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John Nineteen: Forty-One - Jesus Christ Superstar
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Emma Roberts

Heftige Schluchzer schüttelten meinen Körper. Alice hatte so schöne Worte gefunden, die mein Herz im tiefsten trafen. Sie hat es also kommen sehen, dass etwas passieren wird. Und wollte mich beschützen.
Sie hätte alles für mich getan, alles.
Mit zitternden Händen faltete ich den Zettel zusammen und steckte ihn in meine Hosentasche.

Clyde stand im Türrahmen und schaute mich mit einem schmerzerfüllten Blick an. Seine Augen waren ebenfalls glasig und seine Unterlippe fing an zu zittern. Ich stand von Alice' Bett auf und schmiss mich in seine Arme. Mein Gesicht drückte ich an seine Schulter und krallte mich an seinem T-Shirt fest. Seine Tränen liefen ebenfalls meinen Nacken entlang.

All meinen Schmerz und Bedrückung weinte ich aus und Clyde weinte mit mir. Meinen Brüdern tat Alice' Tod, äh Mord, genauso weh.
Clyde legte seine Lippen auf mein Haar und verweilte dort. Wie ich so eine Umarmung nur vermisst hatte. Genau hier wollte ich sein und so bleiben, wie ich bin.

"Ich muss zu unserem Familiengrab", flüsterte ich tränenerstickt. Clyde nickte nur, da er mich verstand.
Er wusste, dass ich jetzt zum Grab meiner Eltern und meiner Schwester musste.
Ich schlüpfte schnell in meine Schuhe, schnappte meinen Schlüssel, nahm mein Fahrrad und fuhr die Straßen zum Friedhof entlang.

Der Wind trocknete meine Tränen sachte und ich atmete die frische Luft ein.
Im Friedhofsgelände bahnte ich mir einen Weg durch die ganzen Gräber, bis zu diesem einen Grabstein, der mein Herz immer wieder zerriss.
Die Wunden vom Tod meiner Eltern waren immer noch frisch, die Wunde vom Tod meiner Zwillingsschwester riss gerade wieder auf.

Vorsichtig setzte ich mich auf das Gras vor dem wunderschön geschmückten Grab. Alice Roberts. Es tat einem im Herzen weh, dass der Name deiner nächsten Bezugsperson auf einem Grabstein steht.
Es zeigt mir noch einmal, wie kurz das Leben ist und dass man es genießen soll.

Ruhig saß ich da, mein Atem noch leicht zitternd, aber ich beruhigte mich langsam. Still verließen kleine Tränen meine Augen. Wie sehr wünschte ich mir Alice zurück, dass ich jeden Moment mit ihr noch einmal erleben kann und alles nicht mehr so plötzlich kommt.

"Alice, ich liebe dich so sehr, ich kann es nicht beschreiben. Du warst immer für mich da und am liebsten hätte ich jeden Moment mit dir noch einmal erlebt. Noch einmal mit dir nachts im Meer baden gehen, jeden Urlaubsort mit dir noch einmal besuchen, die Nächte durchmachen und jeden kleinsten Moment in mich aufsaugen", flüsterte ich mit geschlossenen Augen. Danach stand ich auf, ging wieder zu meinem Fahrrad und fuhr wieder zurück.

Jetzt fühlte es sich so an, als ob diese Last wieder weg wäre. Mir half es den Tod zu verarbeiten, indem ich einfach mindestens einmal die Woche zum Grab gefahren bin und still meine Tränen weinte.
Zuhause angekommen packte ich meinen Koffer aus und ruhte mich ein wenig aus. Der Tag war einfach so aufwühlend, dass ich ohne ein kleines Nickerchen einfach nicht weitermachen kann.

Unten schloss jemand die Türe auf. Wahrscheinlich Brian.
"Clyde, warum sind hier Emmas Schuhe?", hörte ich unten die beiden sprechen. Leise schlich ich die Treppe hinunter und blickte auf Brians Rücken. Mal sehen, wann er mich entdeckt.

Wie ein Indianer schlich ich mich von hinten an ihn heran und legte meine Hände auf seine Augen.
"Moment, Emma?", fragte er verdutzt und drehte sich um, um mich mit der Kinnlade unten anzustarren. Bei disem Blick musste ich einfach anfangen zu kichern.
"Hä, ich komm gerade nicht drauf klar", lachte er verwirrt und nahm mich dann fest in den Arm.
"Tja, da statte ich euch einfach mal einen Überraschungsbesuch ab", flüsterte ich an seinem Ohr.
Er drehte sich im Kreis und lachte vor Glück.
"Wow, Emma... also ich bin überrascht...", schwafelte er vor sich hin.
"Alles Gute zum Geburtstag, Brian", kicherte ich und nahm ihn wieder in den Arm, "ich hab jetzt spontan kein Geschenk, aber-"
"Psssst, dass du da bist ist schon Geschenk genug", meinte er geheimnisvoll.

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