Kapitel 37

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Jimmy wurde am nächsten Morgen früh in das Zimmer seines Bruders gebeten.

Die Nacht war für keinen wirklich entspannt und genau diesen Eindruck machten die Geschwister auch. Sie wirkten müde und Augenringe machten sich unter ihren Augen sichtbar. Bella hatte bei Jimmy geschlafen. Einerseits wollte dieser nicht riskieren, dass ihr etwas zustoßen konnte, andererseits wollte Bella nicht alleine bleiben. Sie hatte viel zu sehr Angst, dass dieser Traum sie wieder heimsuchen könnte.
Sie war mit Kathy bei Patricia und da der Arzt nur Jimmy gebeten hatte mit zu kommen, würde sie dort auch vorerst bleiben.

„Er ist wach, aber nicht gerade gut drauf. Nur als Vorwarnung.",sagte Dr Fich, der Arzt den Jimmy schon von gestern Abend kannte, bevor sie zusammen das Zimmer betraten. Kurz blickte Paddy zur Tür, als sein Blick jedoch in die blauen Augen seines Bruders traf, ließ er sich sofort wieder in der Matratze nieder. Eigentlich war er absolut nicht in der Stimmung für Besuch, wusste jedoch, dass er dagegen wenig tun könnte.
„Hey, Patrick."
Bei seinem Namen blickte Paddy kurz zu Jimmy auf, der mittlerweile vor seinem Bett stand. Er war es nicht gewohnt, dass sein Bruder ihm beim richtigen Namen nannte.
„Hey.",erwiderte er bloß leise und stellte den Blickkontakt wieder ein.
„Könnten sie uns kurz alleine lassen?",bat Jimmy den Arzt, der verständnisvoll nickte und den Raum verließ, während Jimmy sich auf den Rand des Bettes setzte und somit die Aufmerksamkeit seines Bruders wieder auf sich zog. Stille durchzog den Raum.

Jimmy musste schlucken.
Auch Paddy sah mitgenommen aus und wirkte fast so, als hätte er die ganze Nacht kein Auge zu getan.
Blässe spiegelte sich immer noch in seinem Gesicht.
Ihm war die Situation unangenehm. Er fühlte sich zu kraftlos um sich aufzusetzen, hasste es jedoch auch, dass er Jimmy so unterlegen war.

„Was machst du eigentlich immer für Sachen?",fragte Jimmy ihn leise und sprach somit seine Gedanken laut aus.
Paddy seufzte. Er konnte sich nicht wirklich an den gestrigen Abend erinnern. Bloß an die Nachricht seiner Schwester. Danach füllte einen großes, schwarzes Loch seine Erinnerung.
„Ich habe keine Ahnung.",gab er leise zu und fuhr sich mit der Hand durch sein Gesicht, wobei Jimmy der Zugang auffiel, der an seinem Handrücken lag und mit einem dünnen Schlauch an den Beutel gebunden war, indem sich irgend eine Flüssigkeit befand.
„Weißt du wenigstens, was das ist?",wollte er wissen und deutete auf Paddy's Hand, die dieser schwach hoch hob, darauf schaute und wieder auf die Matratze fallen ließ.
„Nur Beruhigungsmittel.",versuchte Paddy beruhigend zu sagen, bekam jedoch nur einen erstaunten Blick von Jimmy ab.
„Wozu?"
„Ist doch nicht wichtig.",beteuerte Paddy leise.
„Nicht wichtig? Du warst Ohnmächtig, wozu geben sie dir dann das Zeug?",harkte Jimmy etwas aufbrausender nach und hielt dem Blick von Paddy so lange stand, bis dieser sich abwand.
„Naja, ich bin heute Nacht irgendwann wach geworden und fand das Ganze hier nicht so lustig, zufrieden?"
Seufzend schloss Paddy seine Augen und legte beide Hände auf sein Gesicht. Sein Kopf dröhnte und er fühlte sich wie ein Faultier, das alles in Zeitlupe bewältigen musste.

„Du Vollidiot.",sagte Jimmy ernst, musste jedoch schmunzeln, als er das Lächeln auf Paddy's Lippen sah.
„Nichts neues. Trotzdem würde ich jetzt gerne hier raus."
„Das ist wahrscheinlich noch keine gute Idee, little brother.",antwortete Jimmy ruhig. Paddy legte seine viel zu schweren Arme wieder neben sich und blickte zu seinem Bruder auf.
„Wie gehts Tricia?",fragte er zusammenhangslos und merkte, wie sich bei diesem Thema seine Brust etwas zusammenzog. Auch Jimmy spürte, dass dieses Thema bei Paddy Unwohlsein auslöste, weshalb er seine Hand auf den Arm seines Bruders legte.
„Ich glaube gerade sogar besser als dir.",gab Jimmy ihm zu verstehen und erwiderte das gequälte Lächeln, welches Paddy ihm schenkte.
„Und Bella?"
„Alles in Ordnung. Konzentrier dich bitte auf deine Gesundheit. Du bereitest uns allen gerade die größte Sorge nach gestern Abend.",versuchte er ihm weis zu machen.

Jedoch antwortete Paddy nicht.
Sein Handy klingelte und da er nicht ran kam, ging Jimmy kurzerhand an den Anruf dran und stellte auf Lautsprecher.
„Paddy, was ist passiert?! Es geht durch die Medien, dass du zusammengebrochen bist? Könntest du mir das bitte mal erklären?",forderte Pino direkt. Schwach streckte Paddy seinen Arm nach seinem Handy aus, welches Jimmy ihm auch gab, jedoch andeutete, dass er es auf Lautsprecher lassen sollte.
„Ja, ich glaube schon, aber es ist alles in bester Ordnung.",beruhigte Paddy seinen Manager, ignorierte dabei den bösen Blick von Jimmy auf sich.
„Spekulationen laufen. Was ist passiert und wo bist du?"
„Zuhause, ab...."
„In Salzburg im Krankenhaus und es ist nichts in bester Ordnung.",mischte Jimmy sich ein und unterbrach seinen Bruder, indem er ihm das Handy weg nahm und Paddy's Manager wieder auf leise stellte, damit sein Bruder nicht mithören konnte. Relativ schnell hatte er das Gespräch wieder beendet und schmiss Paddy's Handy neben ihn auf die Matratze, bevor er seufzend aufstand und von Paddy's Blick verfolgt wurde.

„Was ist eigentlich los mit dir? Hat der Arzt schon was gesagt?",harkte er nach und löste den Blick nicht von seinem Bruder. Dieser blickte jedoch betreten an die Decke.
„Ich kann ihn auch holen und selbst fragen. Damit habe ich absolut kein Problem."
„Wieso machst du dir Sorgen um mich? Kümmere dich lieber um Tricia, die braucht Unterstützung, nicht ich!",entgegnete Paddy genervt.
„Wieso ich mir Sorgen um dich mache? Du bist gestern Abend einfach bewusstlos Zusammengebrochen und liegst jetzt kraftlos hier im Krankenhaus! Was soll denn noch passieren? Willst du es wieder bis ins Kloster treiben?"
„Schrei mich nicht an.",bat Paddy seinen Bruder leise und strich sich kurz durch die Augen, die von seinen Tränen überschwemmt wurden. Verwirrt blieb Jimmy stehen und beobachtete seinen Bruder dabei, wie er nun richtig anfing zu weinen und sich vergebens versuchte etwas aufzusetzen und sich gegen die Wand zu lehnen.
„Hey, so war das doch gar nicht gemeint.",beteuerte er leise und ging zu Paddy, um ihm kurzerhand beim aufsetzen zu helfen und ihm die Bettlehne ein Stückchen höher zu stellen.

Jimmy setzte sich wieder auf Paddy's Bett und legte seine Hand beruhigend auf seinen Oberschenkel.
Er sah seinem kleinen Bruder an, dass zwei Seiten in ihm kämpften. Die eine, die einfach alle Gefühle rauslassen wollte und die andere, die versuchte die Glückliche Fassade aufrecht zu behalten, was gerade definitiv in die Hose ging.
Jimmy erschrak sich, als sich eine Hand auf seine Schulter legte. Es war Kathy, die mitleidig zu Paddy hinunter schaute.
„Kann ich fünf Minuten mit dir reden? Draußen?",fragte Kathy bei Jimmy nach, der mit einem letzten Blick auf Paddy nickte und seiner Schwester auf den Flur folgte.

„Der Arzt hat uns gerade etwas aufgeklärt. Er ist wegen der Psychischen Belastung umgekippt, wie ein kleiner Nervenzusammenbruch nur nicht in so einem schlimmen Ausmaß. Ich habe schon zu Bella gesagt, dass sie genau auf ihn und sein Verhalten achten soll."
„Ich fahre erst mal mit zu ihm nachhause. Bella ist nicht in der Lage auf Paddy acht zugeben, zumal es eigentlich andersherum sein sollte.",lenkte Jimmy sofort ein. Er wollte seinen Bruder nicht sofort wieder alleine lassen.
„Und die Tour?",harkte Kathy nach.
„Selbst wenn sich der Verdacht nicht bestätigt wird Tricia nicht wieder sofort auf die Bühne gehen. Dann kann ich die beiden auch eine Woche begleiten.",erwiderte Jimmy bloß und erwiderte das dankbare Lächeln von Kathy.

Wenn Musik mein Herz erfülltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt