Prolog

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Die ersten beiden Drittel des Schuljahres sind geschafft.
All der Druck der letzten Wochen fällt wie ein Stein von ihr ab. Dachte sie.

Sie sitzt müde und erschöpft auf dem Sofa des elterlichen Hauses.
Gleich geht sie zum Tanzen. Es sollte heute ein schöner Tag werden, dachte sie.
Sie freut sich schon auf die Freiheit, die sie schon mit offenen Armen erwartet. Ob die anderen aus ihrer Gruppe da sein werden? Es ist ihr egal. Denn sie braucht eigenlich nur sich und ihre Tanzschuhe.
Es ist ihre Leidenschaft.
Denn Tanzen ist kein Hobby. Sie lebt dafür.

Ihr ältester Bruder kommt die Treppe herunter. Sein Blick verheißt nichts Gutes.
Er sagt, dass die Polizei vor der Tür stehe.
Sie bekommt ein mulmiges Gefühl in den Magen, doch ihre Neugier überwiegt und sie steht auf.

Beide gehen langsam zur Tür und öffnen sie.
Die Polizisten fragen, ob sie reinkommen dürfen.
Die beiden bejahen.

Der eine Polizist sagt: "Es tut mir leid. Es gab einen schrecklichen Unfall. Ihre Eltern waren mitverwickelt in ihn. Sie haben sich schwer verletzt und schweben in Lebensgefahr."

Sie schaut den Polizisten geschockt an. Ihr Körper ist wie gelähmt.
Ihr wird schlecht. Und schwindelig.
Sie schreit. Laut. Schmerzerfüllt. Markerschütternd. Wie ein Messer kommt der Schmerz in ihre Brust.
Die Kraft schwindet in ihren Beinen.

Ihre drei Brüder umarmen sie von hinten. Ihre Knie geben unter ihr nach. Ihre Brüder halten sie fest.
Ihre Tränen kann sie nicht mehr kontrollieren und sie weiß nicht, ob sie jemals wieder kontrollierbar sind.
Es ist dieser Schmerz, der sich in ihrer Brust breit macht.

Zusammen fahren sie ins Krankenhaus.
Ihre Hand zittert.
Sie nimmt die Hand ihres Vaters.
Mit schwachen Augen schaut er seine vier Kinder an.

"Ethan, was bedeutet dein Name", haucht er mit trockener Kehle.
"Stark, fest und sicher", antwortet dieser und seine Stimme bricht zum Ende hin ab.
"Pass du gut auf deine Geschwister auf, vorallem auch auf Emma", zitternd holte er noch einmal Luft, "Brian, sei Emma ein guter Ratgeber."
Dieser nickt mit Tränen in den Augen.
"Clyde, sei ihr ein guter Bruder und zeige ihr die schönen Seiten im Leben", flüsterte er totenschwach, "was bedeutet dein Name", fragt er sie mit einem Nicken in ihre Richtung.
"Die Große und Gewaltige", schluchzt Emma.
"Lass dich nicht unterkriegen, zeig, was du kannst und kämpfe bis zum Ende", spricht er ihr zu.
Danach ist er still.
Und schließt die Augen.
Sie schreit noch einmal. Der Schrei zerreißt die sterile, ekelhafte Stille des Krankenhauses.
Lauter. Sie hofft, dass sie jemand hört, doch innerlich ist alles betäubt.

Sie geht zu dem Bett ihrer Mutter. Ihre Brüder folgen ihr.
Sie nimmt die Hand ihrer Mutter.
Sie lebt noch. Aber nur kurz.

Ein paar Worte kann sie noch sprechen, doch dann ist es vorbei.

"Alice..."
"Mum, ich bin es. Ich bin Emma, nicht Alice", flüstert sie.
"Alice war hier...."
"Mum, Alice ist tot", haucht sie tränenerstickt.
"Emma..."

Sie formt noch ein 'Ich liebe dich' mit ihren Lippen, bis ihre Mutter in den ewigen Schlaf fällt...

Vor Emmas Augen wird alles schwarz.

unbreakableWo Geschichten leben. Entdecke jetzt