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Love Yourself - Justin Bieber
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Emma Roberts

"Was?", entfuhr es mir. Ich hätte jetzt absolut nicht damit gerechnet, dass Alex mir diese Frage stellen wird. Denn ich weiß überhaupt keine Antwort darauf. Vor allem dass er sich dafür interessiert, woher ich das kann.

"Woher kannst du so gut tanzen? Ich meine, jeder kann hart dafür trainieren. Jeder kann das erlernen. Aber bei dir... ich kann das eigentlich gar nicht erklären. Du hälst mich jetzt bestimmt für verrückt, aber ich habe das Gefühl, dass Tanzen bei dir kein Hobby ist, sondern eine wahre Leidenschaft. Als ob du sterben würdest wenn du nicht tanzen könntest aus welchen Gründen auch immer! Du steckst da einfach all deine Gefühle mit rein. Alles. Und mit alles meine ich alles. Deine Freude, deine Ängste, deine Trauer, alles! Das habe ich einfach so krass gemerkt. Dir stiegen Tränen in die Augen. Ich weiß nicht warum und vielleicht geht mich das auch nicht mal im Geringsten an, aber... aber ich hab das voll bewundert...", kam sein Gedankenschwall aus ihm heraus.

Ich war komplett überfordert von seiner Bewunderung und es war das erste Mal, dass jemand seine Bewunderung mit diesen Worten ausdrückte.
"Woahh.. okay... das war jetzt ziemlich viel auf einmal muss ich sagen... wo soll ich anfangen? Eigentlich habe ich nie so hart trainiert. Klar, der Ehrgeiz war da, aber es hat mir auch einfach Spaß gemacht und tanzen ist für mich auch so etwas wie eine Auszeit. Wenn ich vieles verarbeiten muss, aber...", ich musste innehalten. Ich konnte ihm jetzt nicht alles erzählen.

"Was aber?", hakte er in dieser dunklen Stimme nach, die mir eine warme Gänsehaut über den Rücken jagte.

"...aber hier, da kam so viel auf mich zu...", mehr wollte ich nicht von mir geben.

Ich zog meine Beine an, da mir wieder ziemlich kalt wurde. Mit meinen Armen um meine Knie geschlungen legte ich mein Kinn auf meine Knie.

"Fuck Emma, ist dir kalt?!", fragte er wieder in sofortiger Alarmbereitschaft.
Ich nickte.
"Warte, ich glaube, hier gibt es Wolldecken...", er stand auf und ging um eine Ecke. Kurz danach stand er mit zwei großen Wolldecken vor mir.

"Nimm die hier", er hielt mir eine Wolldecke hin, "nein, Moment, wir gehen auf den Heuboden, da ist es wärmer."

Ich stand auf und folgte ihm zu einer Leiter und das Laufen fiel mir auch erstaunlich gut.
Alex war schon nach oben geklettert und schaute zu mir hinab: "Kannst du das mit deinem Fuß?"

"Es geht eigentlich", antwortete ich und obwohl es bei jedem Tritt schmerzte, schaffte ich es ohne Zwischenfälle nach oben. Er hielt mir oben seine Hand hin und zog mich die letzten Stufen nach oben.

Ich setzte mich hin und wickelte mich in eine Decke ein. Zitternd saß ich da und starrte einfach nur auf meine Beine, weil mir nicht wärmer wurde. Seine nahe Wärme ließ mein Herz höher schlagen und ich musste mich zusammenreißen um nicht nach Luft zu schnappen.

Stumm saßen wir nebeneinander und schauten durch das Dachfenster in die Nacht und den Regen der wir eine Trommel unaufhörlich darauf einprasselte.
Ab und zu sah man einen Blitz und hörte ein Donnergrollen.
Meiner Rechnung zufolge war das Gewitter nicht allzu weit weg. Es war genau genommen sehr nah.

Wir saßen weiterhin schweigend nebeneinander bis ich wieder heftig zu zittern begann.
"So wird dir mit Sicherheit nicht warm", sagte Alex dunkel, "wir müssen näher zusammenrücken."
Die Aussicht, ihm noch näher zu kommen, ließ meinen Mund trocken werden, aber ich wusste, dass er recht hatte.
"Okay", flüsterte ich und spürte wie Alex, der leicht hinter mir saß, langsam näher rückte und mir seine Decke zusätzlich noch drüber legte.

"Darf ich?", fragte er sanft und ich nickte leicht als Bestätigung, woraufhin ich mich leicht nach hinten an seine Brust lehnte und meinen Kopf zur Seite drehte.
Langsam sanken wir nach hinten, bis er seinen Arm um mich gelegt hat und die Decke noch gut über uns ausbreitet.

Mein Herz klopfte mir bis zum Hals, als ich seinen nassen Oberkörper so nah an meinem fühlte. Stocksteif lag ich neben ihm und versuchte mich daran zu erinnern, wie man atmete, als ich seinen Duft wahrnahm. Meine ganze Haut prickelte, wo wir uns berührten und ich hasste es, dass seine Nähe mich so durcheinanderbrachte.

Aber mir wurde gleich viel wärmer, denn trotz der Nässe seines Shirts spürte ich die Wärme seines Oberkörpers und unsere unregelmäßigen Herzschläge, die gegeneinander schlugen.
Ich entspannte mich auch zutiefst und genoss seine Wärme, die sich auf mich übertrug. Wie eine Hülle legte sich seine Hitze um mich und war stärker als jede Wolldecke.

Am liebsten wäre es mir, wenn da keine Decke und kein Oberteil wäre...

Woah, chill mal. Meine innere Stimme spielt manchmal verrückt, ziemlich verrückt.
"Hilfe, du bist echt kalt", flüsterte er und rieb mit seinen Händen über meinen Arm, um mich irgendwie trocken zu rubbeln. Langsam entspannte ich mich und presste meinen Oberkörper an seinen, um irgendwie das Maximum an Wärme zu erfahren. Still schweigend versuchte er mich mit der Decke abzutrocknen und ließ scheinbar seine eigenen Bedürfnisse außen vor.

"Warum war es dir vorhin so wichtig die Pferde reinzuholen?", ergriff ich wieder das Wort.
"Es ist hier schon... einiges passiert was die Pferde und das Gewitter angeht", gab er kurz von sich sodass ich merkte, dass es wohl besser wäre aufhören zu fragen.
Ich konzentrierte mich lieber auf seine Körperwärme, die ich trotz unserer Kleidung und der Decken gut spüren konnte.
Mein zitternder Atem ebbte langsam ab und mein Körper wärmte sich zunehmend an seinem auf.
Mein Zeitgefühl hat schon vor langer Zeit versagt, schätzungsweise haben wir es zehn Uhr.
Wir schauten eine Weile durch das Dachfenster, wo die Regentropfen abprahlten, hinaus in die Nacht.

Als Alex seinen Kopf zu mir drehte, wurde ich wieder aufmerksam: "Du hast doch Brüder, nicht?"
Sein Gesicht war jetzt meinem so nahe wie heute Mittag.

"Doch, ich habe tatsächlich drei wundervolle Brüder", antwortete ich verträumt an die Holzdecke schauend.

"Und... wie alt sind sie? Ich meine, warum sind sie nicht hier? Bist du schwererziehbar und musst deshalb auf ein Internet gehen?", meinte er mit einem Schmunzeln.
Mir entfuhr ein leises Lachen.
"Oha!", war meine erste Reaktion und würde ihm gerne liebevoll ein paar klatschen, "würden sie noch zur Schule gehen, wäre glaube ich gewaltig etwas schief gelaufen...", gab ich mit einem lachenden Laut von mir.
"Hä?", entfuhr es ihm mit einem fragenden Blick.
"Der jüngste ist sechs Jahre älter als ich, sie müssten also ziemlich oft wiederholt haben, wenn sie jetzt noch auf der Schule wären", gab ich lachend von mir.

Alex sah mir wieder in die Augen. Diese schokobraunen Augen sahen mich wieder wie immer mit so einer wärmenden Intensität an, dass meine Knie so weich wurden wie Gummi.

Lass es dir nicht anmerken.

"Dieses Lachen...", verließ es seinen Mund, "es ist so schön..."
Mein Herz fing wieder an wie wild zu klopfen. Diese raue und leider absolut große Stimme benebelte immer wieder meine Sinne und ich konnte mich nicht mehr dagegen wehren. Ich schloss die Augen um diesem intensiven Blick nicht standhalten zu müssen. Sein warmer Atem streichelte immer noch mein Gesicht, aber es war besser, als jetzt vor diesem Anblick mit dem Sabbern anzufangen.

Ich merkte, dass ich jetzt auch schlafen sollte und kuschelte mich wie aus Reflex näher an ihn.
Sein ruhiges Ein- und Ausatmen und das Haben und senken seiner Brust ließ mich komplett entspannen.
Es fühlte sich so schön an, obwohl ich eigentlich wusste, dass er mit Layla zusammen war.
Aber in den Moment habe ich das alles irgendwie ausgeschaltet. Und dann bin ich glaube ich auch schon eingeschlafen.

unbreakableWo Geschichten leben. Entdecke jetzt