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Don't give up on me-Andy Grammer
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Emma Roberts

Es stimmte wirklich: Olivia konnte extrem viel reden. Aber das störte mich nicht. Sie brachte einfach frischen Wind in den Alltag.

Es war mittlerweile ein Tag vergangen, seit dem wir uns kennen gelernt haben und sie hat mir auch schon jeden Winkel des Internats gezeigt.

Olivia war einfach... ich weiß nicht, einfach perfekt! Und ich war überaus froh sie als Freundin und Mitbewohnerin zu haben, wenn man nach zwei Tagen Bekannstschaft schon von Freunden reden kann.

"Schau' Emma! Das sind glaube ich die Autos von meinen Friiiiieeends!!!!", riss sie mich aus meinem Gedanken.
Hier war wie überall in England das Schuljahr gedrittelt und man konnte also in den Ferien dazwischen nach Hause. Eigentlich wäre Olivia ja auch erst heute gekommen, aber sie wollte mich ja unbedingt früher kennenlernen, was ich irgendwie extrem süß fand.

Olivia stürmte sofort auf alle drei zu und umarmte sie fest. Nachdem sie eine Runde durch geknuddelt war, drehte sie sich wieder zu mir um.

"Leute, das ist Emma. Sie ist unsere neue Mitschülerin."
Ehe ich etwas erwiedern konnte, wurde ich auch eine Runde durch geknuddelt und mit Willkommensgrüßen überfallen.
Ich erfuhr auch, dass die drei Joy, Holly und Chloe hießen und sie kamen mir alle auf Anhieb super sympathisch vor.
Und das Zimmer der dreien war glücklicherweise genau neben dem von Olivia und mir.
Wir machten es uns bei uns gemütlich, um zusammen zu quatschen.

"Hast du eigentlich Geschwister?", fragte mich Holly.
Holly hatte schulterlange blonde Haare mit einer leichten Welle und blaue Augen, sie erinnerte mich an einen Engel, wie sie meine Mutter mir und meiner Schwester immer gemalt hatte, als wir noch klein waren.

"Ja, drei Brüder", meine Zwillingsschwester ist zwar meine Schwester, aber das ist meine persönliche Schwester und ich bin ehrlich gesagt auch immer noch nicht darüber hinweggekommen, dass sie gestorben ist. Ich wollte ihnen vorerst nichts über meine Schicksalsgeschichte erzählen.

"Du glückliche, ich bin Einzelkind", warf Chloe lachend ein.
"Ja ja, 'glücklich' kann man was anderes nennen", versuchte ich sie zu stoppen.
"Wieso?"
"Du weißt gar nicht, wie anstrengend die sein können. Aber ich hab sie gern", und diese Worte waren zum Glück wahr.

"Ich mag auch meinen kleinen Bruder. Ich freue mich schon, wenn er nächstes Jahr in die fünfte Klasse zu uns kommt. Meine Eltern kümmern sich ja nicht sonderlich gut um ihn...", meinte Joy betreten.
"Was ist mit deinen Eltern los?", versuchte ich nachzuhaken, wollte mir aber gleich selber eine dafür klatschen.
Ich schlug mir aber nur auf den Mund.
"Sorry, tut mir Leid...", murmelte ich. Gleich am ersten richtigen Tag blamiert. Herzlichen Glückwunsch Emma!

"Schon okay. Sie denken halt nur an sich, schicken mich auf ein Internat, aber sagen mir immer nur, dass sie das Beste für mich und meinen kleinen Bruder Sam wollen. Er ist zwar nur adoptiert, aber das ändert ja nichts an seinem Wert. Es ist einfach alles so fake", sprach sie ganz leise.
Aus Reflex legte ich meinen Arm um ihre Schultern um sie zu trösten.

"Tut mir wirklich Leid."
"Emma, alles ist gut. Du kannst ja nichts dafür!", lachte sie mich mit ihrem wunderschönen Lächeln an.
Und da konnte ich auch nicht mehr anders, als aufhören mich zu schämen.

"Wie kommt es eigentlich, dass so plötzlich für den letzten Teil vom Schuljahr hierher kommst?", fragte mich Chloe.

Nein, jetzt nicht weinen.

Doch ich konnte heute einfach nichts gegen meine Emotionen tun.
Die erste Träne bahnte sich ihren Weg über meine Wange.
Ich legte meine Hände auf mein Gesicht und schluchzte in sie hinein.
"Emma?", fragten mich Olivia, Joy, Chloe und Holly besorgt.
"Alles gut?"
"Jaja, alles gut. Passt alles...", versuchte ich mich herauszureden. Ich wollte jetzt kein Mitleid von ihnen. Sonst steh ich hier noch als die komplette Heulsuse da. Ich versuchte zu lächeln, was aber wieder nicht funktionierte.

"Nein, eben nicht. Wenn es etwas gibt, dass dich bedrückt, dann musst du mit irgendjemanden darüber sprechen!", sagte Olivia mit Nachdruck, "du musst es uns nicht erzählen, aber friss das nicht in dich hinein."
Sie nahm meine Hand.
"Aber mit irgendjemandem musst du sprechen."

Ich presste meine Lippen noch mehr aufeinander und zog meine Knie an mich um meinen Kopf auf sie zu legen. Ich weinte einfach weiter. Vor allen anderen.
Ich spürte alle ihre Hände über meinen Rücken streichen. Das tat im Moment so gut!
Sie alle sprachen mir beruhigende Worte zu.
Und ich merkte, dass es okay für sie war, dass ich hier heulend da saß.

"Willst du es vor allen sagen, oder soll jemand rausgehen?", fragte Chloe.
"Ne, schon okay", ich schluckte noch ein paar Tränen hinunter bis ich anfing zu sprechen, "meine Eltern kamen bei einem Autounfall ums Leben..."

"Was?", hörte ich Joy schockiert fragen, "wann?"
"Joy!", warnte Holly sie, die mittlerweile schon Tränen in den Augen hatte.
"Vor zwei Wochen. Meine drei Brüder bekamen nicht das Sorgerecht für mich vom Jugendamt. Und obendrauf müssen sie arbeiten."
"Wie alt sind sie?", mit dieser Frage erntete Joy genauso viele böse Blicke wie bei ihrer vorigen Frage.

"21, 22 und 25."
"Aber reintheoretisch hätten sie dich doch adoptieren können!", fluchte Olivia.
"Eben nicht. Die Frau vom Jugendamt meinte, das gehe wegen irgendeinem Gesetz nicht. Aber ich bin froh euch kennengelernt zu haben", versuchte ich die gedrückte Stimmung wieder aufzuheitern.
Ich zwang mich zu einem Lächeln.

"Emma, komm her...", sagte Holly mit brüchiger Stimme. Holly fing jetzt auch an zu schluchzen und ehe ich widersprechen konnte, wurde ich auch schon von allen vier in eine liebevolle Umarmung gezogen.

Ich vergrub meinen Kopf an Hollys Schulter, während die anderen sich in unsere Umarmung dazu gesellten und einfach für mich da waren indem sie einfach mitweinten.

Vielleicht war es nur Einbildung, aber es fühlte sich so an, als hätte ich das erste Mal in meinem Leben außerhalb meiner Familie wahre Freunde gefunden.

Die vier kannten mich ja kaum und begegneten mir ohne Vorurteile, sondern nahmen mich so, wie ich war. Was für ein Glück, dass ich so tolle Leute um mich hatte, die mich einfach mal umarmten.

unbreakableWo Geschichten leben. Entdecke jetzt