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Connection - OneRepublic
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Emma Roberts

"Aber bitte etwas mehr Dramaturgie!", Joy konnte ich mittlerweile nicht mehr Ernst nehmen. Wir versuchten nämlich gerade die Szene mit Ms Smith nachzuspielen und Joy musste uns andauernd korrigieren!

"Okay noch einmal", ich stellte mich wieder aufrecht hin, "also wenn diese eine Lampe kaputt geht, müssen eure Versicherungen ran, und ...!", ich wartete darauf, dass Holly jetzt einsetzt, die gerade die Rolle der Joy versucht nachzuspielen. Doch sie kringelte sich vor Lachen.

"Holly, ernst bleiben!", trällerte Joy mit einer hoch gestellten Stimme.
"Oh ja sorry. Un ... u ... und?", Holly fing wieder an zu kichern und wir fielen wieder mit ein.
Eigentlich sollte ich jetzt als Ms Smith weitermachen, nur das war in unserer Stimmung jetzt schlichtweg unmöglich!

"Leute, das wird heute nichts mehr. Ich glaube, wir sollten jetzt etwas Nützliches machen", versuchte es Olivia in unserem Gelächter und wir wurden erstaunlich schnell ruhig.

"Haben wir irgendeinen Test oder eine Klassenarbeit in der nächsten Zeit?", fragte Chloe aber so viel Motivation jetzt zu lernen hatte ich nicht zwingend. Wir hatten ja noch das ganze Wochenende vor uns.

"Oder wir helfen Ms Jackson den Stall ausmisten!", kam es von Joy und ich muss zugeben, das war eigentlich eine voll nette Geste als Dankeschön, dass sie uns nicht den Hintern versohlt hat.

"Ja kommt Leute! Den ganzen Nachmittag können wir hier nicht mehr sitzen!", versuchte ich die anderen zu überzeugen und das sogar mit Erfolg. Alle stimmten mit ein und so ging ich kurz in mein Zimmer um mir ein paar alte Klamotten anzuziehen, die auch gerne mal dreckig werden durften.

Zusammen machten wir uns auf den Weg zum Stall.
"Was ist das eigentlich für ein Frühjahrslauf?", fragte ich Olivia, die neben mir auf dem Weg zum Stall ging.
"Das ist schon fast Tradition geworden, dass der stattfindet. Dabei wird eine Strecke rundherum um die Lichtung abgesteckt und je nach Klassenstufe muss man eine bestimmte Anzahl an Runden rennen", klärte sie mich auf. Das kann ja heiter werden...
Chloe drehte sich im Laufen um: "Ach ja, nur zur Info: Ich bin unschlagbar."

"Das stimmt allerdings. Und im Volleyball ist sie eine Niete", stellte Olivia triumphierend fest, denn sie ist, wie mir die anderen erzählt haben, eine der besten Spielerinnen der Schule.
"Hey!", Chloe verschränkte gespielt wütend ihre Arme vor der Brust, "das heißt nicht, dass ich schlecht bin, wenn du so oder so die beste bist!", empörte sie sich.
Aber eigentlich gibt es gar keinen Grund zur Aufregung: Ich kann überhaupt kein Volleyball spielen.

"Chloe, du bist nicht alleine. Halt dich fest: Ich krieg' den Ball manchmal gar nicht an meine Hände!", verließ es meinen Mund, "eher an meinen Kopf."
Alle fingen wieder an zu kichern.

Im Stall sahen wir schon Ms.Jackson, die mit vollem Elan das Heu in den Boxen verteilte.
"Hallo ihr wilden Mädchen!", begrüßte sie uns.
Wir mussten bei ihrer Begrüßung lächeln und machten uns dann an die Arbeit.

"Seit wann gibt es hier Tiere?"
"Das war früher mal ein Bauernhof. Deswegen haben wir noch ein paar Pferde", erklärte Joy mir, während sie sich schon einmal mit einer Mistgabel bewaffnete.
"Achso und deswegen sehen alle Unterkünfte für die Klassenstufen wie Bauernhäuser aus?"
"Genau, das Schulgebäude und die Sporthalle wurden aber dazu gebaut", Joy drückte mir eine Mistgabel in die Hand und wir gingen in eine Box.

Ich muss zugeben: Ich habe noch nie einen Stall ausgemistet.
Naja, wie kommt man dazu, wenn man aus einer Stadt wie Plymouth kommt.
Aber es machte mir erstaunlich viel Spaß mit den anderen Mädchen, während ich die Pferde draußen auf der Weide beobachtete.
Sie sahen so... ich sag mal friedlich aus. Wie sie grasten oder einfach nur dösten.

Aber ich war immer noch ständig mit meinen Gedanken bei Alex.
Wie er mich immer mit seinen schokobraunen Augen angeschaut hat! Und mich immer wieder aufgefangen hat, wenn ich hingefallen bin und meine Tollpatschigkeit mal wieder angeschlagen hat. Oder vielleicht war das gar keine Tollpatschigkeit.

Vielleicht war es dieses eine Gefühl, dass sich in mir ausbreitete, wenn ich Alex ansah.
Ich kannte dieses Gefühl zuvor noch gar nicht.

Es war so besonders.
So einzigartig.
Und es gab mir das Gefühl etwas Besonderes zu sein.
Dass ich perfekt bin.
Und dass Fehler in Ordnung sind.
Und dass ich akzeptiert werde.
Dass ich wertvoll bin und nicht die kleine Heulsuse.
Und dass meine Tränen in Ordnung sind und keine Schwäche zeigen.
Ja, das ich für eine einzige Person perfekt bin.

unbreakableWo Geschichten leben. Entdecke jetzt