Kapitel 23

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Der Film ging beiden mehr als nur Nahe.
Vor allem Bella konnte sich mit dem Jungen gut identifizieren.

Nun saßen die beiden stillschweigend nebeneinander im Auto.
Bella musterte die dunkle Gegend durch das Fenster. Die Bäume rauschten nur so an diesem vorbei.
Noch nicht ein mal das Radio überbrückte die unangenehme Stille.
Das einzige, was Bella wusste war, dass sie nicht auf dem Weg zu Paddy waren. Er wollte ihr auch nach dem Film nicht verraten, wohin sie fahren würden.
Erst vor einem großen Haus in der Münchener Innenstadt kam das Auto zum stehen. Bella staunte nicht schlecht, als sie die teure und beleuchtete Fassade hinauf schaute, was Paddy zum schmunzeln brachte.
„Stell dir vor, du kannst das ganze von draußen bewundern und sogar rein gehen.",brach er die Stille und zog somit den erstaunten Blick von Bella, der immer noch dem Haus galt, auf sich.
„Was hast du gemacht?"
„Etwas vorbereitet.",erwiderte er Geheimnisvoll und stieg aus dem Auto aus.
Überrascht blieb Bella sitzen und wude erst aus ihren Gedanken gerissen, als Paddy die Beifahrertür öffnete und ihr auffordernd seine Hand entgegen hielt.
Auch wenn es sich für Bella falsch anfühlte griff sie nach seiner Hand und ließ zu, dass er ihr aus dem Auto half.
Immer noch begeistert von dem großen Haus betrachtete Bella die Fassade, während sie mit Paddy zum Eingang lief.
Dieser hatte ihre Hand wieder los gelassen.
„Paddy, was soll das Ganze hier?",fragte Bella leise nach, als sie den großen und luxuriösen Eingangsbereich betraten.
„Lass dich einfach überraschen.",beruhigte Paddy sie leise und lächelte zu ihr hinunter.

„Ah, Paddy! Schön, dass du dich mal wieder hier blicken lässt!"
Ein etwas älterer Herr ging auf die beiden zu und zog Paddy in eine kurze freundschaftliche Umarmung.
„Sind eure Sachen noch im Auto?"
Wie selbstverständlich reichte Paddy dem Mann seinen Autoschlüssel und bejahte diese Frage knapp, bevor der Mann ihm einen Schlüssel überreichte.
„Ich lasse sie euch hoch bringen."
„Danke, Daniel.",erwiderte Paddy und schaute auf die Schlüssel, damit er wusste, wohin er musste.
Mit Bella im Schlepptau nahm er den Aufzug und schloss mit dem Schlüssel schließlich eine Tür auf, als sie im obersten Stockwerk angekommen waren.

„Hier habe ich mich damals immer zurückgezogen, wenn wir in München waren und meine Family mich genervt hat. Ich war schon lange nicht mehr hier, aber ich dachte, dass das hier genau der richtige Ort ist.",erklärte er, verriet aber noch nicht, was genau er eigentlich hier wollte.

Er stieß die Tür auf und ließ Bella vor gehen. Diese staunte nicht schlecht.
Ein großes Doppelbett stand in der Mitte des Raumes und rund herum sah alles so aus, als würde es tausende von Euro kosten. Direkt gegenüber der Tür war eine riesige Fensterfront, durch die man über die Münchener Innenstadt schauen konnte. Millionen von Lichtern leuchteten Bella entgegen und staunend ging sie langsam auf diese zu.
Paddy schaute ihr belustigt hinterher.
„D..das wow.",überfordert drehte Bella sich um und musste Grinsen, als sie Paddy's belustigtes Gesicht sah.
„Gefällt es dir?",harkte er nach, worauf Bella mit mehr als einem nicken und einem dankbaren Lächeln nicht antworten konnte. Sie war überwältigt von der Aussicht.
„Ist das nicht alles viel zu teuer?"
Paddy seufzte und lief ebenfalls zu der Fensterfront, durch welche er sich die Lichter anschaute.
„Ich bin absolut kein Mensch, der mit seinem Geld um sich wirft und sich nur teure Hotelzimmer gönnt. Für das Geld kann ich mir andere Sache leisten und außerdem bin ich ein normaler Mensch.
Ich brauche für eine Nacht kein luxuriöses Apartment, aber manchmal kann man sich so etwas dann doch mal gönnen. Zumal ich die Leute hier kenne und sie wirklich nett sind.",erläuterte Paddy und wurde direkt danach von einem Tür klopfen unterbrochen.
Mit einem knappen 'ja' bat Paddy die Person hinein, welche sich als Daniel Persönlich herausstellte.
„Na, ganz schön beeindruckend die Aussicht, oder?",fragte dieser belustigt, als er Bella's Blick sah.
Sie nickte, war einfach zu beeindruckt und überwältigt von der ganzen Situation.
Er stellte das Gepäck ab, wobei sich Bella fragte, wann Paddy dieses für sie zwei gepackt hatte.
„Alles wie gebucht, Herr Kelly.",bestätigte Daniel ihn ironisch, was Paddy zum Lachen brachte.
„Danke sehr."
Und schon war Daniel wieder verschwunden.
Überwältigt von ihren Gefühlen setzte Bella sich auf das Bett und ließ ihren Blick an Paddy hoch gleiten, der ebenfalls auf die Stadt hinunter blickte.

„Du bist doch wirklich verrückt.",nuschelte Bella vor sich hin und sah sich ein weiteres Mal in dem großzügigen Raum um.
„Kann sein.",antwortete Paddy lachend und setzte sich neben sie.
Er wusste zwar nicht genau, wieso er so etwas für Bella tat, aber es fühlte sich richtig an und sein Beschützerherz leitete ihn durch dieses Vorhaben. Er wollte Bella's letzte Zeit auf Erden so schön wie möglich gestalten. Wahrscheinlich war dieses Vorhaben auch nur eine Art Fluchtversuch aus seinen eigenen Problemen.
„Hat die Dame jetzt noch Hunger, oder sind Sie gesättigt?",brach Paddy die Stille, als er zu tief in seine Gedanken gerutscht war. Wie selbstverständlich reichte er ihr die Essenskarte, was Bella zum Lächeln brachte.
„Ich kann doch nicht einfach auf deinen Kosten leben.",sprach sie ihre Zweifel aus und blickte skeptisch auf die Karte in ihrer Hand.
„Wir haben darüber oft genug gesprochen, Bella. Du lebst auch so auf meinen Kosten, aber es macht mir nichts aus. Ich versorge sonst auch zwei Leute mit meinem Geld, also hör dir bitte auf drüber Gedanken zu machen.",bat Paddy. Langsam und skeptisch nickte Bella, während sie die Karte öffnete und ihren Blick über die Preise gleiten ließ. Überall standen hohe Zahlen.
„Ich glaube, dass Ich nichts mehr essen möchte."
Paddy seufzte. Er war es nicht gewohnt, dass seine Begleitung auf den Preis achtete.
„Bella bitte...",setzte er an, wurde aber sofort von ihr unterbrochen.
„Es ist schon krass genug, dass ich bei dir Leben darf und ich möchte dir keine Umstände machen.",beteuerte sie und blickte ihm direkt in die Augen.
„Du machst mir keine Umstände. Es ist einfach nur so, dass ich verantwortlich für dich bin und ich möchte dir die Zeit so angenehm wie möglich machen."
„Du weißt ja gar nicht, was du dir damit alles ans Bein bindest.",antwortete Bella leise und blickte wieder auf die Karte, bevor sie diese zu klappte und entschlossen zwischen sich und Paddy auf das Bett legte.
„Geht es dir jetzt wirklich nur um das Geld?",harkte Paddy ruhig nach.
„Natürlich nicht.",behauptete Bella und bekam sofort einen verwirrten Blick von Paddy ab, der eindeutig mit einer anderen Antwort gerechnet hatte.

Kurz wurde es still. Bella war alles zu viel, weshalb ihre erst unbemerkt Tränen über die Wangen flossen, bis diese sich nicht mehr vor Paddy verstecken konnten.
Stumm rutschte Paddy an sie heran, legte dabei die Karte hinter sich und einen Arm um Bella. Bella versuchte sich aus seiner Umarmung zu lösen, was Paddy jedoch nicht zu ließ und sie so lange in seinen Armen hielt, bis Bella sich einigermaßen beruhigt hatte.

Immer noch flossen ihr die Tränen über die Wangen, welche Paddy selbstverständlich mit seinem Daumen weg strich, was Bella tatsächlich ein Lächeln auf das Gesicht zauberte.
Sie hasste dieses Gefühl auf seinen Kosten zu leben, wusste andererseits aber auch, dass Paddy sich die ganze Sache freiwillig ans Bein gebunden hatte. Darum gebeten hatte ihn schließlich niemand.

„Hör zu, ich möchte dir wirklich eine Freude machen."
„Es fühlt sich aber einfach nicht richtig an. Ich fühle mich schlecht, wenn ich so auf dich angewiesen bin und dir die Haare vom Kopf esse.",gab Bella zu und legte ihre Hand an die von Paddy's, die er vor ihrer Brust verschränkt hielt. Eigentlich versuchte sie so ihn von sich zu drücken, jedoch fühlte sie sich in seinen Armen verstanden, sicher und einfach wohl, weshalb sie so sitzen blieb.
„Du bist nicht auf mich angewiesen, Bella. Aber es ist nun mal so, dass ich die Verantwortung für dich trage."
Einen Moment spielten sich die Worte in ihrem Kopf weiter ab. Paddy bemerkte, dass sie diese Sicherheit gerade brauchte, weshalb er so sitzen blieb, bis Bella sich endgültig löste und sich mit ihrem Handrücken die Tränen von ihrem Gesicht wischte.
„I..ich habe trotzdem keinen Hunger.",gab sie wahrheitsgemäß zurück und schaute in Paddy's Augen. Dieser nickte verständnisvoll, sichtlich überzeugter von ihrer Antwort und legte die Karte beiseite.

„Möchtest du mitkommen? Ich habe da noch etwas geplant.",brach er die Stille und stand mit einem erzwungenen Lächeln auf.
Bella merkte, dass ihm etwas auf dem Herzen lag, kannte ihn aber mittlerweile gut und wusste, dass er jetzt nicht mit ihr darüber reden würde, weshalb sie nickte und aufstand, um ihm hinterher zu laufen.
Zu Bella's Überraschung führte sein Weg jedoch geradewegs zum Aufzug.
Schweigend fuhren sie ein Stockwerk hinauf, bis die Tür sich öffnete und ihnen sofort ein kalter Wind entgegen wehte.
Nur noch eine Tür trennte sie von dem Ort, der für Paddy eine große Bedeutung hatte und nun auch für Bella eine bekommen sollte. Leicht zitternd öffnete Paddy die dünne Tür, schloss für einen Moment die Augen und trat schließlich auf das Dach des Hochhauses. Auch Bella wagte diesen Schritt, wenn auch etwas unsicher, als sie mitbekam, wie hoch sie über dem Erdboden war.
Ihre Unsicherheit verflog schnell und staunend blickte sie um sich herum.
Sie standen in einem Lichtermeer. Unter ihnen die Stadt.

Ein leichtes Lächeln schlich sich auf Paddy's Lippen, bevor ihn das gleiche Gefühl ereilte, wie damals.

Wenn Musik mein Herz erfülltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt