Kapitel 68

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Die nächsten Wochen gönnte Paddy seinem Körper die Ruhe, die dieser einforderte. Bella durfte nachhause und genoss die bekannte Umgebung um sich herum sehr. Diese Zeit stellte sich jedoch als schwierig für die beiden hinaus. Bella hatte extreme Schwierigkeiten die Nähe zu Paddy zuzulassen. Zu viele Vorwürfe schwirrten in ihrem Kopf hin und her und bescherten ihr die ein oder andere schlaflose Nacht. Paddy versuchte ihr so viel Halt zu geben, wie es nur irgendwie möglich war. Trotzdem war er nachts des öfteren wach geworden und musste sich im Bad Bilder anschauen, die er nun am liebsten aus seinem Kopf streichen wollte. Es dauerte einige Zeit, bis Paddy und Bella mit dieser Situation zurecht kamen und Bella sich auf die Hilfe von Paddy einließ. Anfangs war sie nachts ins Badezimmer geflüchtet und hatte ihren inneren Schmerzen Luft gemacht. Mittlerweile weckte sie Paddy und bat ihn, mit ihr über dieses Thema zu reden. Paddy war wirklich dankbar darüber. Schon über eine Woche hatte sie sich nichts angetan, ihn nicht mehr so häufig geweckt und auch ihr Lächeln fand langsam den Weg zurück auf ihre Lippen.

Genau deshalb entschied sich Paddy dazu ihre Liste weiter abzuarbeiten. Seit zwei Tagen waren die beiden in Irland in einem Hotel untergekommen und genossen die Zweisamkeit. Bowie durfte ebenfalls mit auf die kleine Reise und kam voll und ganz auf seine Kosten, als die drei in die schöne Natur aufbrachen.
Das Wetter spielte zum Glück mit und so liefen die beiden Händchenhaltend durch die grüne Landschaft.

„Du als irrer Ire hast doch bestimmt einige Geschichten über dieses Land zu erzählen, oder?"
Leise lachte Paddy und drückte ihre Hand kurz, bevor er seinem Hund den Stock erneut warf und einmal tief einatmete.
„Ich will dich nicht mit langweiligen Kulturgeschichten nerven, aber von meiner Vergangenheit gibt es bestimmt die ein oder andere."
Verliebt lächelte Bella zu ihm hinauf und wartete geduldig, bis Paddy seine Gedanken beieinander hatte.
„Als wir früher eine längere Zeit in Irland gelebt hatten, haben wir hier ziemlich viel Unsinn gebaut. Ich war zu dem Zeitpunkt vielleicht 14 Jahre alt und wollte unbedingt mit meinen älteren Brüdern feiern gehen. Mein Vater hatte zu der Zeit mit seiner Gesundheit zu kämpfen, weshalb Kathy auf uns 'kleinere' aufgepasst hatte. Jimmy hatte sie so lange bequatscht und behauptet, dass wir lediglich ins Tonstudio gehen würden, bis sie schließlich eingewilligt hatte.
Die ganze Situation lief aber ziemlich aus dem Ruder. Jimmy, John, Joey und ich zogen zusammen los. Relativ schnell hatten wir einen kleinen Pub gefunden, uns dort zusammen hingesetzt und etwas getrunken. Ich durfte natürlich nur Wasser trinken, aber das hat mich zu der Zeit herzlich wenig interessiert. Ich habe bei Jimmy mitgetrunken und da ich damals, wie heute, absolut nichts vertragen hatte, ging es mir schnell ziemlich schlecht. Ich bin auf die Toilette abgehauen und mein dummer Teenagerkopf wollte unbedingt an die frische Luft. Ich bin einige Male um den Block gelaufen, bis ich absolut keine Ahnung mehr hatte, wo ich überhaupt war. Meine Brüder hatten mich überall gesucht und sind schließlich nachhause gegangen, um Kathy alles zu erklären. Ich dagegen wurde erst am nächsten Tag in einer fremden Umgebung wach und direkt von der Polizei Nachhause gefahren. Was da los war kannst du dir bestimmt denken.",erzählte er mit einem Schmunzeln auf den Lippen.

„Sowas hätte ich dir nicht zugetraut.",gab Bella lachend zu und war nun diejenige, die sich nach Bowies Stock bückte und diesen auf die grüne Wiese warf. Sofort rannte Bowie hinter diesem her.
„Ach nein? Was hättest du mir denn zugetraut?",wollte Paddy überrascht wissen.
„Naja, eher so bis in die Nacht arbeiten, immer schön auf Papa oder die älteren Geschwister hören."
Paddy lachte. Diese Erinnerungen stimmten ihn wirklich glücklich.
„Als kleiner Junge war das so, ja. Im Teenageralter eher das genaue Gegenteil. Ich habe nie länger gearbeitet, als es nötig war. Danach bin ich mit meinen Geschwistern oder auch ein paar Freunden nach draußen gegangen und habe die Straße unsicher gemacht. Ich meine ich war mit 15 so betrunken, dass ich auf einem Klavier getanzt habe, runtergefallen bin und mir meinen Fuß gebrochen habe."
Wieder lachte Bella, was Paddy erneut schmunzeln ließ.
„So ab 18 hat sich das dann aber wieder geändert. Während meine Geschwister um die Häuser zogen habe ich mich zurückgezogen und die ganze Nacht gearbeitet. Ich war schon ein wenig seltsam.",gestand er nachdenklich.
„Das sind Sie immer noch, Herr Kelly.",spaßte sie und quiekte auf, als Paddy ihr lachend in die Seite kniff.
„Lass uns dahinten an die Klippe setzen. Ich habe da noch eine Kleinigkeit geplant.",entgegnete Paddy lächelnd und steuerte nach einem Lächeln von Bella direkt auf die steile Klippe zu. Zusammen ließen die beiden sich dort nieder, während Bowie die Gegend weiter erforschte. Paddy ließ seine Beine an der steilen Felswand baumeln, was Bella ihm gleich tat.

Die Sonne verschwand langsam hinter dem Meer, welches sich bis zum Horizont erstreckte. Unter ihnen brachen die Wellen an der Felswand. Das Rauschen wirkte sehr beruhigend auf Paddy und gleichzeitig breitete sich eine unglaubliche Wärme in ihm aus, als Bella sich neben ihn setzte und ihre Hand aus seinen Oberschenkel legte.
„Was liegt dir auf dem Herzen?",wollte sie sanft wissen, während sie sich an seine Schulter lehnte und lächelte, als er seinen Arm um ihre Schultern legte und seufzte.
„Ich bin einfach froh, dass wir zusammen hier sein können nach all dem, was die letzten Wochen so passiert ist.",gestand er und blickte lächelnd in die untergehende Sonne.
„Da kann ich dir nur zustimmen. Danke für deine Geduld.",erwiderte sie leise.
„Selbstverständlich. Ich muss dir da aber noch etwas sagen."
Bella setzte sich wieder auf, Paddy ließ jedoch seinen Arm um sie liegen, während sie ihn fragend anblickte.
„Ich weiß, dass wir gerade eigentlich deine Liste abarbeiten. Ich habe jedoch die letzten Wochen immer mal wieder recherchiert und würde Morgen gerne nach New York fliegen. Der Ort steht zwar nicht auf deiner Liste, aber es ist mir ein Herzenswunsch.",gestand er.
„Ich werde dich begleiten. Wenn es dir am Herzen liegt möchte ich dich daran nicht hindern."
Lächelnd nickte er und zog Bella wieder gegen seine Schulter. Er selbst war noch nie in New York, jedoch sah er dies nun als letzte Lösung und würde es bereuen, wenn er diese unversucht lassen würde.

Lange saßen die beiden noch so dort und auch Bowie lag nun schlafend neben den beiden, bis die Sonne komplett hinter dem Meer verschwunden war.

„Gehen wir zurück ins Hotel?",fragte Paddy nach einer Weile nach und bekam bloß ein nicken von Bella zurück. In Ruhe liefen die beiden zurück. Bowie hatte mittlerweile keine Motivation mehr dazu hinter seinen Stock her zu rennen. Er schlenderte bloß neben Paddy her und lief ab und an mal voraus, als ihnen ein paar Teenager entgegenkamen. Diese begrüßten den Hund bloß und auch Paddy und Bella, als diese an der kleinen Gruppe vorbei liefen.
„Das ist also die altbekannte Irische Offenheit.",stellte sie schmunzelnd fest und griff erneut nach Paddy's Hand, woraufhin er seine Finger mit ihren verschränkte.
„Genau das vermisse ich oft in Deutschland.",gab er zu, bevor er so die nächste Stille einleitete. Relativ schnell kamen die drei wieder in ihrem Hotel an und verzogen sich in ihr Zimmer. Bella zog sich um, während Paddy unter die Dusche stieg. Bowie sprang sofort aufs Bett und kuschelte sich zu Bella unter die Decke, woraufhin Bella dem Hund sofort lächelnd über das Fell strich. Sie war froh, dass auch Bowie mit hier her kommen konnte und nicht wieder zu Jimmy musste.

„Ich seh schon. Ich bin überflüssig als Kuschelpartner.",lachte Paddy, als er aus dem Bad kam, sich mit seinem Handtuch durch die Haare wuschelte und zu den beiden blickte. Bella lächelte lediglich müde. Ihr Kopf lag mittlerweile sanft auf dem Rücken des großen Hundes und Bowie schlief schon tief und fest.
„Du kannst gerne noch dazu kommen.",hing sie dahinter. Dies ließ er sich nicht zweimal sagen. Er hing das Handtuch über den Harken, schaltete das Licht aus und schlüpfte ebenfalls unter die Decke. Bowie gab er einen Kuss auf die Stirn und streichelte ihm darüber, während er Bella einen sanften Kuss auf die Lippen gab, den diese sofort erwiderte, was Paddy Lächeln ließ. Er war froh, dass ihre Zweifel und Vorwürfe ihr nicht mehr im Weg standen, um diese Nähe zuzulassen.
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Was denkt ihr hat Paddy vor?🤔

Wenn Musik mein Herz erfülltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt