Amaya packte die wenigen Sachen, die sie hatte, zusammen.
Noch immer rollten einzelne Tränen langsam über ihre Wangen.
Der Raum war grau und dunkel und das Haus, das eben noch mit Gelächter vom Abend erfüllt gewesen war, war nun still und traurig.
Amaya fuhr erschrocken zusammen als sie hinter sich ein Geräusch hörte. Ihr Atem beruhigte sich nicht, als sie sich um drehte und den jungen Römer in der Tür stehen sah.
,,Entschuldige. Ich wollte dich nicht erschrecken."
Schnell drehte sie ihren Kopf zur Seite, damit er sie nicht weinen sah,- doch das war bereits sowieso zu spät.
,,Darf ich dir beim Tragen helfen?", fragte er ohne den Raum zu betreten.
,,Nein danke. Die Tasche ist nicht schwer."
Sie packte ihre Bürste ein und schloss die Tasche. Ein letztes Mal ließ sie ihren Blick durch das Zimmer schleifen und
blieb dann bei ihm stehen.
,,Fertig?", fragte er und lächelte leicht.
Amaya nickte nur kurz und kämpfte erneut mit ihren Tränen.
,,Na dann komm."
Er schob sie sanft aber bestimmt aus dem Zimmer und schloss die Tür hinter ihr. Seine Berührung hinterließ selbst noch ein Kribbeln an ihr, als er seine Hand schon von ihrer Taille weg genommen hatte.
Langsam gingen sie dir Treppe hinunter in den Flur, wo der Rest seiner Familie und Nila auf sie warteten.
Nila hielt ein Taschentuch in der Hand und lächelte ihr aufmunternd zu.
Amaya zwang sich ihr zu Liebe stark zu sein und blieb vor ihr stehen.
,,Ich komme dich besuchen. Und Terra hat gesagt du darfst auch gerne zu mir kommen. Ist das nett? Ich freue mich jetzt schon darauf dich wieder zu sehen.", Nila versuchte sich selbst mit diesen Worten zu trösten, doch ihre brüchige Stimme zeigte sofort wie schwer ihr der Abschied fiel.
,,Ich komme so oft ich kann.", antwortete Amaya und erwiderte die Umarmung ihrer ehemaligen Herrin.
,,Ich wünschte es hätte diese Feier niemals gegeben." Vorwürfe nagten an Nila und sie hasste sich selbst für ihren Leichtsinn.
Sie kannte ihre Nichte gut und hätte wissen müssen, dass sie Amaya zurück haben wollen würde, wenn sie bemerkte wie viel Aufmerksamkeit sie erhielt.
Andere Gefühle hatten Terra noch nie interessiert wenn es um ihre eigenen Wünsche ging und wie hatte Nila denken können, dass es bei ihr anders wäre?
Wie sollte sie denn jetzt ohne Amaya weiter leben? Es gab keinen, der sie so liebte wie ihre Sklavin es getan hatte.
Oder doch? Das Lied was Amaya ihr öfter vorgesungen hatte, fiel ihr wieder ein und plötzlich überkam sie die Angst.
Ein letztes Mal bevor Amaya in die Kutsche steigen konnte, hielt Nila sie fest und umarmte sie.
Leise flüsterte sie ihr die paar kleinen Worte in ihr Ohr, die Amaya erschaudern ließen. ,,Denk an meine Worte: andere Römer würden dich ohne mit der Wimper zu zucken ins Kolsseum schmeißen wenn sie erfahren dass du Christin bist!"Die Kutsche fuhr los und Amaya schaute aus dem Fenster bis sie das Haus ihrer ehemaligen Herrin nicht mehr sehen konnte.
Luca beobachtete die neue Sklavin seiner Schwester.
Eigentlich war er zu ihr gegangen um zu schauen wie es ihr geht, doch als er ihr gegenüber stand, konnte er nicht mehr klar denken und hatte mit ihr nur geredet wie nunmal ein Herr mit seiner Sklavin redete.
Amaya bemerkte seinen Blick und erwiderte diesen. Anscheinend wusste sie nicht dass Sklaven in Rom ihre Herren nicht ansehen durften, doch er konnte es ihr nicht übel nehmen und war sogar dankbar, da er jetzt deutlich ihre blauen Augen sehen konnte.
Diese blauen Augen, die so viel gesehen hatten, jedoch eine kurze Zeit lang wieder strahlen konnten und jetzt traurig, leblos und ohne Hoffnung zu ihm auf sahen.
Er lächelte ihr aufmunternd zu und sie erwiderte sogar kurz sein Lächeln, was sein Herz schneller schlagen ließ.
Terra begann sie über ihre neuen Aufgaben zu informieren und richtete dadurch Amayas Aufmerksamkeit auf sich.
,,...Aber eigentlich musst du immer nur bei mir sein. Auch auf Veranstaltungen und du wirst mich niemals bloß stellen und mir gehorchen. Hörst du? Du hast uns ein Vermögen gekostet und ich hoffe dass du das wert warst!...".
Amaya beschloss dass es besser für sie war, ihr nicht zuzuhören und schaute aus dem Fenster.
Die Kutsche fuhr an Bäumen vorbei und die Sonne ging bereits wieder am Horizont auf. Vögel flogen über den blau-roten Himmel und Amaya wünschte sich auch so frei sein zu können.
Plötzlich klatschte etwas laut neben ihr auf und ihre Wange begann wie Feuer zu brennen.
Amaya schaute erschrocken zu Terra, die ihre Hand erneut zum Schlag hob.
Luca hielt jedoch blitzschnell ihren Arm fest und starrte seine Schwester finster an. ,,Schlag sie noch einmal und du wirst es bereuen. Das schwöre ich dir!".
Terra verschrenkte ihre Arme bockig vor ihrem Körper.
,,Sie ist meine Sklavin und ich werde sie erziehen wie ich es will! Misch dich da gefälligst nicht ein, Luca!".
Endlich mischte sich ihr Vater ein, der seine Tochter schockiert ansah: ,,Wag es nicht sie noch einmal zu schlagen, Terra. Amaya hatte eine höhere Position als du. Wenn du sie vor zwei Jahren geschlagen hättest, hättest du jetzt vielleicht deinen letzten Atemzug getan!" - ,,Eben! Sie hatte eine höhere Position! Jetzt ist sie meine Sklavin und sie hat mir gefälligst zuzuhören!".
Amaya fasste sich an ihre schmerzende Wange. Sie war noch nie geschlagen worden.
Luca beugte sich zu ihr vor.
,,Terra wird dich nie wieder schlagen. Das verspreche ich dir."
Amaya wollte ihm so gerne glauben. Doch der Blick seiner Schwester verhieß etwas anderes.
Noch nie hatte sie so viel Hass und Verletzungen in den Augen eines anderen gesehen. Und das machte ihre neue Herrin unberechenbar...
DU LIEST GERADE
Amaya: Eine Sklavin Rom's
Romansa(abgeschlossen) Amaya war einst eine einflussreiche Frau in ihrem Land bis dieses von den Römern erobert wurde. Nun muss sie sich in der Rolle einer unbedeutenden Sklavin zurecht finden und ihr neues Leben akzeptieren. Dabei schwebt sie ständig in L...