihrem Land bis dieses von den Römern erobert wurde. Nun muss sie sich in der Rolle einer unbedeutenden Sklavin zurecht finden und ihr neues Leben akzeptieren. Dabei schwebt sie ständig in L...