Amaya schloss leise die Tür hinter sich, nachdem sie ihre Villa betreten hatte. Mit leisen Schritten ging sie über den dunklen Flur und brachte ihren Schleier weg. Sie hatte ihn schon draußen ausgezogen, da sie in der Dunkelheit sowieso nicht erkannt werden würde. Viel länger als geplant war sie in der Stadt geblieben und umso überraschter, als die Sonne unterging und die Dunkelheit einsetzte. Sie hatte sich natürlich sofort auf den Heimweg gemacht, aber egal wie sehr sie sich beeilt hatte- inzwischen war es dunkel draußen und ruhig drinnen in der Villa geworden.
Vielleicht war Emin früher schlafen gegangen? Immerhin hattes er heute morgen sehr müde ausgesehen. Sie bemühte sich keinen Lärm zu machen und schlich die Treppe rauf zu ihrem Zimmer.
,,Wo warst du so lange?"
Amaya hielt auf der Mitte der Treppe inne und blickte herauf. Oben am Geländer stand Emin und blickte besorgt und verschlafen zu ihr herunter.
,,Entschuldige, ich wollte dich nicht wecken.", Amaya ging die restlichen Stufen hinauf und blieb neben Emin stehen: ,,Ich habe die Zeit vergessen als ich in der Stadt war." Emin verdrehte seine Augen und ging wieder auf sein Zimmer. Amaya schaute ihm mit einem Grinsen hinterher und ging auch endlich schlafen. Irgendwie war sie plötzlich so müde und ließ sich dankbar auf ihr Bett fallen. Der Schlaf überrollte sie und sie fiel sofort in einen ihrer gewohnten Träume. Immer wieder war es derselbe Traum: sie träumte, wie sie festgenommen wurde und im Kerker unter der Arena saß. Von dem kleinem Mädchen das ihre Hand hielt, bis sie von einem Löwen von ihr weggerissen wurde und einen eisernen Schmerzensschrei hinterließ. Sie spürte wieder diese grausame Todesangst wie an jenem Tag und dann plötzlich war alles vorbei gewesen und sie verspürte einen starken inneren Frieden. Sie hatte keine Angst mehr gehabt. Zum Schluss sah sie noch Lucas Gesicht vor sich. Sie sah wie sein leidender, vorwurfsvoller Blick vor ihren Augen verschwomm. Dann war wieder alles dunkel.Am nächsten Morgen weckte sie ein leises Klopfen an der Tür. ,,Guten Morgen, Herrin.", Selma kam herein und öffnete die Vorhänge. ,,Emin lässt dir sagen, dass gestern bereits einige infrage kommende Geschäftspartner hier waren, als Sie in der Stadt waren."
Amaya war plötzlich hellwach:,, Wer genau?". Ihre nervöse Art verunsicherte das Sklavenmädchen und sie spielte schüchtern mit ihren Fingern: ,,Ich weiß nicht, Herrin." Amaya zwang sich ruhiger zu werden und lächelte ihr zu: ,,Danke, Selma. Wie geht es dir heute morgen?".
Die Augenbrauen des Mädchens zogen sich zusammen. Sie war sichtlich überrumpelt mit dieser, doch so einfachen, Frage. ,,Gut." Die Antwort war leise, kurz... und gelogen. Amaya stand auf. Sie drückte liebevoll Selmas Hand als sie an ihr vorbei ging zu ihrer Kommode. ,,Wir wissen beide, dass das nicht die Wahrheit war, Selma. Du darfst mit mir reden, wenn dich etwas bedrückt. Aber ich will dich zu nichts zwingen."
Selma nickte und drehte sich schnell um. Mit leisen Schritten verließ sie das Zimmer. Amaya überhörte das fast stumme 'Danke' nicht, das sie kaum hörber über ihre Lippen gehaucht hatte. Und sie sah auch, wie sich das Mädchen mit einer Hand über ihre Wange strich.
Ohh Gott, heile ihre Wunden.Emin lächelte als Amaya zu ihm in den Garten kam. Er sah etwas erholter aus, als gestern und hatte anscheinend auch bessere Laune. ,,Selma hat mir gesagt dass die ersten eingeladenen Geschäftsführer angekommen sind?" - ,,Gestern waren zwei hier und haben nach dem Eigentümer gefragt. Nach dir."
Amaya setzte sich neben ihm auf die Bank. ,,Wieso wollten sie mit mir sprechen? Du führst doch alle wichtigen Gespräche." - ,,Ich kann sie verstehen. Immerhin investieren sie nicht wenig und sie möchten schließlich wissen, mit wem sie es zu tun haben."
Amaya zuckte die Achseln: ,,Sie werden es nicht erfahren." - ,,So einfach ist das nicht. Außerdem finde ich dass es angebracht wäre, ihnen ein Zimmer anzubieten. Sie haben eine lange, teure Reise hinter sich. Auf deinem Anwesen ist mehr als genug Platz und man könnte sie besser kennenlernen,- was für eine zukünftige Zusammenarbeit von Vorteil wäre."
Jetzt kommt es... gleich... Amaya gab ihm noch ein paar Sekunden.
,,Aber..." da war es. ,,... da wäre ja noch Nathan Laterensis. Ich lasse es nicht zu ihn in diesem Haus wohnen zu lassen."
Amaya ignorierte seine Bemerkung.
,,Die Gäste können in dem Nordflügel untergebracht werden und so lange bleiben, bis wir uns für einen Partner entschieden haben. Mein Zimmer liegt am anderem Ende der Villa. Ich werde niemandem über den Weg laufen."
Emin stand auf und ging vor Amaya hin und her. ,,Wir sollten es den Gästen zumindest anbieten. Versprich mir, dass du auch hier im Haus deinen Schleier tragen wirst, sobald du dein Zimmer verlässt!"- ,,Ich versprechs".
Emin ging zurück ins Haus und schickte die Boten los in die Stadt um die Einladungen zu überreichen.
Amaya blieb nachdenklich auf der Bank sitzen. Lächelnd schaute sie zum Himmel hoch. Gott, ich weiß dass du einen Plan hast und alles zum Besten führst. Hilf mir deinen Plan zu erkennen und gebrauche mich.
Nach dem kurzen Gebet ging auch Amaya zurück ins Haus. Gemeinsam mit Selma und den anderen Sklavinnen machte sie die Zimmer für die Gäste fertig. Für Nathan Laterensis reservierte sie ein Zimmer. Es war das schönste und größte Zimmer mit eigenem Balkon... und es lag am anderem Ende der Villa. Er würde so weit entfernt von ihr schlafen wie es in diesem Haus eben möglich war.

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Amaya: Eine Sklavin Rom's
Roman d'amour(abgeschlossen) Amaya war einst eine einflussreiche Frau in ihrem Land bis dieses von den Römern erobert wurde. Nun muss sie sich in der Rolle einer unbedeutenden Sklavin zurecht finden und ihr neues Leben akzeptieren. Dabei schwebt sie ständig in L...