~Kapitel 9~

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Das Schiff hatte Syrien am späten Nachmittag erreicht. Die Gäste verließen es nacheinander und der Hafen wurde immer voller. Luca drängte sich zielstrebig durch die orientierungslose Menschenmasse. Er würde nicht länger als nötig in Syrien bleiben wollen und da er sowiso nicht richtig schlafen werden kann, entschloss er sich alleine mit dem Pferd weiter zu reisen.
Eine Hand legte sich von hinten auf seine Schulter und Luca fuhr herum, die Hand instinktiv zu einer Faust geballt.
Aurelia schaute ihn kurz ängstlich an und lächelte dann: ,,Keine Angst Römer ich werde dir nichts tun." Luca verdrehte genervt die Augen und ging weiter. Er hatte keine Zeit für sowas.
Sie rannte ihm hinterher und hielt ihn am Arm fest. ,,Ich dachte vielleicht können wir gemeinsam nach Armenien reisen?" - ,,Entschuldige. Ich habe es eilig."
Luca löste ihre Hand und ging weiter. ,,Warum hast du es denn so eilig?", rief Aurelia ihm hinterher. Luca blieb aprubt stehen und ein, hinter ihm hergehender, Junge stieß fast gegen seinen Rücken. Ja, warum eigentlich?
Sie hatte ihn eingeholt und blieb neben ihm stehen: ,,Bis nach Armenien ist es noch sehr weit. Eine Nacht länger in Syrien ist da auch nicht weiter schlimm."
Sie hatte recht...
,,Also gut." Zufrieden lächelte Aurelia zu ihm hoch: ,,In unserer Taverna ist noch ein Zimmer frei." Luca nahm dankbar an und folgte ihr.

Aurelia schlüpfte zufrieden in ihr Bett. Sie hatte Luca ihrem Vater vorgestellt und sie hatten einen angenehmen Abend beim Abendessen verbracht. Luca war zwar früh zu Bett gegangen, doch Aurelia war schon glücklich dass er überhaupt mitgekommen war. Anscheinend war sie ihm nicht so egal, wie er es ihr gezeigt hatte.
Sie musste lächeln und in ihrem Bauch begann es zu kribbeln. Mit so einem Mann an ihrer Seite, konnte sie alles haben. Der Name 'Laterensis' war im ganzen römischen Reich bekannt, und ihre Freundinnen würden vor Eifersucht platzen. Irgendwann war sie dann schließlich, neben all ihren Gedanken an dem Mann im Nebenzimmer, eingeschlafen.

Als Aurelia am nächsten Morgen aufwachte, waren die Bewohner der Stadt schon mit ihren täglichen Aufgaben beschäftigt. Unter ihrem Fenster hörte sie Rufe, Pferdegetrappel und die hastigen Schritte der Menschenmenge. Trotzdem hatte sie gut geschlafen.
Sie hatte den Schlaf auch gebraucht, den sie auf dem wakeligen Schiff so lange nicht mehr richtig bekommen hatte...
Sie stand auf und verbrachte etwas länger an ihrem Kosmetiktisch, als gewohnt. Die Sonne war schon aufgegangen und schien hell in ihr Zimmer. Wo blieb Luca bloß? Sie wollten doch alle gemeinsam in ihrem Zimmer frühstücken. Aufgeregt ging sie in ihrem Zimmer auf und ab und schaute zum wiederholten Mal in ihren Spiegel.
Er kam immernoch nicht. Dann klopfte es endlich an der Tür. Aurelia atmete erleichtert aus und öffnete diese gut gelaunt.
,,Guten Morgen.", Aurelias Lächeln erstarb, als ihr Vater herein kam. ,,Ist unser Gast noch nicht da?", fragte er als er sich an den Tisch setzte.
,,Nein, Vater. Noch nicht. Er hat sicherlich verschlafen. Wir sind doch alle müde von der langen Schifffsfahrt."
Aurelia kaute nervös auf ihrer Unterlipöe herum. ,,Ich schau mal nach ihm."
Sie wartete nicht auf eine Antwort ihres Vaters und verließ ihr Zimmer. Auf dem dämmrigen Flur vor Lucas Zimmer blieb sie stehen. Zögerlich klopfte sie an seine Tür. Erst leise und als er nicht öffnete immer lauter.
Immernoch kam keine Reaktion von innen. Ungeduldig öffnete sie die Tür und starrte in das Zimmer. Sein Bett war leer.
Das Zimmer war aufgeräumt und die Vorhänge noch nicht einmal zugezogen.
Er hatte sie reingelegt!

Luca wollte bleiben. Die Familie war nett und er hatte das Abendessen sogar ein bisschen genossen. Doch die Nacht war wieder einmal schrecklich kurz für ihn gewesen. Kaum hatte er die Augen geschlossen, kamen wieder die Alpträume. Also hatte er sich doch früher und alleine auf die Reise gemacht.
Er hätte nur eine Nacht verschwendet und wahrscheinlich wäre er mit Aurelia und ihrem Vater auch um einiges lamgsamer gewesen als alleine.
Nun befand Luca sich schon in der nächsten Stadt und gönnte seinem Pferd eine Pause. Wahrscheinlich würde er es gegen ein anderes eintauschen.
Er klopfte dem Pferd auf den Hals und trat aus dem Stall. Diese Stadt war etwas kleiner. Sie hatte keinen Hafen und die Menschen hier schienen alle, genau wie er, nur auf der Durchreise zu sein. Gut, also kein Ort um neue Bekanntschaften zu machen. Luca setze sich auf den Boden in den Schatten und beobachtete die Leute, während er frühstückte. Sie hetzten durch die Stadt und erledigten ihre Arbeit. Genau wie er. Sein Blick wanderte zu einer Kneipe und er dachte einen Augenblick lang über diese Verlockung nach. Er hatte länger keinen Alkohol mehr getrunken und ein kühles Glas würde ihm jetzt gut tun nach dieser anstrengenden Nacht unterwegs.
Aber nein. Er wusste wie das enden würde. Luca stand auf und ging zurück zum Stall. Ein Mann wischte sich gerade seine dreckigen Hände an einem noch dreckigerem Tuch ab. ,,Kann ich dieses Pferd, gegen ein anderes tauschen?", Luca deutete auf sein erschöpftes Pferd.
Der Eigentümer begutachtete es und nickte. ,,Such dir eins aus, Römer."
Luca folgte seiner Anweisung. ,,Wo möchtest du hin?" - ,,Armenien".
Der Mann ließ ein vielsagendes Pfeifen von sich:,, Da hast du aber noch einen weiten Weg vor dir." Luca nickte und führte sein neues Pferd aus der Koppel.
,,Wie lange ist es noch von hier aus?" - ,,Einige Wochen." - ,,Und bis zur nächsten großen Stadt?" - ,,Etwa zwei Tage." Luca nickte. Er war auf dem richtigen Weg. Er blickte zu seinem Gepäck und ging die Lebensmittel durch. Genug Proviant hatte er auf jeden Fall noch bis zur nächsten Stadt. Er bedankte sich und stieg auf das Pferd.
,,Es ist gefährlich alleine zu reisen, Römer.", der Mann folgte Luca aus dem Stall. ,,Ich habe keine andere Wahl, wenn ich möglichst schnell mein Ziel erreichen möchte." - ,,Was wartet denn dort? Oder sollte ich besser fragen: Wer wartet dort? Wenn es um die Liebe geht, kennt ihr Römer anscheinend keine Grenzen.", der Mann grinste und wischte seinen Schweiß von der Stirn. Ein Stich fuhr durch Lucas Brust und breitete ich in seinem ganzem Körper aus. Luca schaute finster zu ihm herunter: ,,Ein Geschäftsmann."

Amaya: Eine Sklavin Rom'sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt