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Tough - Lewis Capaldi
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Emma Roberts

"Emma!"
Mein Blut gefriert in meinen Adern, als ich seine säuselnde Stimme wahrnehme, die durch die warme Frühlingsluft klingt und ich mich umdrehe, um in sein finsteres Lächeln zu schauen. Es war Derek.
Ich kam gerade vom Tanzen und ich wusste genau, dass Dereks Gegenwart nichts Gutes verhieß.

"Was willst du von mir?", fauche ich ihm entgegen und lasse zu, dass sich seine grobe, raue Hand um meinen zitternden Arm schlingt, woran er mich hinter das Schulgebäude zieht.
Mit einem Ruck lässt er mich los, sodass ich nach Gleichgewicht suchend gegen die harte Hauswand knalle und keuchend nach Luft ringe.
"Ich glaube, dass du letztes Mal die Konsequenzen für dein unanständiges Verhalten nicht genau verstanden hast", meinte er gehässig und eine Ohrfeige knallte an meine Wange.
Ich sah kurz schwarz, bis der Schmerz sich pochend in meiner Wange bemerkbar machte.
"Du hast keinen Grund über mich zu herrschen", sobald diese schnippische Aussage meinen Mund verließ, bereute ich es sofort, denn er verpasste mir erneut eine Ohrfeige.

"Du lässt von Alex ab und ich von dir. Ganz einfach und ohne Probleme", um seiner Aussage mehr Ausdruck zu verleihen, drückte er mich gegen die Wand und ich drehte meinen Kopf zur Seite, dass er meine aufsteigenden Tränen nicht sah.
Er lächelte breit und der Ekel stieg in mir auf.
Seine Finger bohren sich in meine Wangen und drücken mein Gesicht wieder gegen die Wand.
"Und dass du mich verstanden hast: Du hältst dicht, kein Wort zu irgendjemanden", er drehte mein Gesicht wieder grob zu ihm, dass ich wieder in sein widerliches Gesicht schauen musste.
Mit brennenden Tränen in meinen Augen versuchte ich es noch einmal: "Und was wenn ich mich nicht dran halte?", die brennenden Tränen verließen meine Augen und es war genau das, was ich vor ihm vermeiden wollte.
Er zog mich ruckartig von der Wand weg, schuckte mich auf den Boden und schlug hart auf meinen Rücken. Ich japste nach Luft, in dem Versuch nicht zu viel zu weinen. Er war einfach so ein Arschloch und ich wusste nicht einmal, warum er mich so behandelte.
Plötzlich zog er mich wieder an meinen Schultern hoch und schaute mich mit seinem hämischen Grinsen an. Er schlug wieder auf meinen Rücken, während ich nur noch vor mich hin wimmerte und ihn anflehte, er solle aufhören, doch sein Lachen wurde nur noch gehässiger.
Ein letztes Mal drückte er mich gegen die Wand und hielt solange ein mit irgendeiner Flüssigkeit getränktes Tuch vor meine Nase, bis ich wohl oder übel den ätzenden Geruch einatmen musste. Sofort fing mein Kopf an zu drücken.

"Das soll als Warnung dienen", der drohende Unterton ließ mich zusammen fahren, während er noch einmal leicht auf meine Wange schlägt, sich umdreht und mich keuchend vor Schmerz wimmernd auf den Boden rutschen lässt. Ich versuchte verzweifelt die Tränen zu konrollieren, doch der Schmerz schien zu groß um wieder aufzustehen. Ich werde den Lauf morgen nicht lebendig überstehen, wenn meine Schmerzen nicht sofort aufhören würden.

Mit aller Kraft stehe ich auf und wische mir mit zitternden Händen meine Tränen weg, um mir einzugestehen, dass ich mich nicht von diesem Ekel unterkriegen lasse.
Es sollte mich nicht so fertigmachen, da ich sowieso nichts von Alex will.
Jeder Atem schmerzte in meiner Lunge. Die Schläge waren hart und erbarmungslos gewesen. Ich habe immer gedacht, dass Derek einfach nur pervers und nervig war, bevor mich Alex vor ihm und dem anderen "gerettet" hat. Aber ich hätte niemals gedacht, dass er mich grundlos zusammenschlägt und so unklare Andeutungen von sich gibt. Ich fühlte an meinen Händen leichte Schrammen von dem Asphalt. Aber der Schmerz war eigentlich nur nebensächlich. Viel mehr schmerzte mich diese Demütigung, die von ihm ausging. Ich fühlte mich nutzlos und schwach und wäre am liebsten niemandem unter die Augen getreten.

Mit einem letzten selbstsicheren Atemzug ging ich wieder um das Schulhaus herum auf den regulären Weg, wo mich jeder sehen würde. Mit schnellen Schritten versuchte ich die Menge an Schülern zu umgehen, die ihren sonnigen Nachmittag draußen genossen. Ich konnte kaum gerade gehen, da mein Kopf so sehr dröhnte.

"Emma!", ich drehte mich kurz zu der Richtung um, aus der Alex mich gerufen hatte. Seine Stimme würde ich unter allen anderen erkennen und kein anderer Mensch konnte meinen Namen so elegant und sanft aussprechen.
Er kam auf mich zugejoggt und ich drehte mich schnell um, um mein Zimmer zu erreichen, bevor er mich zur Rede stellen könnte.

"Emma, warte doch kurz!", seine Stimme war immer näher und ich hatte ehrlich gesagt überhaupt keine Lust, mit ihm jetzt zu reden. Zwischen uns war rein gar nichts und das würde sich auch niemals ändern, was mich wiederum beruhigte.
"Weißt du, wo Derek ist? Ich habe ihn vorhin bei dir gesehen und wollte ihn nochmal was wegen dem Training fragen", redete er auf mich ein und ich drehte mich zu ihm um.
"Weißt du, wo er ungefähr hingegangen ist?"

Alex schien zum Glück noch nicht zu ahnen, wie scheiße es mir gerade ging und allein bei der Erinnerung an Derek lief mir wieder ein kalter Schauer über den Rücken. Ich atmete kurz durch und schüttelte mit zusammen gepressten Lippen meinen Kopf in dem Versuch die aufsteigenden Tränen zurückzuhalten.
Ich bewegte mich schnell weiter zu den Häusern. Dummerweise, liegt unseres sehr weit hinten in dem kleinen 'Dorf'.

"Stop, was ist los?"
Besorgnis schwimmt in seiner Stimme mit, was mich meine Nägel in meine Hände bohren lässt.
"Alles bestens", zische ich leise und gehe weiter voraus, werde aber an meiner Schulter zurückgerissen, sodass er unmittelbar vor mir steht und mich hart schlucken lässt.
"Emma", drängelt er ungeduldig, doch ich schüttle den Kopf und gehe einen Schritt nach hinten, "wie könnte ich glauben, dass alles in Ordnung ist", haucht er völlig durcheinander.

"Es ist nicht dein Problem", flüstere ich, unfähig die Trauer noch zu überdecken.
"Dann lass es mein Problem werden, das habe ich dir schon einmal gesagt!", erwiederte er mit Nachdruck.

"Nein, das kannst du nicht", meine Stimme wird brüchiger und in meinen Augen sammeln sich Tränen. In einer schnellen Bewegung möchte ich mich umdrehen, werde aber an meinem Arm festgehalten und zurückgerissen, sodass ich in seine Umarmung falle.

"Egal was du vor mir oder sonst wem verheimlichst, Emma, es gefällt mir nicht. Und ich werde alles mögliche dafür geben, damit du in Sicherheit bist", knurrt er mit einer tiefen, aber sanften Stimme, die mein Herz höher schlafen lässt.

"Es geht dich nichts an und wird es auch nie sein. Wir stehen in keinerlei Freundschaft miteinander, also glaube mir einfach, dass alles in Ordnung ist und ich damit alleine klarkomme", mein Hals wird zunehmend trockener, als ich erneut in seine Augen schaue und einen enttäuschten und verwirrten Ausdruck ausfindig machen kann.
"Emma, mich geht es sehr wohl etwas an-"
"Was ist, wenn ich meine Geheimnisse habe und meine Probleme selber lösen möchte?", frage ich brüchig, während eine Träne meine Wange erklimmt.
"Das ist mir egal. Ich finde es raus und ich werde dich beschützen, das verspreche ich dir", flüstert er.

"Schön, wenn du das glaubst", ich drehe mich schnell um und gehe weiter. Hinter mir höre ich ihn noch leise verzweifelt meinen Namen murmeln. Am liebsten hätte ich wie alle anderen den Nachmittag genossen, aber ich konnte in meiner Verfassung unmöglich unter die anderen. Leise schlich ich durch das Haus, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Leise öffnete ich die Türe zu unserem Zimmer und blöderweise lernte gerade Olivia auf irgendeine Klausur.
Mistekacke.
Sie drehte sich sofort zu mir um und lächelte mich an.
"Hey! Warum bist du nicht draußen und genießt die Sonne? Ich muss leider Mathe lernen, sonst vermassel ich die Arbeit", es schwebte sofort ein besorgter Unterton in ihrer Stimme mit und ich merkte, dass ich keine andere Wahl hatte, es ihr zu erzählen.

"Du siehst nicht besonders gut aus...", verließ es ihren Mund, bis sich alles bei mir anfing zu drehen. Ich stütze mich kurz an meinem Schrank ab, während Olivia blitzschnell aufstand und mich stützte. Ich versuchte noch einen klaren Gedanken zu fassen, hörte nur noch in brüchigen Abständen: "Du siehst aus, als hättest du gerade einen Zombie gesehen", bis sich mein Kopf komplett ausgeschaltet hat...

unbreakableWo Geschichten leben. Entdecke jetzt