Kapitel 12

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Tatsächlich hielt Bella ihr Wort. Mittlerweile war sie bereits eine Woche hier, aber geredet hatte sie tatsächlich noch nicht und dies auch nicht vor. Es war Weihnachten, der 24. Dezember und in dem Hospiz herrschte Ausnahmezustand. Alle Behandlungen fielen aus, bis auf Bella's Gespräch mit Dr Schmidt.
Während alle Besuch von ihrer Familie bekamen und über die Feiertage nachhause durften, solange ihr Zustand dies zu ließ, saß Bella bei ihm in Büro und hörte sich die selbe Leier an, wie die letzten Tage.

„Wenn du nicht mit mir redest, kann ich dir nicht helfen.",versuchte er Bella erneut klar zu machen. Sie hielt dicht. Vielleicht würde sie ja so mit ihrem trotzigen Verhalten durch kommen. Seufzend lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und blickte zur Tür, als es an dieser klopfte. Auch Bella ließ ihren Blick zu dieser gleiten, war jedoch enttäuscht, als sie nur einen der Pfleger sah.
„Was gibt's?",wollte Dr. Schmidt von ihm wissen.
„Hier ist jemand, der gerne zu Bella würde."
Verwirrt blickte sie ihn an und auch der Dr. schien erstaunt.
Wer wollte Bella denn jetzt einen Besuch abstatten?
„Naja gut, der Besuch kann ruhig rein kommen.",antwortete er. Das er damit eigentlich ein ganz anderes Ziel verfolgte, blieb bei Bella unbemerkt.

Diese war gespannt. Schließlich war Weihnachten und alle sollten bei ihrer Familie sein und auf ihre Schwester hoffte sie nun wirklich nicht.
Umso erstaunter war sie, als Pino den Raum betrat und etwas unbeholfen zu Bella blickte, bevor er die Tür hinter sich schloss.
„Wer sind sie?",erfragte Dr. Schmidt und stand auf, um Pino die Hand zu reichen, der diese zögernd schüttelte.
„Pino Brönner-"
Er setzte sich und blickte kurz zu Bella.
„Ein Freund von ihr.",fügte er hinzu.
Ein Freund von ihr? Meinte er das ernst? Sie kannten sich kaum und Pino bezeichnete sie als eine Freundin?
„Was machst du hier?",wollte Bella wissen und ignorierte den Blick von Dr. Schmidt auf sich, der gerade zum ersten mal ihre Stimme gehört hatte.
„Eigentlich wollte ich dich nur abholen wegen den Feiertagen.",beantwortete Pino ihre Frage und lächelte ihr knapp zu, als er ihren verwirrten Blick sah.
„Unter einer Bedingung.",riss der Dr. Bella aus ihren Gedanken, die nur darum kreisten, was das ganze hier sollte.
Sie blickte zu ihm.
„Wenn du wiederkommst redest du mit mir."

Fast schon unbewusst nickte Bella und bekam ein zufriedenes Grinsen von Dr. Schmidt zurück, der kurz darauf zur Tür deutete, durch die Pino und Bella verschwanden.
„Wieso sprichst du mit denen nicht?",harkte Pino nach, als sie auf dem Weg zu Bella's Zimmer waren. Erstaunlich wenig war auf den Gängen los. Nur vereinzelt kamen Leute aus ihrem Zimmer und verließen mit einem Familienmitglied das Gebäude.
„Die sollen ruhig wissen, was ich hiervon halte.",antwortete sie leicht beschämt. Eigentlich war die ganze Sache doch ziemlich kindisch, aber wenigstens ließen sie so die anderen Leute und die Pfleger in Ruhe. Nur Dr. Schmidt wollte einfach nicht locker lassen.

„Was genau führt dich denn jetzt hier her?",brach Bella die unangenehme Stille. Pino schaute aus dem Fenster und staunte über den Ausblick, während Bella ein paar ihrer Sachen zusammenpackte.
„Wie gesagt, ich wollte dich abholen.",antwortete er erneut und drehte sich zu ihr um, um ihr schließlich den Koffer abzunehmen.
„Und warum?"
„Es ist Weihnachten und ich habe einen gutherzigen Chef, der dich gerne sehen möchte.",erklärte Pino lächelnd.
Paddy hatte sich die letzte Woche nur den Kopf darüber zerbrochen, wie es mit Bella weitergehen sollte. Selbst Joelle war von seinem Verhalten genervt. Er führte sich schon so auf, als wäre Bella seine Frau und nicht sie. Trotzdem unterstützte sie den Vorschlag, Bella über Weihnachten bei sich einzuladen. Schließlich war es das Fest der Liebe und bei dem Gedanken, dass sie dieses alleine verbringen musste, schmerzte auch ihr Herz ein wenig.
„Er möchte was?",erfragte Bella erstaunt und lief mit Pino aus dem Zimmer.
Dieser nickte nur.

Schweigend liefen sie zu Pino's Auto, der Bella die Tür öffnete, den Koffer im Kofferraum verstaute und sich schließlich selbst in den Wagen setzte und diesen startete.

„Paddy ist wirklich kein einfacher Mensch. Er macht sich die letzte Woche schon Gedanken und Vorwürfe wegen dir."
„Wieso? Ich bin doch nur ein Fan und habe jetzt nichts mehr mit ihm zu tun."
„'Nur ein Fan'. Glaubst du ernsthaft, dass diese Worte bei ihm existieren? Der Mann macht sich über alles Gedanken, was ihm irgendwie wichtig ist und bringt damit alle Leute um sich herum auf die Palme. Bella, er möchte dir helfen. Mit allen Mitteln die er irgendwie zur Verfügung hat.",antwortete Pino und fuhr sich kurz mit einer Hand durch die Haare. Er mochte Paddy wirklich, aber manchmal war er einfach nur anstrengend.
„Das muss er doch aber überhaupt nicht. Ich muss mit der Situation klar kommen und daran kann er sowieso nicht's ändern."

Und damit wurde es wieder still zwischen ihnen, bis Pino vor Paddy's Haus parkte. Viele Autos standen vor dem Haus und Pino bemerkte die zunehmende Nervosität von Bella, weshalb er kurz seine Hand auf ihren Oberschenkel legte.
Bella blickte zu ihm auf. Er lächelte ihr beruhigend zu, bevor er sich abschnallte und sie aufforderte mit ihm zu kommen.
„Sie sind alle nett. Vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig, aber nett.",beruhigte Pino sie ein Stück weit, während er den Schlüssel in das Schloss steckte und die Tür öffnete. Sofort kam Bella eine wohlbekannte Wärme entgegen, die ihr mehr Sicherheit gab.
Sie stellte ihre Schuhe zu den tausend anderen und ließ Pino ihr ihre Jacke ab nehmen.
„Ich bringe deine Sachen hoch. Versuch einfach unbemerkt in die Küche zu Joelle zu kommen.",riet er ihr, bevor sie zusammen das Wohnzimmer betraten und in eine jeweils andere Richtung auseinander gingen.

Der einzige, in dem Gewusel von Menschen die im Wohnzimmer saßen, der sie bemerkte, war Paddy. Aber auch er stand nicht auf, sondern folgte ihr mit seinem Blick, bis sie in der Küche verschwunden war.
„Hey Bella.",begrüßte Joelle sie und zog sie in eine kurze Umarmung, die Bella etwas unbeholfen erwiderte.
„Was soll das alles hier?",wollte sie von Joelle wissen. Zwar kannte sie die Antwort, aber sie wollte es aus einem anderen Mund als aus Pino's hören.
„Paddy wäre verrückt geworden, wenn er wüsste, dass du alleine rum sitzt und das an Weihnachten. Entschuldige das Chaos, aber so läuft das immer, wenn der Rest der Family zu besuch ist.",entschuldigte sie sich und deutete auf die vielen Teller, die sie am abwaschen war. Wie selbstverständlich nahm Bella sich einen Lappen und half ihr, was Joelle zum lächeln brachte. Auch sie hatte Bella ins Herz geschlossen, wenn auch unter anderen Umständen als Paddy. Sie war hilfsbereit und auf keinen Fall ein unerwünschter Gast.
„Ist deine Familie auch hier?"
„Nein, ich fahre Morgen früh zurück in die Heimat. Glaub mir, ich glaube meine Eltern und Verwandten sind die einzigen Menschen, die persönlich nicht mit den Kelly's klar kommen. Weder mit Paddy, noch mit den anderen.",beantwortete sie lachend ihre Frage.
„Wieso nicht? Ist das nicht ziemlich doof, vor allem an solchen Festen?"
„Naja, man muss es einfach nur planen und ohne einen von der Rasselbande dort auftauchen. Und warum? Schau sie dir doch an."

Tatsächlich glitt Bella's Blick durch den kleinen Durchbruch, der einen Blick in das Esszimmer und somit auch in das Wohnzimmer gewährte.
Paddy und Jimmy standen mit einer Wii Fernbedienung vor dem Fernseher und sangen schief darein, während ihre anderen Geschwister lachend auf dem Sofa saßen. Ein Schmunzeln zog sich über Bella's Gesicht, während sie sich wieder an Joelle wandt, die ebenfalls schmunzeln musste.
„Antwort genug?"
Bella nickte.

Zwischen Joelle und Bella wurde es Still, sodass nur noch die Stimmen aus dem Wohnzimmer zu hören waren.
So wirklich begreifen konnte sie die Situation nicht.
Sie stand erneut mit der Frau von ihrem Lieblingssänger in dessen Küche und half beim Abwasch, während seine Familie, die berühmte Kelly Family, im Wohnzimmer saß und schief in Wii Fernbedienungen rein sangen.

Wenn Musik mein Herz erfülltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt