Kapitel 54

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„Es reicht mir jetzt mit euch beiden! Ich bin gesundheitlich nicht auf der Höhe und kann diesen Stress hier nicht gebrauchen! Reißt euch zusammen, verdammt!",erhob Patricia ihre Stimme und sorgte somit für Ruhe am Tisch.
Angelo und Paddy saßen sich gegenüber, vor Kopf Patricia, die ihre beiden Brüder wütend anfunkelte. Ihren Blick fing jedoch keiner der beiden ab. Paddy blickte schuldbewusst vor sich auf den Tisch, während Angelo bloß seine Arme verschränkt vor der Brust hielt und genervt an die Decke schaute.
„Danke!",fügte Patricia hinzu, als Ruhe zwischen den Streithähnen einkehrte.

„Ich verstehe nicht, warum du dich da einmischen musst. Wir sind Erwachsen.",erwiderte Angelo und richtete nun seinen genervten Blick zu Patricia, die seinem stechenden Blick standhielt.
„Die Frage kannst du dir selbst beantworten. Schau ihn dir an und frag mich noch einmal, warum ich mich einmische!",antwortete sie und zeigte auf Paddy, der immer noch so da saß.
Seinen Hals zierten schon deutlich blaue Würgemale und fit fühlte er sich auch nicht. Sein Hals fühlte sich wie zugeschwollen an und reden wollte er, wegen den Schmerzen, lieber vermeiden.
„Könnt ihr euch jetzt friedlich aussprechen?",harkte Patricia bittend nach.

„Ich habe nichts mehr zu sagen.",mischte sich auch Paddy in das Gespräch ein und blickte zu Patricia auf, die sich seufzend zurück lehnte.
„Dickschädel. Alle beide.",ärgerte sie sich leise. Schon damals ging bei einem Streit zwischen den beiden Brüdern die Welt unter, zumindest stellten die beiden sich so an.
„Klar, jetzt machst du den Mund wieder nicht auf.",nuschelte auch Angelo vor sich hin, redete trotzdem so laut, dass Paddy ihn problemlos verstehen konnte und zu ihm schaute. Angelo, der seinen Blick wieder an die Decke geheftet hatte, fing den Blick seines älteren Bruders auf.
„Ich habe meine Meinung gesagt und entschuldigen werde ich mich dafür sicherlich nicht.",gab Paddy ihm leise zu verstehen.
Sofort wurde Angelo's Blick wieder wütender.

„Wäre aber angebracht!",zischte Angelo seinem Bruder entgegen.
„Das glaube ich allerdings nicht. Wenn du damit nicht klar kommst ist das nicht mein Problem.",erwiderte Paddy genervt.
„Du glaubst viel, wenn der Tag lang ist! Wie wärs denn, wenn du dich wieder ins Kloster verziehen würdest und meine Familie und mich in Frieden lässt?!"
„Angelo, es reicht!",mischte sich Patricia wieder lautstark ein, die aussagekräftig aufstand und mit der Faust auf den Tisch schlug, während sie Angelo wütend anblickte.
„Deine Familie und dich? Sie sind genauso meine Familie und ich möchte euch nichts Böses! Hör endlich auf, mich als etwas darzustellen, dass ich gar nicht bin und vor allem, misch dich nicht in meinen Glauben ein!",erhob nun auch Paddy etwas die Stimme und nahm dafür die Schmerzen in seinem Hals in Kauf.
„Als was stelle ich dich denn da? Als Arschlochbruder, der damals alle im Stich gelassen hatte? Als Frauenaufreißer, ex Mönch oder jemandem, der schlecht über seine eigene Familie redet, nichts in seinem Privatleben auf die Reihe bekommt und jetzt noch einen auf Mister Großherz tut?!",heilt er Paddy vor, der langsam auch wütend wurde.

„Wenigstens habe ich ein großes Herz und schleppe meine Kinder nicht mit auf Tour, die darauf teilweise keine Lust haben! Seh doch endlich mal ein, was diese frühe Aufmerksamkeit aus uns gemacht hat!",konterte Paddy und hielt dem Blick von Angelo stand.
„Welche Kinder? Ihr wart doch zu unfähig, um welche in die Welt zu setzen und jetzt will Joelle dir eins aufs Auge drücken!"
Paddy's Herz schmerzte. Es tat weh zu wissen, was sein kleine Bruder eigentlich von ihm hielt. Auch diesem ging es nicht anders. Angelo war stolz auf seine eigene kleine 'Kelly Family' und freute sich, mit ihnen auf Tour gehen zu können. Umso mehr schmerzte es, dass Paddy ihn mit ihrem Vater verglich.

„Du hast doch gar keine Ahnung!",zischte Paddy wütend, bekam daraufhin jedoch nur ein lachen von Angelo als Antwort. Verwirrt musterte Paddy ihn.
„Und du glaubst, dass du mehr Ahnung über mein Leben hättest? Wenigstens habe ich mein Privatleben unter Kontrolle!"
„Ich sage es nicht noch einmal! Wir können uns darüber in aller Ruhe unterhalten!"
„Ach, halt die Klappe, Tricia.",pfefferte Angelo nun seiner Schwester entgegen, die immer noch vor Kopf stand und nun irritiert zu ihm blickte.
„Geht das auch in einem anderen Ton?",harkte sie genervt nach.
Angelo seufzte und verdrehte die Augen.

„Ach komm, fuck off. Ich habe keine Lust mehr darauf.",gab Paddy klein bei und stand auf.
„Setz dich.",befahl Patricia ihm ruhig und wandte ihren Blick nun zu Paddy.
„Bist du neuerdings meine Mutter?",wollte er genervt wissen.
Nun war es Patricia, die ihre Augen verdrehte. Zwischen den beiden einen Streit zu klären, grenzte fast an einem Wunder.
„Setz dich einfach.",bat sie ihn und tatsächlich hörte Paddy auf seine ältere Schwester.
„Und was soll das bringen?"
„Das weiß ich auch nicht.",bestätigte Angelo seinen Bruder.
„Vielleicht, dass ihr jetzt endlich mal in einem ruhigen Ton miteinander redet und euch nicht weiter anfeindet.
„Sorry, aber es ist alles gesagt.",entgegnete Angelo und stand auf, um den Raum zu verlassen.

Ohne etwas zu sagen blickte Patricia ihrem jüngsten Bruder hinterher.
Auch Paddy stand auf, wurde von Patricia aber sofort wieder sanft auf den Stuhl gedrückt.
„Du bleibst bitte kurz hier.",bat sie ihn sanft und ging schnellen Schrittes ins Bad, um von dort eine Salbe zu holen.
Verwirrt musterte Paddy sie, als seine Schwester etwas von der Salbe auf ihrer Hand verteilte. Erst biss Paddy die Zähne zusammen, doch dann fühlten sich die sanften und gleichmäßigen Bewegungen seiner Schwester, an seinem Hals, ganz angenehm an.
„Ich kann das auch alleine.",gab Paddy leise von sich, klang jedoch dabei mehr als dankbar.
„Können schon. Machen eher weniger."
Ein schmunzeln bildete sich auf seinen Lippen. Patricia kannte ihn einfach viel zu gut.

„Sorry, ich wollte das alles nicht.",entschuldigte er sich schuldbewusst, während er Patricia hinterher blickte, die ihre Hände, in der Spüle, von der restlichen Salbe befreite.
„Ist ja nichts neues bei euch beiden."
Paddy nickte, bevor eine laute Diskussion im Flur seine Aufmerksamkeit beanspruchte.

„Lass mich in Ruhe! Ich gehe!",schrie Angelo.
„Boar Angelo, komm mal wieder auf dein Leben klar!",erwiderte Joey lautstark.
„Fass mich nicht an!"
Und schon hörte man die Haustüre zuknallen.
„Kindergarten!",schrie Joey seinen Frust raus und betrat kurz darauf die Küche.

„Er ist gegangen.",schnaubte Joey und ließ sich genervt auf dem Stuhl nieder, auf dem Patricia eben noch ihren Platz gefunden hatte.
„Hat man deutlich gehört.",seufzte Patricia.
„Das hat ja mal ordentlich geknallt.",richtete Joey sich nun an Paddy, der bloß nickte.
„Sollte vielleicht einfach mal sein.",fügte er leise hinzu. Paddy war kein Mann, der mit seiner Meinung hinter dem Berg hielt. Trotzdem hatte er eigentlich nicht vor gehabt, dieses Treffen in einem Streit enden zu lassen.

Wenn Musik mein Herz erfülltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt