Kapitel 33

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Schon eine ganze Weile saßen sie nun im Auto.
Erst führte ihr Weg nach Köln. Dort hatte Paddy Patricia und Jimmy abgeholt, sodass sie sich nun auf dem Weg nach Österreich befanden. Bella schlief mittlerweile wieder auf dem Rücksitz, während Paddy das Auto fuhr, Jimmy auf dem Beifahrersitz saß und Patricia neben Bella. Eine komische Stille herrschte zwischen ihnen, was Paddy als ziemlich unangenehm empfand und das Radio leise anschaltete. Zwar hatte er seine Geschwister nach Weihnachten schon ein paar mal gesehen, aber über die Sache mit Joelle hatten sie nicht weiter gesprochen und genau dieses Thema war es, dass momentan in der Luft lag. Gerade Patricia hatte an dem Abend gut mitbekommen wie es Paddy ging, jedoch traute auch sie sich nicht das Thema anzusprechen.

„Ihr seid doch sonst nicht so still.",stellte Paddy schmunzelnd fest und blickte durch den Rückspiegel zu Patricia, die bloß seufzte und seinem Blick stand hielt, bis dieser sich wieder auf die Straße richtete.
„Du auch nicht.",gab Jimmy seinem Bruder zurück und sprach somit das aus, was Patricia nicht sagen wollte.
Paddy antwortete nicht. Er spürte, dass seine Geschwister etwas beschäftigte und wollte nicht herausfordern, dass sie ihn darauf ansprechen würden.

„Wie gehts dir?",brach Jimmy schließlich die Stille und schaute besorgt zu seinem Bruder am Steuer, der sehr übermüdet wirkte, jedoch bloß mit den Schultern zuckte.
„Alles gut, wieso fragst du?"
„Alles gut im Sinne von 'Ich springe vom nächsten Dach', oder alles gut im Sinne von 'Alles gut'?",harkte Patricia nach, blickte jedoch aus dem Fenster, während sie Paddy's Blick durch den Rückspiegel auf sich spürte.
„Warum hackst du darauf immer noch rum?",fragte Paddy genervt nach, blickte aber sofort wieder vor sich auf die Straße, um von der Autobahn ab zu fahren.

Schon in der Vergangenheit hatte seine Schwester immer wieder Andeutungen an damals gemacht, was Paddy echt an die Nieren ging. Es war seine Vergangenheit und diese wollte er möglichst weit beiseite legen.

„Warum belügst du uns immer noch, wenn es um deine Gefühle geht?",stellte Patricia eine Gegenfrage, bekam jedoch nur ein seufzen ihrer beiden Brüder zurück. Jimmy hasste es, wenn Patricia Paddy so auf den Zahn fühlen musste. Zwar wusste er genau, dass dies notwendig war um die Wahrheit aus ihm heraus zu bekommen, andererseits tat Jimmy sein kleiner Bruder aber auch leid.
„Können wir den Tag bitte einfach genießen und nicht über so etwas reden?",bat Paddy.
„Kann ich aber nicht wenn ich weiß, dass es dir nicht gut geht.",erwiderte Patricia.
Prüfend blickte Jimmy zu Bella und vergewisserte sich, dass diese noch schlief. Paddy würde es bestimmt nicht toll finden, wenn sie das Gespräch mitbekommen würde.
„Wieso fragt ihr überhaupt, wenn ihr es sowieso besser wisst."

Die nächste Stille und somit auch das nächste unangenehme Schweigen. Paddy war älter geworden, hinterfragte eindeutig mehr als damals und genau das war es, was seine Schwester momentan verunsicherte.

„Eine ehrliche Antwort und ich lasse dich in Ruhe."
„Das ist Erpressung, Patricia.",entgegnete Paddy, seufzte dann aber bloß und setzte zu einer Antwort an.

„Mir geht die ganze Sache mehr an die Substanz, als mir lieb ist. Zufrieden?"
„Dann tu wenigstens nicht so als wäre alles gut. Es ist völlig normal, dass dir so eine Trennung ans Gemüt geht.",bat Patricia ihren kleinen Bruder. Auch ihr tat die ganze Sache mehr als leid. Sie mochte Joelle. Schon lange war sie ein festes Mitglied der Familie und Patricia konnte sich die ganze Situation nicht erklären.
„Was soll ich sonst machen? In meinem Selbstmitleid ertrinken? Sorry Patricia, aber du hast keine Ahnung, wie sich so etwas anfühlt."

Seine Schwester blieb still. Er hatte recht. Eine solche Situation hatte sie noch nie erlebt und vielleicht tat ihr Bruder genau das richtige. Gute Miene zum bösen Spiel und einfach weiter leben. Ändern konnten sie alle schließlich nichts an der Situation.

„Und mit Bella?",erfragte Jimmy leise.
Kurz blickte Paddy zu ihm, richtete seinen Blick aber sofort wieder der Straße.
„Was sollte mit ihr sein?"
„Du weißt worauf ich hinaus möchte.",erwiderte Jimmy schmunzelnd, welches auch Paddy ansteckte und er seinem älteren Bruder kurz auf den Oberschenkel schlug.
„Hey, jetzt werde nicht körperlich mein Lieber!"
Paddy's lachen versiegte, als er durch den Rückspiegel zu Bella blickte. Sie schlief unruhig und wirkte nicht so, als hätte sie einen angenehmen Traum.
„Ist noch alles zu frisch. Außerdem möchte ich mich auf so etwas nicht einlassen. Also, glaube ich zumindest.",antwortete Paddy auf die Frage seines Bruders.

„Was ist mit ihr?"
„Sie träumt schon eine ganze Weile irgendetwas schlechtes. Gestern Nacht ist sie zu mir ins Bett gekommen. Weinend. Darüber reden wollte sie aber nicht.",erklärte Paddy seiner Schwester, die nun Bella besorgt musterte.
„Soll ich sie wecken?"
„Nein, wir machen gleich Rast. Ich mache das.",erwiderte er.
Jimmy musste erneut schmunzeln und zwinkerte seinem Bruder zu, der dies nur mit einem seufzen kommentierte, schließlich aber doch Lächeln musste.

Schon nach weiteren fünf Minuten hielt Paddy auf einem Rasthof in der Nähe von Nürnberg an. Mittlerweile war es bereits zwei Uhr Nachmittags und die beiden Geschwister stürzten förmlich zu dem Restaurant des Rasthofes.
Paddy jedoch öffnete die Hintertür und hockte sich etwas neben Bella. Stark zitterte ihr Körper, auf ihrer Stirn bildete sich etwas Schweiß.
„Hey, wake up.",sprach er sie ruhig an und schüttelte leicht an ihrer Schulter, woraufhin Bella heftig zusammenzuckte und einen leisen schrei ausstieß, der auch Paddy erschreckte.
„Wir machen kurz Pause. Möchtest du im Auto bleiben?"
Erschöpft nickte sie und lehnte sich in dem Sitz zurück, während Paddy wieder aufstand, seinen besorgten Blick jedoch nicht von Bella abwandt.
„Wir reden nachher darüber."
Kurz schaute sie zu ihm auf, richtete ihren Blick dann aber sofort wieder dem Autoboden und nickte, bevor Paddy ebenfalls Richtung Rasthof verschwand.

Überfordert strich Bella sich den Schweiß aus dem Gesicht und seufzte. Sie verstand nicht, warum sich diese Bilder dauerhaft in ihrem Unterbewusstsein abspielten, wollte darauf jedoch eine Antwort haben und streckte sich deshalb, um an Paddy's Handy zu gelangen.
Sie brauchte eine Antwort und diese würde sie, wohl oder übel, nur von ihrer Schwester bekommen, weshalb sie nach ihrer Nummer suchte.
Ein Grinsen schlich sich auf ihr Gesicht als sie sah, wie Paddy ihre Schwester eingespeichert hatte.
'Crazy sister von Bella'
Ohne zu zögern drückte sie auf den Anruf Button und hielt sich das wählende Handy an ihr Ohr.

„Was willst du?",meldete Clara sich auf der anderen Seite zu Wort, die davon ausging, dass Paddy am Telefon war und wenig Lust auf ihn hatte.
„Eigentlich nur Antworten.",erwiderte Bella. Clara bekam eine unangenehme Gänsehaut. Jegliche Wärme war aus Bella's Stimme verschwunden. Ihre Stimme klang vorwerfend und fordernd.
Clara schluckte schwer, sagte dann jedoch leise:„Worauf?"
„Auf damals."

Wenn Musik mein Herz erfülltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt