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Bored - Billie Eilish
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Emma Roberts

Alex hatte ich komplett unterschätzt.
Es war unbeschreiblich dieses Gefühl, das er mit gab. Es ist ein Gefühl von angekommen sein, wie er mit mir umgeht, wie er für mich da ist, wie er mich küsst und berührt.
Er weiß, wie es mir geht, was ich brauche.
Vor ein paar Monaten hätte ich niemals gedacht, dass ich mal mit Alex zusammen sein werde, wir konnten uns damals ja wirklich nicht aushalten.

Ich habe ihn verabscheut, habe ihn gehasst, habe nichts anderes als negative Gedanken über ihn gehabt. Aber wie es kommen musste, haben wir uns gefunden und es war das richtige für mich, mich ihm zu öffnen.

Ich lauschte seinem Herzschlag, ich an seiner Brust und seine Arme um mich. Wie hielten uns gegenseitig fest, weil wir uns einfach brauchten.
Alex hat zwar seine Freunde, aber jahrelang waren es nur seine Freunde, weil er so 'cool' war.
Und ich habe auch meine Freunde und ich habe Alex auch noch nicht alles über mich erzählt, aber genau in diesem Moment war er für mich da.

Ohne, dass ich es einsehen wollte, war er total gut zu mir. Hat mich vor den blöden Leuten abgeschirmt, mich versorgt und mir langsam beweisen wollen, dass es zwischen uns anders ist, obwohl ich Dummkopf das natürlich nicht einsehen wollte.

Ruhig fuhr ich mit meinen Händen an seiner Wirbelsäule hoch und wieder runter, spürte die Wärme seines harten Oberkörpers und ließ mich von ihr durchströmen.
Mit seinen großen Händen fuhr er durch mein Haar, immer wieder, ich genoss das Gefühl seiner Finger an meinem Ohr.

Bestimmend legte er daraufhin seine Hände an meine Wangen, um mich zum Aufschauen zu bewegen.
Wie sehr ich doch in dem braun seiner Augen versinken und es in mich aufsaugen könnte.
Mit jeder Sekunde neigte er seinen Kopf weiter nach unten, verkleinerte den Abstand zwischen unseren voller Erwartung erfüllten Lippen.
Meine Augen schlossen sich erwartungsvoll auf das kommende Gefühl unserer Lippen aufeinander.

Dann streifte Alex mit seinen Lippen ganz leicht meine und ich biss mir durch das entfachte Feuer kurz auf die Unterlippe. Er weckte eine Sehnsucht nach mehr in mir, ich wollte ihn endlich küssen, doch er fing an, einzelne hauchzarte Küsse auf meinen Lippen zu verteilen.
Ganz zart streiften sie zu meinen Mundwinkeln, dann zu meiner Wange, zu meinem Ohr und wieder zurück zu meinem Mund.

Vor Erwartung nach mehr als Liebkosungen fing meine Oberlippe brennend an zu zittern. Mit leicht geteilten Lippen wartete ich sehnsüchtig auf seinen Mund auf meinem.
Zischend atmete Alex kurz ein und aus und legte dann bestimmend seine Lippen auf meine. Das brennende Gefühl wie Feuer breitete sich von meinen Lippen durch meinen ganzen Körper aus.
Meine zuvor lockeren Lippen bewegten sich zu seinen, unser Kuss baute sich wie eine Welle immer mehr auf und ebbte wieder leicht ab, um dann gierig wieder mehr zu wollen.

Vor Verlangen krallte ich meine Hände in sein T-Shirt und er fing auch an mich drängender zu küssen und streichelte mit seinen Händen von meiner Wange zu meinem Hals und wieder zurück.
Unsere Lippen verschmolzen miteinander, wir küssten uns unaufhörlich, ohne nach Sauerstoff zu ringen, denn wir waren gegenseitig unser Lebenssauerstoff.

Außer Atem entfernten wir unsere Länder um einen Zentimeter und schnappten kurz nach Luft. In mir loderte das Feuer immer noch, das seine Berührungen entfachte.

"Scheiße, wie viel Uhr haben wir?", fragte Alex und sah sich hektisch um.
"Keine Ahnung, vielleicht 16 Uhr?", erwiederte ich mit einem Stirnrunzeln.
"Puh, ich habe in einer Viertelstunde Training, Jake würde mir den Kopf abreißen, wenn ich zu spät oder gar nicht kommen würde", er wischte sich symbolisch den Schweiß von der Stirn, "ich muss jetzt los oder... willst du nicht mitkommen?"

Etwas verdutzt schaute ich ihn an.
"Ähm, ja klar... sicher doch", stotterte ich etwas vor mich hin.
Ich schloss mein Handy von der Musikanlage ab und schnappte mir meine Flasche, um einen großen Schluck daraus zu nehmen.
Alex wartete geduldig bis ich meine sieben Sachen zusammen hatte und verließ mit mir die Halle.

Eine viertel Stunde später waren wir dann am Trainingsplatz. Alex meinte, dass ihm das Beachvolleyball spielen viel mehr Spaß machte als in der Halle, aber das geht natürlich im Winter nicht.
All die anderen Jungs waren auch schon da, ich erkannte auch diesen Jake, der mir kurz zulächelte.

Ich ließ mich in das weiche Gras neben dem Sandfeld fallen und sah Alex zu, wie er sich mit den anderen warm machte. Es erfüllte mich mit einer tiefen Freude, dass Alex wirklich Spaß daran hat und es nicht tut, damit ihn andere Leute cool finden.

Der Trainer, ich glaube ein Sportlehrer der Schule, gab Anweisungen, was sie jetzt tun müssten. Alex übte mit Jake verschiedene Techniken und sie korrigierten sich gegenseitig. Für mich sah das alles fehlerfrei aus, doch die beiden gaben sich immer wieder Tips.

Wahrscheinlich ging es Alex bei mir so, wenn ich tanzte. Während ich ständig irgendwelche kleinen Fehler bemerkte, hat er ständig nur den Kopf geschüttelt. Wir waren eben beide einfach zu perfektionistisch in dem, was wir tun.

Dann folgte die Spielphase. Immer je zwei Leute spielten kurze Partien gegeneinander, während alle anderen Jungs mitfieberten und Kritik aussprachen. Diesen Teamgeist hätte ich auch sehr gerne in meiner Tanzgruppe gehabt. Es gab zwar nie Streit, aber ich wurde immer leicht ausgeschlossen, weil ich der Liebling meiner Trainerin war und ich meistens die besonderen Teile in unseren Gruppentänzen hatte.
Manchmal wünschte ich mir, ich sei schlechter als ich eigentlich bin, damit ich, die Tanzstreberin, genau so angesehen werde, wie alle anderen.

Als Jake gerade den Ball hoch anspielen wollte, schrie er kurz auf und hielt sich sein Handgelenk.
Sofort setzte ich mich kerzengerade hin und versuchte genauer zu erkennen, was hier gerade passierte.
Alle anderen Mitspieler liefen auf ihn zu, um zu sehen, was passiert war.

Kurz danach sah ich wieder Jake, der sein Handgelenk immer noch in der Hand hielt und auf mich zugelaufen kam, um sich neben mich auf das Gras zu setzen.
"Alles okay?", fragte ich nach.
"Ja, ich hab mir wahrscheinlich irgendwas gezerrt und es schwillt auch schon leicht an, aber es geht", erklärte er mir schnell, "du bist doch Emma, oder?"

Ich nickte als Bestätigung, er war in meiner Parallelklasse, daher kannte er mich vielleicht noch gar nicht persönlich.
"Hi, ich bin Jake", er streckte mir die Hand als Begrüßung hin und ich schlug ein, "und du bist jetzt mit Alex zusammen?", vergewisserte er sich.
Ich nickte erneut, keine Ahnung, wohin das Gespräch noch führen sollte.

"Okay also Alex weiß gar nicht, wie ich darüber denke, aber dir kann ich es sagen, also... ich glaube wirklich, dass sich Alex geändert hat. Ich meine, seine Augen leuchten, wenn er von dir redet und von Beginn an war es anders mit dir, obwohl es anfangs manchmal echt amüsant war, wie ihr euch nicht ausstehen konntet. Wann treffe ich noch einmal einen mehlübersudelten wütenden Alex an?"
Zustimmend lachte ich leicht und wir beide schauten wieder schweigend auf das Geschehen vor uns.
"Ihr habt etwas Besonderes. Ich kenne Alex schon eine Ewigkeit und noch nie war er so, wie jetzt. Ich wünsche mir wirklich, dass er sich für dich geändert hat, also wenn du verstehst, was ich meine."

Lächelnd nicke ich. Jake war wirklich sehr nett und ich glaube auch wirklich einer von Alex' engsten Freunden. Und ich hoffe wirklich, dass Alex sich nicht nur zur Schau geändert hat, sondern es wirklich ernst mit mir meint.

unbreakableWo Geschichten leben. Entdecke jetzt