Kapitel 5

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Hilflos blieb Paddy an Ort und Stelle stehen, bevor er sich leise räusperte und sich durch die Haare fuhr. So war das definitiv nicht geplant!
„Ich bin dir vermutlich eine Erklärung schuldig, oder?"
Schüchtern nickte Bella und ließ ihren Blick auch dann nicht abschweifen, als Paddy sich auf den Sessel setzte, auf dem Pino vorhin noch seinen Platz gefunden hatte.
„Ich habe Pino, meinen Manager, gebeten Kontakt mit dir aufzunehmen. Da du aber im Krankenhaus warst, hat er sich an deine Schwester gerichtet und das Ergebnis siehst du jetzt.",erklärte er die Situation knapp, während auch er zu Bella blickte. Es wurde wieder Still, während Bella versuchte, ihre Worte zu ordnen. Schließlich wollte sie nicht wie ein aufgedrehtes Fangirl rüber kommen. Wobei sie dazu gerade sicherlich in der Lage gewesen wäre.
„Und wieso?",harkte sie schließlich leise nach und blickte auf ihre Hände, die sie überfordert knetete.
„Ich meine, du lädst bestimmt sehr selten irgendwelche Fan's zu dir Nachhause ein.",hing sie hinter ihre Frage und blickte wieder zu ihm auf, als er leise lachte.
„Da hast du allerdings recht."
Er machte eine Pause.
„Eigentlich ist es sogar eine gute Frage. Ich wollte dir einfach noch mal die Möglichkeit geben mich zu sehen, nachdem das Konzert für dich ja nicht so gelaufen ist, wie geplant.",gab er zu.

Verwundert musterte Bella ihn. Sie wusste ja, dass er ein gutes Herz hatte, aber diese Aktion überraschte sie dann doch sehr.
„Aber so eine unangenehme Situation war definitiv nicht mein Plan! Nicht, dass du etwas falsches von mir denkst.",verteidigte er sich lachend, was auch ihr ein schmunzeln entlockte.
„Möchtest du mit in die Küche kommen? Ich koche etwas und wir können uns etwas unterhalten.",schlug er leicht zögernd vor und klopfte sich auffordernd auf die Oberschenkel, bevor er aufstand und auf ihre Reaktion wartete.
Lächelnd stand Bella auf und lief ihm hinterher.

Auch die Küche war modern eingerichtet.
Die weiß glänzende Küchenzeile war riesig und neben ihr befand sich ein großer Esstisch, der liebevoll dekoriert war.
„Setz dich doch.",bot Paddy ihr an, als er ihren erstaunten Blick bemerkte und sich sein Schmunzeln nicht verkneifen konnte. Bella kam seinem Angebot nach und musterte erneut den großen Tisch, der sich nun vor ihr erstreckte. Ein hellblauer Tischläufer lag auf diesem, auf dem drei Kerzengläser standen. Muscheln lagen ebenfalls darauf und ein paar blaue Lametta Streifen rundeten das Bild harmonisch ab.
„Das kommt davon, wenn man seine Geschwister darum bittet, bei dem Umzug mitzuhelfen."
„Hab mich schon gewundert.",gab Bella lachend zu, da sie so etwas von ihm absolut nicht erwartete hatte.
Lachend zog Paddy eine Pfanne aus dem Schrank, bevor er diese auf die Herdblatte stellte und sich suchend umschaute.
„Sieht nicht so aus, als würdest du hier oft kochen."
Die Küche sah wirklich aus wie neu und nach Bella's Informationen wohnte Paddy schon eine ganze Weile hier.
„Ergibt sich tatsächlich nicht so häufig, wie ursprünglich geplant.",erwiderte er und griff leicht genervt zu seinem Handy, um Pino anzurufen.
„Hab ich kein Öl mehr?",fragte Paddy ihn und blickte zu Bella, als diese begann zu lachen. Auch seine Lippen verschwammen zu einem leichten Schmunzeln.
Für Bella musste es wirklich seltsam rüber kommen, dass Paddy seinen Manager wegen Öl anrief. Zumal es seine eigene Küche war.
„Nimm Butter.",erwiderte Pino schlicht und drückte Paddy weg, weshalb dieser die Wangen aufbließ und erneut zum Kühlschrank ging, um die Butter zu suchen.
„Ich dachte immer, dass du nur so auf der Bühne bist."
„Wie bin ich denn?",wollte er von ihr wissen und drehte sich belustigt, mit der Butter in der Hand, zu ihr um.
„Bisschen verpeilt, aber nur minimal."
Paddy zog eine Augenbraue in dir Höhe, schüttelte dann jedoch grinsend den Kopf und begann endlich zu kochen.
„Steckt in den Genen."

Bella's Handy vibrierte, weshalb sie zögernd auf die Nachricht blickte, die ihre Schwester ihr so eben geschrieben hatte.
'Ich hoffe ich habe dich nicht zu sehr in die Höhle des Löwens geschickt. Ruf an, wenn ich dich abholen soll.'
Ein Grinsen schlich sich auf ihre Lippen. Zwar war sie immer noch sauer auf ihre Schwester, aber irgendwie war die Überraschung ja doch geglückt. Auch wenn diese eher von Paddy, beziehungsweise Pino, ausging.
„Wieso grinst du so?",riss Paddy sie aus ihren Gedanken, weshalb Bella ihr Handy ausschaltete, nachdem sie auf die Uhr geblickt hatte.
19:30 Uhr.
Durch das immer stärker werdende Schneegestöber und der Dunkelheit, fühlte es sich so an, als wäre bereits mitten in der Nacht.
„Meine Schwester hat nur geschrieben.",antwortete Bella wahrheitsgemäß und blickte zu Paddy, als dieser auf sie zu kam und sich gegenüber von ihr auf einen Stuhl niederließ.
„Ich habe gehör, dass ihr nicht gerade das beste Verhältnis habt."
„Da hast du ganz richtig gehört.",erwiderte Bella und merkte, wie ihre Laune ein Stück sank.
„Warum?",harkte er nach, was Bella zum seufzen brachte. Sie kannte Paddy ja kaum, sollte sie ihm solche Sachen über ihr Leben wirklich preisgeben?
„Weiß nicht, typische Streitereien eben.",gab sie schließlich zurück, was jedoch nur die halbe Wahrheit war, was Paddy zu bemerken schien. Still blieb er sitzen und schaute Bella an, was dieser eine Gänsehaut verschaffte. Wie konnte ein ihr fremder Mann so viel Geborgenheit ausstrahlen? Es war schon fast unheimlich!
„Ist ziemlich privat.",winkte sie das Thema schließlich ab, was ihn leise zum seufzen brachte.
„Ich will nichts sagen, aber du bist im Grunde 'nur' ein Fan und sitzt gerade in meiner Küche. Das ist auch ziemlich Privat.",konterte er locker und sah Bella an, dass sie wirklich kurz darüber nachzudenken schien, bevor sie leicht lächelte.
„Naja, ich bin durch meine Krankheit nun mal ein Pflegefall und meine Schwester hat wohl nicht damit gerechnet, dass sie sich mit meiner Pflege so viel an die Backe schleppt. Dementsprechend bekommen wir uns in dem Punkt öfter mal in die Haare."
Verständnisvoll nickte Paddy. Er kannte diese Streitigkeiten untereinander nur zu gut von seinen Geschwistern.
Paddy ging wieder zu der Küchenzeile, um stumm weiter zu kochen.

Er bewunderte Bella. Trotz, dass sie Todkrank war saß sie hier, konnte lachen und wirkte eigentlich nicht so, als hätte sie die letzten Tage vor Frust kaum mit jemandem gesprochen.

„Hast du dein Öl gefunden?",brach Pino neckend die Stille, was Paddy kurz zusammenzucken ließ, bevor er seufzend zu ihm aufblickte und weiter kochte.
„Keine Sorge, der Herr ist nicht immer so drauf.",wand Pino sich nun an Bella, zu welcher er sich setzte.
„Bis eben war ich noch super drauf.",erwiderte er auf diesen Kommentar.
Pino ließ ihn links liegen.
„Ich glaube nicht, dass du bei dem Schnee nachhause kommst. Es sei denn, ihr habt einen Panzer mit Schneeketten.",berichtete er, woraufhin Paddy wieder in das Gespräch einlenkte.
„Ich fahre sie nach dem Essen nachhause. Wird schon nicht so schlimm sein."
„Dann schauen Sie mal raus, Herr Kelly. Ihr kleiner Mercedes kommt da ganz sicher nicht durch."
Ein Schmunzeln konnte Bella sich nicht verkneifen. Alleine durch die kurze Zeit, in der sie hier war, hatte sie einen ganz guten Eindruck gewonnen, wie es hier wohl sonst so abgehen musste.
„Ey Pinolein, sei mal nicht so frech. Ich hab Allwetterreifen.",verkündete Paddy.
Bella und Pino lachten laut auf, während Paddy die beiden einfach nur verwirrt anschaute, schließlich aber doch schmunzeln musste.
„Das bringt dir absolut gar nichts!"

Der Abend gestaltete sich noch als recht lustig. Bella lockerte sich etwas auf und kam wirklich gut mit den beiden ins Gespräch. Ihr Handy schaltete sie nicht mehr an und bei einem Blick aus der Tür, sowie auf den zugeschneiten Hund, war klar, dass in dieser Pampa niemand mehr von Ort und Stelle kommen würde. Paddy war duschen, während Pino in dem Sessel saß und Fernsehen schaute. Bella hatte es sich derweil auf dem Sofa unter der Decke bequem gemacht und missbrauchte Bowie als Kopfkissen. Das Feuer war nur noch klein und langsam erlosch das Licht von diesem in dem großen Raum. Der Regen, der gegen die Scheiben geprasselt hatte, war mittlerweile in immer dicker werdende Schneeflocken über gegangen und Bella wollte schon gar nicht mehr wissen, wie es Draußen aussehen musste. Das leise schnarchen und der ruhige Atem von Bowie, ließ sie schließlich ebenfalls in einen ruhigen Schlaf fallen.

Wenn Musik mein Herz erfülltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt