Kapitel 74

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Entspannt ließ Bella ihre Füße in das klare Wasser unter sich baumeln. Bis zum Grund konnte sie blicken und trotzdem wurden bloß ihre Füße nass, die in dem Wasser hingen, welches eine angenehme Temperatur hatte.
Sie selbst saß auf einem kleinen Bootsanleger mit einem deutlichen Lächeln auf dem Gesicht. Sie war glücklich, zufrieden. Sie fühlte sich in ihrem eigenen Körper wohl und genau das war es, was sie Zufrieden stimmte. Natürlich spielten dabei aber auch noch andere Faktoren eine Rolle.
Die letzten Monate waren nicht immer einfach.

Nach drei Monaten durfte Bella erst das Krankenhaus in New York verlassen. Paddy stand ihr diese drei Monate zur Seite und unterstützte sie weitestgehend. Nicht nur körperlich hatte Bella mit den Folgen der Operation zu kämpfen. Auch ihre Psyche spielte nicht so mit, wie sie es gerne hätte und es dauerte lange, bis sie verstand, warum Paddy dies für sie getan hatte. Immer wieder viel sie in ein Loch und brauchte deutlich ihre Zeit, um sich mit der Situation zurechtzufinden.

Zwischendurch war Paddy jedoch in Deutschland unterwegs. Er gab noch das ein oder andere Konzert und stand danach Joelle zur Seite. Die Geburt ihres Sohnes lief reibungslos und Paddy war froh dabei gewesen zu sein. Zusammen hatten sie sich für den Namen Samuel entschieden und Paddy konnte kaum in Worte fassen, welch ein Glücksgefühl ihn ereilte, als er den Kleinen auf seinem Arm hielt. Es war schlicht und ergreifend ein unglaublich rührender Moment. Joelle suchte sich ein kleines Haus in Paddy's Nähe. Sie akzeptierte seine Beziehung zu Bella, wollte trotzdem in seiner Nähe sein. Schließlich sollte und wollte Paddy seinen Sohn so oft es ging sehen.
Paddy hatte sich mit Angelo versöhnt und generell ging es ihm viel besser. Nachdem Bella aufgewacht war, blühte er regelrecht auf. Er tat alles und versuchte sein bestmögliches, um Bella zu unterstützen und ihr Sicherheit zu geben.

Nach diesen drei Monaten durfte Bella endlich die Klinik verlassen und sie kehrten zurück in die Einöde Bayerns, in der auch Clara sie öfter besuchen kam. Die beiden Schwestern hatten ihre Differenzen geklärt und Clara konnte ihre Schuldgefühle nicht in Worte fassen.
Nachdem Bella gesundheitlich wieder auf der Höhe war, ging es ihrer Liste an den Kragen.
Zwar schlug nun ein voll funktionsfähiges Herz in ihrer Brust, trotzdem wollte Paddy diese Wünsche nicht unerfüllt lassen und so gingen die beiden auf Reise.
Die unterschiedlichsten Orte sahen sie. Von den Nordlichtern in Schweden, bis hin zum Grand Canyon. Ein Ritt durch das Watt der Nordsee durfte natürlich auch nicht fehlen. Bei dieser Erinnerung musste Paddy noch immer schmunzeln. Er war definitiv nicht zum reiten geboren und dies hatte ihm dieser Tag deutlich klar gemacht. Trotzdem hatte er Spaß und das war die Hauptsache bei der ganzen Aktion.
Nun saß Bella in Neuseeland an einem unglaublich tollen Gewässer. Im Hintergrund hörte sie die zwei Wasserfälle Rauschen und gleichzeitig war sie erstaunt, dass das Wasser so klar war. Es war Weihnachten. Paddy wollte dies unbedingt hier verbringen und somit den letzten Punkt auf der Liste abharken.

„Ich konnte uns noch ein wenig Weihnachten besorgen!",brach er stolz die Stille, während er sich neben Bella auf den Bootsanleger setzte und seine Füße ebenfalls ins Wasser streckte.
Den kleinen Plastiktannenbaum stellte er währenddessen zwischen sich und Bella, was diese lachen ließ. Liebevoll war der kleine Baum geschmückt.
„Wir sitzen bei 30 Grad in Neuseeland an einem wunderschönen See mit strahlendem Sonnenschein und du versuchst Weihnachtsstimmung aufzubringen?",harkte sie lachend nach und blickte zu Paddy, der bloß schmunzelnd mit den Schultern zuckte, den Baum in seine Hand nahm und diesen andächtig betrachtete.
„So habe selbst ich noch nie Weihnachten verbracht.",gestand er und schaute zu Bella, die ihn neugierig anschaute.
„Wir haben damals als Familie immer zusammen gegessen und sind dann auf die Straße zu Obdachlosen gegangen, haben ihnen etwas vorgesungen, warme Getränke gegeben oder ihnen einfach nur frohe Weihnachten gewünscht. Mein Vater hatte kein Geld um uns allen Geschenke zu kaufen, aber das verlangten wir auch nie. Die Dankbarkeit der Leute war Geschenk genug für jeden von uns.",erzählte er lächelnd und blickte auf den See hinaus, in welchem sich die Sonne, sowie die Landschaft, spiegelte.
„Das ist nicht selbstverständlich.",stellte sie fest und vernahm ein leichtes nicken von Paddy.
„Was ist heutzutage noch selbstverständlich?",stellte er eine rhetorische Frage und stellte den Baum zur Seite.

„Weißt du noch, was ich dir vor einem Jahr geschenkt habe?"
Sein Blick fiel wieder auf Bella, die nickte und ihm in seine dunkelblauen Augen sah.
Ohne zu zögern zog Paddy einen Umschlag aus seiner Hosentasche und überreichte diesen Bella, die den Umschlag zögernd entgegen nahm.
Sie erinnerte sich noch genau an diesen Tag vor einem Jahr. Dieser Tag, der so vieles in ihrem Leben verändert hatte. Der alles verändert hatte. Sie erinnerte sich genau an das Geschenk von Paddy. Dieses einfache Blatt mit Worten, die für sie so viel Wert hatten.
„Wir wollten uns nichts schenken.",gab sie leise von sich und betrachtete den Umschlag kurz in ihren Händen, bevor ihr Blick wieder auf den von Paddy traf. Ein leichtes Lächeln lag auf seinem Gesicht.
„Ich erwarte auch keine Gegenleistung. Es ist nur eine Kleinigkeit.",versicherte er ihr und richtete seinen Blick nun auf ihre Hände, die zitternd den Umschlag öffneten und das Stück Papier aus diesem hinaus zogen.
Es stand nicht viel darauf und dies stellte auch Bella fest, als sie das Stück Papier auffaltetet. Lediglich ein paar Zeilen standen darauf und trotzdem bekam Bella ein Kloß in den Hals, als sie sich diese durchlas.

Es war ein Gutachten. Das Gutachten, dass nach ihrem letzten Kontrollbesuch beim Arzt angefertigt wurde.
Es bestätigte, dass Bella vollkommen gesund war und keine weiteren Komplikationen wegen der Operation zu erwarten waren.
„Was verstehst du unter einer Kleinigkeit? Das ist das größte Geschenk das du mir hättest machen können!",erwiderte sie und strich sich ein paar Tränen aus den Augenwinkeln. Paddy lächelte lediglich und erwiderte die stürmische Umarmung von Bella, als diese ihre Tränen nicht mehr halten konnte. Sie konnte nicht ansatzweise in Worte fassen, wie dankbar sie ihm war. Er hatte ihr das Leben gerettet, ihr zurück ins Leben geholfen und gezeigt, wozu es sich wirklich lohnt zu leben. Für die Momente, die für immer in Erinnerung bleiben würden. Bella hätte diesen Tag längst nicht mehr erlebt, wenn Paddy damals nicht ein solch großes Herz gehabt und das alles für sie getan hätte. Es war unbeschreiblich! Keine Gegenleistung dieser Welt würde das Ausdrücken, was Bella in diesem Moment fühlte. Sie bekam eine zweite Chance. Ein komplett neues, unbeschwertes Leben und konnte dies mit dem Mann teilen, dem sie das alles zu verdanken hatte. Fest drückte sie ihn an sich und vergrub ihren Kopf an seiner Halsbeuge, während Paddy ihr sanft und beruhigend über den Rücken strich und lächelte.

Auch er war froh, dass sich alles so entwickelt hatte und sie nun zusammen hier sitzen durften. Er hatte die richtigen Entscheidungen getroffen und ihm wurde ein weiteres Mal bewusst, dass er einen Mittelweg von Verstand und Herz finden musste, um die richtigen Entscheidungen zu treffen. Auch wenn dieses Jahr in eindeutig strapaziert hatte, war er dankbar dafür. Dankbar für dieses Jahr, dass er mit Bella verbringen durfte und dankbar für das Happyend, dass dieser Abschnitt mit sich brachte!

Wenn Musik mein Herz erfülltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt