Mercy - Lewis Capaldi
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Alex BlackIhre Augen treffen meine. Ihre unglaublich wunderschönen strahlenden Augen verlieren sich in meinen. So viel Angst sehe ich in ihrem Blick. So viel Wut. So viel Scham. Die Trauer in ihren Augen zerstört ihr wunderschönes Erscheinungsbild. Diese hellbraunen Locken, die einzeln in ihr wunderschönes Gesicht fallen. Ich werde meinen Blick niemals von ihr abwenden können. Nur ihre Gegenwart bringt mich zum Staunen. Am liebsten würde ich die einzelnen Strähnen, die sich aus ihrem Pferdeschwanz gelöst haben wieder hinter ihr Ohr legen. Ganz langsam, damit ich ihre Wange berühren kann. Damit ich mich ihr nähern kann. Und ihre sanften, roten, geschwungenen, weichen Lippen kü-
"Alex, wach endlich auf!"
Ein Kopfkissen landete in meinem Gesicht. Emma hätte das nie getan.
"Emma, was soll das?", krächzte ich leise. Fuck, wie ich es hasste, wenn meine Morgenstimme so verschlafen klang.
"Nix Emma hier. Aufstehen!", erklang diese Stimme wieder in meinen Ohren. Fuck. Es war Jake.
"Was für Emma...", stammelte er fassungslos. Natürlich, er wusste nichts von unseren Auseinandersetzungen. Wie sollte er auch.
"Nichts, es ist nur...", ich raufte mir die Haare und setzte mich in meinem Bett auf. Mist, was sollte ich ihm nur sagen? Dass ich seit Tagen von einem wunderschönen Mädchen träume und jetzt auch noch Halluzinationen habe, dass Emma statt Jake vor mir steht? Hi, ich bin Alex aka der Badboy aber bin gerade in das schönste Mädchen der Welt verschossen und bekomme meine Gefühle nicht unter Kontrolle. Sonst noch Fragen?"Hallo, Erde an Alex. Keine Zeit über deine Mädels nachzudenken. Heute ist wieder Frühjahrslauf, schon vergessen? Wir sind heute um 9 Uhr dran. Jetzt los, komm in die Pötte oder muss ich jetzt den Psychologen spielen, der dir deine Gefühle aufklärt?", lachte Jake und kassierte von mir einen Tritt in den Hintern.
Ich ging in unser Bad und zog mir meine Sportklamotten an und darüber einen Hoodie. Ich warf einen Blick in den Spiegel: Ich sah gerade abnormal verliebt aus. Dieses beschissene Grinsen sollte ich mir wieder abgewöhnen. Warum ist es so plötzlich mit Emma gekommen? Ich sollte lieber meinem Image gerecht werden. Über die Jahre hinweg wurde ich immer mehr zum Badboy und mache eigentlich nichts mehr gegen diese Einstellung.
Ich fing an, mir meine Haare zu stylen und hörte sofort wieder auf. Was ist denn in mich gefahren so einen Schwachsinn abzuziehen und mir vor dem Sport Haargel in die Haare zu schmieren?! Wir laufen glaube ich heute um die zehn Kilometer, es ist also zu bezweifeln, dass ich nicht schwitzen werde. Zusätzlich regnet es jetzt schon in Strömen und das wird sich safe nicht mehr ändern."Boah Alex, mutierst du jetzt noch zum Mädchen oder warum brauchst du so lange im Bad?", ertönte plötzlich Jakes Stimme von der anderen Seite der Türe.
Fuck, was ist bei mir heute los?!
Ich schloss schnell die Tür auf und versuchte so unauffällig wie möglich an ihm vorbeizugehen. Jake schaute mich verdutzt an und schüttelte nur noch fassungslos den Kopf.
"Ähm, gehen wir zum Frühstück?", versuchte ich das Thema zu wechseln. Jake nickte verwirrt und wir gingen runter in den Speisesaal.Verwirrt löffelte ich meinen Porridge. Emma war nicht da, normalerweise war sie immer beim Frühstück. Noch komischer war, dass nicht einmal ihre Clique beim Frühstück war. Ich lehnte mich rüber zu Tyler, mit dem ich ja eigentlich nicht so viel zu tun habe, aber er hängt öfters mit Chloe ab.
"Weißt du, wo Emma und die anderen sind?", versuchte ich so beiläufig wie möglich zu fragen. Zum Glück redete Jake gerade mit meinen anderen Kumpels, hoffentlich bemerkt er meine Sorgen gerade nicht. Eigentlich sollte ich mich auf den Run heute konzentrieren, ich muss unbedingt meinen Platz weit oben verteidigen.Tyler riss mich neben mir wieder aus meinen Gedanken. Warum war ich heute so gedankenverloren?! Mensch!
"Ne, nicht einmal Chloe ist hier", meinte er nur beiläufig. "Normalerweise würde sie sehr ausgiebig frühstücken, um heute Nachmittag wieder einen bombenmäßigen Lauf hinzulegen", warf Louis noch ein.
Ich schüttelte nachdenklich den Kopf: "Mädchen sind unergründbar", verließ es meinen Mund und hätte mich sofort peitschen können. Ich offenbarte mich gerade viel zu sehr gegenüber Jungs, die sich gut mit meiner Schwester verstehen und ließ mein Gefühlschaos gerade zu sehr überhand gewinnen."Wenn du nicht einmal weißt, wie deine Schwester gerade tickt, dann ist wohl irgendetwas Besonderes in diese Clique gefahren", versuchte Louis die unangenehme Situation zu lockern, was aber das komplette Gegenteil bewirkte. Sie wussten beide nicht, dass Olivia und ich seit Jahren kein gutes Verhältnis mehr haben und ich auch sehr selten Zuhause bin. Meistens bleibe ich in den Ferien hier im Internat mit der Ausrede, dass ich fürs Volleyball trainieren muss. Nicht einmal meine kleine Schwester kann ich sehen. Ich würde sie so gerne öfters im Jahr sehen, aber das würde bedeuten, dass ich auch Kontakt mit meinen Eltern und Olivia habe, was ich am liebsten vermeiden würde.
Gedankenverloren aß ich weiter, während Jake immer wieder versuchte die Stimmung aufzulockern, was er normalerweise mit seinen dummen Sprüchen schaffte, aber dieser Morgen war ganz anders.
Nach zwanzig Minuten Frühstück mussten wir Jungs aus der elften Klasse uns auch schon fertig machen für unseren Start.
Alle anderen waren heute top motiviert und ich tapste nur grübelnd die Treppenstufen hinauf.
Kurz vor Ende der Treppe stieß ich mit einem Mädchen zusammen. Ich war heute einfach zu verwirrt!
Ich schaute auf und murmelte ein kurzes 'Sorry', als ich erkannte, dass ich in Olivia gelaufen war. Prima! Besser hätte es nicht laufen können.
Sarkasmus lässt grüßen.Ich ging die letzten beiden Treppenstufen hoch, sodass wir uns beide kurz auf Augenhöhe anschauten. Mit zusammen gepressten Lippen versuchte sie ein kurzes Lächeln über ihr trauriges Gesicht zu legen, was aber schnell verblasste.
Ich wusste es. Colin hat sie hängen lassen, es war so klar.
"Hat Colin dich etwa-", fing ich an, wurde aber von ihrer zischenden Stimme unterbrochen.
"Erstens was geht dich das an, dass ich mit Colin zusammen bin, weil es dir doch so oder so egal ist, und zweitens lass mich durch", noch nie habe ich Olivia auf einen Schlag so wütend gesehen, als ob ihr irgendetwas über die Leber gelaufen sei."Weißt du was von Emma?", versuchte ich etwas aus ihr herauszuquetschen, doch sie blockierte sofort, wenn es um Emma ging. Was war passiert?
"Lass mich durch und Emma geht dich nichts an, du würdest sie doch so oder so hängen lassen", murmelte sie aufgebracht und ging schnell die Treppe herunter.
Aua. Der hatte gesessen. Olivia war irgendwie wie eine Furie gewesen, die beim kleinsten Anstupsen komplett eskaliert. Noch mehr verwirrt betrat ich mein Zimmer und zog meinen Hoodie aus, schnappte meine Wasserflasche und ging wieder die Treppen runter.Schon beim einmaligen Heraustreten in den Regen war ich komplett durchnässt. Na super. Dieser Frühjahrslauf wird bei mir als allerschlechtester in die Geschichte eingehen, wenn man bedenkt, dass ich schon am Morgen komplett durcheinander war - wie das Wetter.
Ich machte mich mit Jake und den anderen warm. Natürlich standen wieder ein paar Mädels da, um uns anzufeuern. Unter ihnen war auch Layla... wie ich sie verabscheute!Ich schloss kurz meine Augen um mich von all den Gedanken zu beruhigen. Olivias traurige Augen bekam ich aber nicht mehr aus meinem Kopf.
Noch einmal tief durchatmen und dann zur Startlinie gehen. Ganz einfach. An nichts mehr denken. Einfach nur darauf konzentrieren, dass ich hier eine gute Note bekomme und dann kann ich nach Emma schauen.
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unbreakable
Teen Fiction~Es ist so ein schreckliches Gefühl, wenn man nicht weiß, was man falsch macht. Man bekommt nur gesagt, dass man aufpassen und sich in acht nehmen soll. Ich bin in einer Welt, in der ich fremd bin und beobachtet werde.~ Emmas eineiige Zwillingsschwe...