~Kapitel 8~

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Luca wachte wie gewohnt früh auf. Das hin und her Schaukeln des Schiffes hatte ihm noch nie etwas ausgemacht und so ging er schlaftrunken aus seiner Schiffskabine auf das Deck. Die Sonne ging gerade auf und ein Matrose wischte noch schnell über den Holzboden, bevor die Gäste aufwachen würden. Luca nickte ihm zu und setzte sich auf eine der Bänke. Die Wellen plätscherten wie gewohnt gegen das Schiff und das Meer war eigentlich ziemlich ruhig.
Luca kniff seine Augen etwas zusammen um den Horizont genauer betrachten zu können. Wie viele Monate war er jetzt schon unterwegs? Er wusste es nicht. Was er wusste war, dass sie bald Syrien erreichen würden. In Gedanken stellte er sich wiederholt das Gespräch mit dem neuem Geschäftsführer des Festizius-Unternehmen vor.
Er würde ihm sagen, dass er vom Laterensis Unternehmen sei und sein Vater, Nathan, eigentlich vor hatte persönlich zu kommen, aus gesundheitlichen Gründen jedoch seinen Sohn und Vertreter der Firma geschickt hatte.
Die schmerzhaften Erinnerungen an Amaya, die gerade wieder aufkommen wollten, schob er schnell beiseite. Er musste sich jetzt endlich wieder auf das Geschäft konzentrieren. Langsam kamen immer mehr römische Gäste an Deck des Schiffes. Einige römischen Frauen warfen ihm interessierte Blicke zu und begannen mit ihren Freundinnen zu tuscheln. Luca nickte ihnen zu und sie fingen aufgeregt an zu kichern.
Amaya hatte sich so nie benommen.
Eines der Mädchen kam zu ihm herüber und setzte sich neben ihm auf die Bank.
,,Darf ich fragen wo Sie hinreisen?", sie lächelte verführerisch und spielte mit ihrer Halskette. Luca sah sie nicht an als er ihre Frage kurz beantwortete: ,,Armenien."
Er sah nicht wie ihre Augen sich freudig und überrascht weiteten. ,,Welch angenehme Überraschung! Ich auch. Waren Sie schon einmal dort?". Luca schüttelte den Kopf. ,,Nun ich schon. Sogar schon zweimal. Aber es ist das erste Mal dass ich nach der Niederlage gegen Rom dorthin reise." Luca zwang sich freundlich zu bleiben und schenkte ihr ein aufgezwungenes Lächeln.
,,Ich heiße übrigens Aurelia." - ,,Luca Laterensis". Er schüttelte ihre Hand, die sie ihm entgegen streckte und sah ihr dabei in ihre fast schwarzen Augen. Erst jetzt fiel ihm auf, dass sie eigentlich sehr hübsch war. ,,Diese lange Fahrt ist wirklich anstrengend. Nächstes Mal überlege ich mir zweimal, ob ich nochmal nach Armenien reise." Sie fächelte sich etwas Luft zu und schloss ihre Augen. ,,Reisen Sie geschäftlich oder privat, Luca?" - ,,Geschäftlich." - ,,Ich auch. Oder besser gesagt mein Vater. Ich begleite ihn um die Welt sehen zu können. Dort drüben ist er." Sie zeigte auf einen älteren Herrn, der sich gerade einen Becher Wein einschüttete. ,,Ihm bekommt die Seefahrt nicht sehr gut."
Der kreidebleiche Mann, leerte den Becher in einem Schluck und sah sich um. Aurelia winkte ihm zu und stand auf. ,,Ich denke ich sehe mal nach ihm. Hat mich gefreut Sie kennenzulernen. Auch wenn Sie nicht gerade sehr gesprächig sind." Sie ging zu ihrem Vater, schimpfte kurz auf ihn ein, dass er sich schon am Morgen besaufen musste und führte ihn dann unter Deck. Luca sah ihr nach und schmunzelte amüsiert. Sie war nett. Zwar gewöhnlich wie jede andere Römerin auch,- aber er musste zugeben dass sie hübsch war. Ihr Haar hatte sie nach der Mode blond gefärbt und geflochten. Er rief sich Amayas Aussehen in Erinnerung. Ihr Haar war dunkel, fast schwarz gewesen und leicht gewellt,- oder glatt? Er erschrak. Und ihre Augen, hatten dieses helle, klare, wunderschöne Blau. Aber er konnte die Farbe nicht mehr genau vor Augen sehen. Zwanghaft versuchte er ihre Konturen wieder nach zu fahren und sich an ihre Stimme zu erinnern, doch seine Erinnerungen an sie verblassten.
Ein Stechen fuhr durch seine Brust. Die Erinnerungen an sie, waren alles was er noch von ihr hatte. Und auch das würde ihm bald genommen werden.
Er schaute zum Himmel. Wie oft hatte er schon nach diesem Gott gesucht, der dort angeblich wohnen sollte. Auch hier, tausende Kilometer entfernt von Rom,- war er nicht. Es war dersselbe blaue Himmel wie auch Zuhause. War Amaya wirklich umsonst gestorben für einen Gott, den es gar nicht gab?
Tausend Fragen kreisten in seinem Kopf,- Fragen, auf die er keine Antworten finden konnte. Luca zog sein Messer und spiegelte es auf seinem Schoss in der Sonne. Er hatte oft darüber nachgedacht, selbst heraus zu finden, ob es diesen Gott gab. In seinem Leben hielt ihn sowieso nichts mehr. Er war oft kurz davor gewesen, sich dieses Messer in sein Herz zu rammen.
Luca bemerkte die nervösen Blicke, der umstehenden Gäste und sah wie die Mütter ihre Kinder näher zu sich heran zogen. Er steckte das Messer wieder weg und sie schienen sich zu entspannen.
Er stand auf und ging wieder in seine Kabine. Doch egal wo er sich befand, die Fragen verfolgten ihn und wurden immer unerträglicher.

Aurelia blieb sicher in dem Schatten des Mastes stehen und beobachtete den gutaussehenden, jungen Römer. Er war unglaublich muskulös und wirkte so gefährlich, was sie gleichzeitig anzog. Etwas schien ihn zu beschäftigen und sie hoffte dass es keine andere Frau war.
Egal wie abweisend er sie behandelt hatte, sie würde wieder versuchen mehr über ihn herauszufinden und sie hoffte er würde ihre Gefühle bald erwidern...

Amaya: Eine Sklavin Rom'sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt