~Kapitel 3~

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Luca sah kopfschüttelnd zu wie seine kleine Schwester siegessicher auf ihren Vater einredete.
Dieser war eher in eines seiner Bücher vertieft, als dass er seiner Tochter wirklich zuhörte, und antwortete ihr immer nur kurz mit einem "ahja","schön" und mehreren kurzen Kopfnicken, damit er wenigstens etwas interessiert aussah.
Obwohl die Sache seiner Schwester sehr ernst war, musste Luca bei dem Anblick schmunzeln.
,,...und deshalb will ich sie!", beendete Terra ihre Rede.
Dann wurde es still und ihr Vater blickte zu ihr auf.

,,Wen willst du?", fragte er eine gefühlte Ewigkeit später.
,,Das Mädchen aus Armenien. Ich will sie als meine Sklavin."
Immernoch sah sie ihr Vater verständnislos an.
,,Oh Vater hast du mir denn gar nicht zugehört?! Alle in Rom sprechen von ihr! Gnaeus Domitius hat sie aus Armenien mitgebracht. Man sagt sie ist die Tochter von Festizius!"
Jetzt wurde ihr Vater neugierig und legte sein Buch weg.
,,Heute werden die Sklaven auf den Markt gebracht. Ich muss sie einfach haben! Meine Freundinnen würden sterben vor Eifersucht! Bitte Vater! Du musst Klaudius sagen dass du sie willst. Er ist dein Freund und wird sie dir verkaufen." -
,,Du hast bereits eine Sklavin Terra. Außerdem wird das Mädchen ein Vermögen kosten, wenn sie wirklich die Tochter Festizius ist."
Terras Augen füllten sich mit Tränen: ,,Bin ich dir so viel Geld nicht Wert? Ich muss sie haben Vater! Dann verkaufe ich meine jetzige Sklavin halt." - ,,Nein!" - ,,Aber..."
Ihr Vater hob seine Hand und Terra verstummte.
,,Das arme Mädchen ist es nicht gewohnt jemanden zu dienen. Sie würde dir keine gute Sklavin sein."
- ,,Mit der Zeit gewöhnt sie sich bestimmt an ihre Aufgaben. Bitte Vater. Lass uns sie wenigstens mal anschauen!"

Terra verzog einen Schmollmund und Luca wusste dass ihr Vater nachgeben würde.
Er lehnte immernoch lässig an dem Türbogen und stimmte seiner Schwester, nach ihrem hilfesuchenden Blick zu.
,,Terra hat Recht Vater. Schaut sie euch einfach mal an. Sicher kann Klaudius sie etwas zurück halten."
Nach einer kleinen Gedenkzeit stimmte ihr Vater schließlich zu und Terra warf sich erst dankend bei ihm und dann bei Luca um den Hals.

Kurze Zeit später waren Terra und ihr Vater schon auf dem Marktplatz und trafen Klaudius, der sie glücklich empfing.
,,Ist sie noch da Klausius? Kann ich sie noch kaufen?". Terra wartete gespannt auf seine Antwort, würde aber jede andere Antwort, außer ein 'Ja', nicht akzeptieren.
,,Ja ist sie. Sie wird gerade in dem Haupthaus fertig gemacht. Wenn ihr wollt, können wir in das Zimmer gehen und ihr könnt sie als erstes sehen."
Terra sprang vor Vorfreude in die Luft und Klaudius brachte sie hoch.

Er öffnete eine Zimmertür und in der Mitte des Zimmers stand ein Mädchen, das erschrocken zu ihnen blickte.
,,Sie ist gleich fertig Klaudius. Dann bringe ich sie runter."
Eine kleine Frau wollte die Tür wieder schließen, doch Terra kam ihr zuvor.
,,Danke aber das nicht nötig. Ich will sie als erstes sehen!".
Sie schob sich zuerst an Klaudius, dem römischen Soldaten, dann an der protestierenden Frau vorbei ins Zimmer.
Bei dem Anblick des Mädchens, blieb sie jedoch wortlos stehen.
Vor ihr stand ein abgemagertes, schüchternes Mädchen mit kurzen Haaren in einer hässlich, grauen Tunika.
Terra hatte sich die Tochter des Festizius anders vorgestellt.
Diese hier war hässlich und sah bemitleidenswert aus.
,,Oww...",mehr brachte sie nicht über ihre Lippen als sie das Mädchen von oben bis unten musterte.
Sie war sichtlich verletzt und drehte ihren Kopf beschämt zu Boden.
,,Ich habe es mir anders überlegt, Vater. Du hattest Recht. Eine Sklavin reicht mir vollkommen aus.", mit diesen Worten drehte Terra ihr den Rücken zu und ging raus. Sie würde draußen auf ihren Vater warten.
Dieser ging in das Zimmer und schaute das Mädchen an.
,,Wie heißt du?", fragte er.
,,Amaya."
Sie hob ihren Kopf und sah im direkt in die Augen. Eine kleine Träne kullerte ihr über die Wange.
Nathan konnte seine Tochter verstehen.
In ihrem Alter wollte man eine hübsche Sklavin, mit der man vor den anderen Freundinnen angeben konnte.
Amaya war nicht hübsch. Jedenfalls jetzt nicht, nachdem sie monatelang gehungert und ihre ganze Familie verloren hatte und nun als Sklavin nach Rom verschleppt wurde.
Doch in Amaya sah er etwas anderes.
Ein Blick in ihre Augen genügte und er wusste: vor sich hatte er ein loyales Mädchen, das trotz ihrer Vergangenheit erstaunlich zuversichtlich aussah.

,,Wie viel?" - ,,2000 Stesterzen für dich, mein Freund."
,,Ich nehme sie!"


Amaya: Eine Sklavin Rom'sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt