Wenn Musik mein Herz erfüllt

Kapitel 41

„Wow, sehr schön!"
Erschrocken drehte Paddy sich zu seinem Bruder um, der mit seinem Rücken an der geschlossenen Tür des Musikzimmers lehnte und zu Paddy hinab lächelte, der mit seiner Gitarre auf dem Boden saß und soeben sein neues Lied das erste mal komplett durchgespielt und gesungen hatte. Sein Bruder stand derweil hinter ihm und hörte gespannt zu, ohne das er von Paddy bemerkt wurde.
„Wie lange stehst du schon da?",wollte Paddy lachend wissen, störte sich aber nicht daran und änderte noch eine Kleinigkeit an den aufgeschriebenen Noten, bevor er sein Heft zu klappte und auf das kleine Sofa schmiss.
„Lange genug.",gab Jimmy bloß zurück und reichte seinem Bruder die Hand, um ihm beim aufstehen zu helfen.
„So alt bin ich noch nicht.",erwiderte er auf die Geste, ergriff trotzdem die Hand von Jimmy und stand auf, bevor er seine Gitarre weg stellte und das Heft auf seinen Schreibtisch legte.

„Wann wollt ihr nachher los?",wechselte Jimmy das Thema, während er sich auf das Sofa setzte und einige Zettel zur Hand nahm, die darauf lagen. Überall waren zusammenhangslose Notizen drauf. Umso erstaunter war er darüber, dass sein Bruder bei seinem Chaos den Überblick behielt.
„Ich richte mich da nach dir. Der erste Zug kommt um 14:30 Uhr."
„Das passt.",erwiderte Jimmy bloß und stand auf. Er wollte sich um das Mittagessen kümmern, ganz zum Leidwesen von Paddy, der von Jimmy's Kochkünsten nicht angetan war.

Trotzdem war er dankbar, dass Jimmy dies übernahm. Er musste selbst noch seine Sachen packen und auch Bella wusste noch nichts davon, dass sie am Nachmittag weg fahren wollten. Diese saß gerade im Garten, genoss die angenehmen Frühlingsstrahlen und beobachtete Bowie, der im Garten hin und her ran und scheinbar mit seinem Schatten spielte, was auch Paddy zum schmunzeln brachte, als er den Garten betrat und somit die Aufmerksamkeit der beiden auf sich zog.
„Dein Hund ist genau so bekloppt wie du.",sagte Bella lächelnd und schaute provozierend zu Paddy auf, der zu ihr hinab blickte und gespielt empört den Kopf schüttelte.
„Nicht so frech, meine Liebe!",erwiderte er bloß und setzte sich auf den Stuhl neben ihr. Auch er genoss es, dass der Frühling langsam den kalten und hartnäckigen Winter ablöste.
„Wir fahren um 13:45 Uhr. Nur damit du Bescheid weißt.",informierte er sie und merkte den neugierigen Blick von Bella auf sich.
„Wohin?"
„Tja. Suprise."
Nun war es Paddy, der sie provozierend angrinste, dadurch jedoch nur einen sanften Schlag gegen die Schulter abbekam, was ihn schließlich zum Lachen brachte.
„Sagst du mir wenigstens, was und wie viel ich einpacken sollte?"
„Wenn du jetzt mit hoch kommst überlege ich mir das tatsächlich. Man muss ja auch mal etwas freundlich sein."
Lachend standen die beiden auf, ließen Bowie noch etwas die Sonne genießen und auch Jimmy außer acht, den man lautstark aus der Küche singen hören konnte. Paddy half Bella beim packen.

Diese konnte sich nicht entscheiden, was sie einpacken sollte. Bei Paddy's Sachen war dies tatsächlich schnell erledigt und lediglich mit einer kleinen Tasche kam er wieder nach unten, während Bella sich mittlerweile für ihren mittleren Koffer entschieden hatte. Als er dies sah blies er die Wangen auf, stellte seine Tasche daneben und nuschelte leise:„Frauen..!"

Bella und Jimmy waren bereits am Essen, als Paddy ebenfalls die Küche betrat und somit die Unterhaltung störte, die Bella und sein Bruder führten.
„Ihr könnt ruhig weiter reden. Stört euch nicht an mir.",sagte er, während er sich ebenfalls an den Tisch setzte und sich etwas zu essen auf den Teller machte.
„Geht schlecht.",gab Bella schmunzelnd zu und brachte Paddy dazu, zu ihr aufzublicken. Erst schien sein Blick verwirrt, dann verstand er jedoch und musste auch schmunzeln.
„Nur am lästern."
Das Essen war tatsächlich nicht so schlimm, wie Paddy ursprünglich erwartet hatte.

Danach machten die drei sich auf den Weg zum Bahnhof, wo Paddy und Bella sich von Jimmy verabschiedeten, der die nächsten vier Tage noch in Bayern bleiben und auf Bowie aufpassen würde. Seine Frau war mit den Kindern auf Mutter Kind Kur und für Jimmy war es kein Problem bei Paddy zu bleiben, bis die beiden wieder kommen würden.
„Was wollen wir in Bordeaux?",harkte Bella erstaunt nach, als sie sich in ihrer kleinen Kabine des Zuges niedergelassen und etwas zu trinken bekommen hatten.
Paddy hatte extra etwas reserviert, damit sie hier ihre Ruhe hatten. Schließlich war die Strecke kein Katzensprung.
Trotzdem blieb er stumm. Bella wusste, dass Paddy zu ihrem Ziel nichts sagen würde, aber auch ihm lag dieser Punkt auf Bella's Liste am Herzen. Viel zu lange hatte er es vor sich her geschoben und als er nun im Zug saß, machte sich tatsächlich auch etwas Unruhe in ihm breit.

Diese verflog jedoch schnell, genauso wie die Zugfahrt.
Beide genossen die tiefgründigen Unterhaltungen, aber ebenso die Sinnlosen Neckereien und Provokationen untereinander. Generell war die Stimmung ausgelassen, entspannt und auch Paddy merkte, dass ihm die Woche Ruhe sehr gut getan hatte. Bis um halb vier nachts waren sie mir dem Zug unterwegs, wobei Bella die letzten zwei Stunden in einen tiefen Schlaf gefallen war, mit dem Kopf auf Paddy's Oberschenkel lag und es sich irgendwie bequem auf der Sitzbank gemacht hatte. Auch er versuchte zu schlafen, jedoch hatte sich daran nichts geändert. Schon damals konnte er in keinen Zügen, Bussen oder fahrenden Autos schlafen, was gerade in seiner Jugend mit dem Tourbus zu einigen Problemen führte. Trotzdem hatte er seinen Kopf auf seinen Arm gestützt und seine Augen geschlossen, bis die nervende Durchsage ihre kleine Kabine erfüllte und somit den nächsten Halt ankündigte.

Bordeaux.