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Lovely - Billie Eilish, Khalid
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Emma Roberts

Mit einem Schrei wache ich auf. Das Auto fährt in Zickzack-Linien. Die Dunkelheit draußen droht uns zu zerdrücken.
Etwas Blaues blinkt hinter uns. Eine Sirene dringt in mein Gehör. Vorne im Auto sitzen zwei mir fremde Männer. Wir schlagen immer mehr Kurven. Immer mehr Slalom und die Sirene dringt immer näher.

Mit einem Schlag kommen wir zum Stehen. Von vorne höre ich ein "Fuck", die Männer steigen aus, während ich zitternd auf dem Rücksitz liege. Was ist passiert? Wo bin ich? Wer bin ich?
Draußen höre ich laute Stimmen, Schläge, Schreie.
Irgendwo fällt das Wort "Polizei", doch es dringt nicht weiter vor in meinen Verstand.
Alles an meinem Körper tut weh, meine Handgelenke, allgemein meine Knochen, alles.

Ein lauter Knall lässt mich aufschrecken. Es klirrt. Dann ein Aufreißen einer Tür.
Ich schreie kurz auf.
"Schon gut, ich bin Polizist", höre ich eine fremde Stimme.
Meine Handgelenke sind wund.
Ich kann kaum atmen.

"Emma? Emma? Emma?", diese fremde Stimme dringt wieder in mein Gedächtnis und jemand rüttelt an meiner Schulter, "Emma, kannst du mich hören?"

Ich versuchte meine Augen wieder aufzumachen und blickte erschrocken in das freundliche Gesicht eines jungen Polizisten. Schockiert starre ich ihn an, wie er auf dem Sitz neben mir sitzt, auf dem überall Glasscherben verteilt sind. Warte, hat er das Fenster etwa eingetreten? Denn hinter ihm war die Glasscheibe nicht mehr da.

Panisch schaue ich mich um und versuche mir irgendeinen Reim aus der ganzen Situation zu machen.
Die Tränen schießen mir wieder in die Augen und ich stelle verzweifelt fest, dass ich so gut wie nichts mehr weiß, zumindest kommt mir alles sehr schwammig vor.

"Emma, du bist jetzt in Sicherheit, die Polizei ist da", spricht er beruhigend, während ich geschockt auf meinen Schoß starre.
Er greift nach seinem Funkgerät und spricht hinein: "Ja, ich habe sie gefunden.... geschockter Zustand, gefesselt und ein paar kleine Wunden aber nicht lebensgefährlich verletzt.... hol bitte einen Krankenwagen, danke dir", beendete er das Gespräch und beugte sich wieder zu mir herunter, "könntest du dich mal nach vorne beugen?"

Ohne Nachzudenken tue ich, was er gesagt hat und beuge mich leicht nach vorne, sodass er an meine gefesselten Hände kommt. Meine Hände waren gefesselt worden?
Behutsam bindet er das Seil weg und legt dann einen Arm unter meinen Rücken und dann unter meine Knie, um mich aus dem Auto zu tragen, das gegen einen Baum gefahren ist und vorne eine riesige Delle hatte.

Jetzt konnte ich erst meine Umgebung wahrnehmen: Wir waren irgendwo im nirgendwo auf einem Feld, es war stockdunkle Nacht, überall blinkten Polizeiautos, an einem standen zwei gefesselte Männer, wahrscheinlich meine Fahrer und der Polizist, der mich trug, steuerte zielstrebig den Krankenwagen vor uns an.

Das Licht drinnen blendete mich fast, also machte ich erschöpft meine Augen zu und versuchte wieder klar zu denken. Der Polizist legte mich auf einer Tragebahre im Wagen ab, sodass ich leicht schräg sitzen konnte und die Sanitäter legten mir einen Zugang in meiner Armbeuge, während ein anderer eine warme Decke über mich legte.

"Wie ist ihr Zustand?", erkundigte sich ein Sanitäter, der bereit ist, alles zu protokollieren.
"Sie war geschockt und verängstigt, ich gehe davon aus, dass man ihr k.o.-Tropfen gegeben hat. Rote Schlieren an den Hamdgelenken vom Fesseln, am Körper mehrere Schrammen verteilt, ansonsten in Ordnung", berichtete der Polizist noch einmal ausführlich meinen Zustand.
"Ich würde sagen, wir fahren ins Krankenhaus und checken sie komplett durch, dann sind wir auf der sicheren Seite", erklärte die Sanitäterin und legte mir eine Hand auf die Schulter.

Langsam kam ich wieder zu mir. Ich fühlte mich etwas besser und nahm den Raum mehr wahr.
Dadurch kamen auch alle Erinnerungen hoch. Ich habe mit Alex gesprochen und dann kamen die "Bösen", wir kämpften gegen sie und ich habe einem ins Bein geschossen.
Verdammt, ich habe jemanden angeschossen. Ich habe so unüberlegt gehandelt.
Bei dieser Erkenntnis kamen die Tränen wieder hoch. Ich schämte mich so sehr für mein Verhalten und ließ es geschehen.

unbreakableWo Geschichten leben. Entdecke jetzt