Hey Love - Michael W. Smith
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Emma RobertsNervös ballte ich meine Hände zu Fäusten, sodass meine Fingerknöchel weiß hervortraten und entspannte sie wieder, das soll irgendwie gegen die Aufregung helfen. Tat es aber nicht.
Auch beim zweiten Mal nicht.
Irgendwann gab ich es auf und entschied mich, kühles Wasser über meine Handgelenke laufen zu lassen. Das half auch nicht.
Ich überprüfte noch einmal mein Outfit im Spiegel. Ich hatte heute das blaue meiner zwei Kostüme angezogen, die mir meine Familie zum Geburtstag geschickt haben.
Es war schlicht, aber genau das liebte ich beim Tanzen. Das Outfit soll zwar mein Auftreten unterstützen, aber die Blicke sollen auf mir und meinen Bewegungen liegen. Meine Haare waren in einem festen hohen Dutt und mein Make-Up war ebenfalls schlicht gehalten."Emma, bist du mal fertig?", ertönte Alex' Stimme von draußen.
"Ja", rief ich zurück und atmete noch einmal tief durch, bis ich wieder die Toilette aufschloss. Ich musste eigentlich gar nicht aufs Klo, aber ich habe einfach kurz meine fünf Minuten gebraucht. In einer Stunde bin ich mit meiner Audition dran. Warum war ich heute nur so aufgeregt?Als ich die Toilette verließ erblickte ich Alex, wie er lässig an der Wand stand und mich besorgt ansah.
"Ist wirklich alles okay?", murmelte Bella skeptisch, die neben ihm stand und nervös von einem Fuß auf den anderen trat.
Schnell nickte ich und lief den Korridor nach rechts, wo ein Raum war, in dem ich mich aufwärmen durfte. Alex und Bella folgten mir schweigend und warteten dann im Korridor, während ich versuchte, die aufsteigenden Tränen wegzublinzeln. Ich wusste selber nicht, warum ich gerade so aufgeregt war und warum mich im Moment alles so sehr stresste. Es sollte mir doch eigentlich besser gehen mit Alex, aber ich fühlte mich immer noch schuldig gegenüber Olivia. Unser Verhältnis wird von Tag zu Tag schlechter und ich weiß echt nicht, wo das noch hinführen wird.
Sie war doch eigentlich meine beste Freundin!Dieser Gedanke verfolgte mich schon tagelang und gerade in diesem Moment war es noch einmal schwerer. Völlig aufgewühlt fing ich an, meine Muskeln zu lockern und mich zu dehnen, aber das alles half auch nicht.
Trotzdem musste ich heute unbedingt meine Chance nutzen, es kann ja nicht alles in meinem Leben scheiße laufen.Als meine à la secondes auch beim fünften Versuch nicht funktionierten, spürte ich, wie der Druck in meiner Brust immer größer wurde. Verdammt, warum klappt heute null Komma nichts?
Erschöpft und verzweifelt ließ ich mich auf den Boden sinken und zog meine Beine an, um sie zu umarmen, damit ich, ohne dass mich jemand hörte, schluchzen konnte.Alex und Bella warten im Nebenraum auf mich und werden nichts davon mitbekommen, wie beschissen es mir geht, was ja auch gut so ist.
Ich ließ meinen Tränen freien Lauf in der Hoffnung, dass sich das bessern würde, aber es wollte nicht aufhören.
In mir machte sich ein riesen Frust breit und ich empfand solche Schuldgefühle gegenüber Olivia und Alex.
Fuck.
Ich hätte nicht gedacht, dass mich das alles so sehr aufwühlen würde, dass ich sogar kurz davor bin, hier wieder wegzufahren, um alles zu klären.
Stop. Nein, das hier ist mein Traum. Ich habe mich nicht umsonst die letzten Wochen so hart darauf vorbereitet, um alles hinzuschmeißen.Eine große Hand legte sich auf meine Schulter, wodurch ich kurz erschrocken aufblickte, dann aber in Alex' sorgenvollen Blick sah.
Ich vergrub meinen Kopf wieder auf meinen Knien und schwieg.
Seine Hand ruhte einfach auf meiner Schulter und schon das tat mir unheimlich gut. Alleine seine Gegenwart beruhigte mich schon."Ich kann das nicht", flüsterte ich, "ich kann das... das nicht", wiederholte ich leise.
"Doch du kannst es. Ich weiß das. Verdammt, ich habe doch gesehen, was du kannst. Du bist doppelt so gut wie die anderen hier, also leg los, worauf wartest du noch?"Ängstlich schaute ich um mich herum.
"Ich weiß es nicht...", hauchte ich tränenerstickt, "ich kann nicht allen Anforderungen gerecht werden. Alles versinkt im Chaos. Ich bin noch mit meinen Brüdern verstritten, mit Olivia ebenfalls, gleichzeitig möchte ich euch beide nicht verletzen, eine Stalkergang ist hinter mir her, ich will es zu den National Championships schaffen und oben drauf sind da noch ein paar Klausuren, die ich bewältigen muss. Wie soll ich da bitteschön den Überblick bewahren und heute gescheit tanzen?", meine Stimme wurde mit jedem Satz lauter. Alex schwieg auf meinen kurzen Vortrag hin und schaute betreten zu Boden."Sorry, das war nicht so gemeint", gab ich noch kleinlaut bei, da ich das Gefühl hatte, dass das vielleicht etwas böse rüberkam.
"Verstehe", murmelte er und hielt mir seine Hand hin, "wir sind miteinander gut. Du und ich. Ich weiß, dass gerade nicht alles gut ist, aber wir haben uns", er hielt kurz inne, "komm steh auf."
Simple Worte. Aber es war genau das, was ich gerade wirklich brauchte.
Mit neuem Mut stand ich auf und fing wieder an, meine Drehungen und Sprünge zu trainieren.
Alex schaute mir die ganze Zeit zu und jubelte bei jedem noch so kleinen Schritt wie ein Verrückter. Er konnte manchmal echt albern sein, das musste ich ihm lassen."Perfäääääkt und jetzt mit Schwuuung", trällerter er, als ich gerade aus der Drehung ansprang. So ging das jetzt schon ein paar Mal und immer wieder jubelte er wie ein kreischendes Mädchen auf einem Justin Bieber Konzert, ohne Scheiß.
Es mag vielleicht komisch klingen, aber ich brauchte diese alberne Ablenkung einfach mal wieder."Und jetzt wieder mit viel Kraaaaaft", rief Alex erneut, als ich die Choreografie einmal durchging.
"Alles gut bei euch?", riss Bella Alex aus seinem Motivationsprogramm und schaute verdutzt aber auch amüsiert zu uns rüber, "ist Alex zum Cheerleader geworden oder wie?", lachte sie, "Leuds, Emma ist bald dran, vergesst die Zeit nicht, wobei ich jetzt fast erwartet hätte, dass ihr euch gerade wie wild abschleckt, als Alex meinte, dass er kurz nach dir sieht.""Boah du bist wie Jake", murrte Alex und musste aber mitlachen.
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unbreakable
Teen Fiction~Es ist so ein schreckliches Gefühl, wenn man nicht weiß, was man falsch macht. Man bekommt nur gesagt, dass man aufpassen und sich in acht nehmen soll. Ich bin in einer Welt, in der ich fremd bin und beobachtet werde.~ Emmas eineiige Zwillingsschwe...