~Kapitel 25~

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Terra. Amaya konnte gegen die verdrängten Erinnerungen nicht ankämpfen und die Übelkeit kehrte zurück. Sie lehnte sich an die Tür, die der Sklave hinter ihr geschlossen hatte.
Terras Gesicht lockerte sich, als sie ihren Bruder sah und sie zwang sich zu einem Lächeln. ,,Da bist du ja endlich.", sie ging mit ausgestreckten Armen auf ihn zu.
,,Was willst du hier?", Luca verschränkte seine Arme vor seiner Brust. Sie verstand seine Geste und blieb stehen.
,,Ich weiß dass du mir nicht verzeihen kannst, aber ich bin deine Schwester, Luca! Ich brauche dich!". Sie seufzte auf und setzte sich auf die Treppenstufe.
Einen Moment lang sagte keiner etwas und Emin wischte sich seinen Schweiß von der Stirn. ,,Ich weiß doch nicht was ich tun soll.", Terra legte ihren Kopf auf ihre Hände und begann zu schluchzen. Luca kannte dieses trotzige Verhalten. Zu oft war er darauf eingegangen...
,,Ich frage dich zum letzten Mal: Was machst du hier in Armenien, Terra?", seine Stimme wurde lauter und Amaya zuckte zusammen. Wie lieblos sie miteinander umgingen. Es schien, als würde Luca nichts als Hass für sie empfinden. Niemand sagte etwas und Lucas Muskeln spannten sich an. Aber nicht vor Wut sondern vor Schmerzen. Den Schmerzen, die diese weinende Frau ihm angetan hatte... Luca starrte sie an. Er kannte sie überhaupt nicht. Niemals hätte er gedacht, dass sie zu so etwas fähig sein könnte. ,,Luca, ich muss dir etwas sagen.", Terra schaute ihn mit gerröteten Augen an. ,,Was?". Luca wurde immer ungeduldiger. ,,Vater ist tot."
Stille. Alles um Luca herum rückte in den Hintergrund. Er konzentrierte sich auf seine Schwester und schaute ihr direkt in die Augen. Sie sagte die Wahrheit.
Ein Piepen durchfuhr sein Ohr und seine Gedanken kreisten in seinem Kopf. Wie konnte das sein? ,,Sag doch etwas.", Terra schrie ihn fast hilflos an und begann wieder zu schluchzen. Luca konnte nichts sagen. Plötzlich berührte eine warme Hand seinen Arm und brachte ihn aus seinen Gedanken zurück. Mina.
Sie stand neben ihm und umfasste seine Hand. ,,Das tut mir so leid.", sie flüsterte die Worte und ging dann zur Treppe an seiner Schwester vorbei. ,,Gebt ihr ein Zimmer.", sagte sie und brach das Schweigen. Terras Erleichterung war ihr anzusehen. ,,Danke!", rief sie ihr hinterher und versuchte ihre Hand zu ergreifen, doch Amaya war schon an ihr vorbei gegangen. Sie ging die Treppe hinauf und Selma folgte ihr. ,,Aber, Herrin. Alle schönen Gästezimmer sind wegen der Geschäftsführer belegt." Amaya hielt inne und schaute ausdruckslos auf die weiße Wand vor sich. Sie konnte nichts denken. Sie konnte nichts fühlen. ,,Dann gebt ihr meins." Selma schaute ihr ungläubig und mit aufgerissenem Mund nach.

Am nächsten Morgen saß der Schock, ihre ehemalige Herrin wieder gesehen zu haben, immernoch tief bei Amaya. Sie trauerte um Nathan und wäre so gerne jetzt bei Luca... Sie war in ein freies Zimmer für die Sklaven gezogen und machte gerade ihr Bett, als Emin in ihr Zimmer kam. Er setzte sich auf einen Hocker und sah Amaya vorwurfsvoll an. ,,Ich habe gehofft das gestern war nur ein schlimmer Alptraum. Aber diese Frau sitzt unten in deinem Esszimmer und frühstückt mit den Geschäftsführern zusammen." - ,,Danke für die Warnung. Ich werde sowieso in diesem Zimmer frühstücken. Selma holt mir gerade etwas.", sie setzte sich neben Emin. ,,Ist Luca auch dort?" - ,,Nein. Amaya, das war ein großer Fehler seine Schwester bei dir wohnen zu lassen. Hast du vergessen was sie dir angetan hat?!". Emin erwartete keine Antwort und sie wurden von Selma unterbrochen, die ein Tablett herein brachte. ,,Was hätte ich den tun sollen?", sagte Amaya nachdem Selma das Zimmer wieder verlassen hatte.
,,Gar nichts! Sie wäre gegangen und wir hätten unsere Ruhe." Amaya schüttelte den Kopf: ,,Sie hat ihren Vater verloren, Emin. Nathan Laterensis ist tot! Ihr Bruder ist alles was sie hat." - ,,Ja er war sichtlich begeistert seine Schwester wieder zu sehen.", Emin reibte seine verschwitzten Hände an seinen Beinen. ,,Jemand sollte nach Luca sehen." - ,,Kommt gar nicht infrage. Du hältst jetzt Abstand von beiden!". Amaya stand auf und ging zum Fenster. Von diesem Zimmer aus, konnte sie zu Lucas gegenüberliegendes und seinen Balkon schauen. Die Vorhänge waren noch zugezogen und die Balkontür geschlossen. ,,Die Nachricht gestern hat ihn sehr mitgenommen." - ,,Du bleibst hier, Amaya."
Endlich schien sie einzusehen, dass er Recht hatte und nickte. Emin lächelte erleichtert und stand auf um zu gehen. Er legte seine Hand gerade auf ihren Türgriff, als sie seine Befürchtung wahr machte: ,,Du hast recht. Ich sollte nicht zu ihm gehen. Du wirst hingehen."

Amaya: Eine Sklavin Rom'sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt