Paddy wurde aus seinen Gedanken gerissen, als es an der Tür klopfte. Verwirrt blickte er auf die Uhr. Die offiziellen Besuchszeiten hatten noch nicht begonnen.
Seufzend fuhr er sich durch sein Gesicht und blickte zur Tür, als diese sich öffnete.„Wie siehst du denn aus?!"
Er seufzte erneut und vergrub seinen Kopf in seinen Händen.
„Vielen Dank auch.",nuschelte er leise.
„Sorry, war nicht so gemeint.",erwiderte Clara und blickte zu Paddy, der nun aufstand und sie aus müden Augen musterte.
„Was willst du hier?",harkte er nach.
Mit Clara hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Schon so lange hatte sie keinen Kontakt mehr.
„Naja, meine Schwester liegt im Koma. Habe ich kein Recht hier zu sein?",antwortete sie direkt genervt und ging auf Bellas Bett zu, um ihre Schwester zu sehen. Sie war blass, hatte eindeutig abgenommen und sah nicht wirklich lebendig aus. Von allerlei Schläuchen wurde sie am Leben gehalten.
„Ich möchte mich nicht streiten.",gab Paddy sofort klein bei und lief zum Fenster, um aus diesem hinaus zu blicken. Die Sonne zog ihre Farben in den Himmel und kam langsam hinter den Hochhäusern von New York zum Vorschein.
„Paddy..-"
„Für dich immer noch Patrick.",unterbrach er Clara sofort, wandte seinen Blick aber nicht von der Stadt ab.
„Patrick, geh schlafen und ruh dich aus. Du siehst nicht gut aus.",beendete Clara ihren Satz, während sie zu ihm schaute.
„Spar es dir bitte einfach. Es geht schon.",bat er und drehte sich wieder um, um sich an die Fensterbank zu lehnen und seine Arme vor seiner Brust zu verschränken.„Was ist passiert?",fragte Clara leise nach und blickte wieder auf ihre Schwester. Langsam setzte sie sich auf den Stuhl neben ihrem Bett und griff vorsichtig nach ihrer Hand.
Paddy wandte seinen Blick nicht von Clara ab.
„Sie ist einfach so zusammengebrochen. Ihr Herz hat nicht mehr geschlagen und sie war klinisch tot. Wir sind mit dem Krankenwagen sofort hier her gefahren und auf meinen Wunsch wurde die Notoperation sofort durchgeführt. Nur deshalb liegt sie noch hier.",erklärte Paddy leise.
Clara schluckte.
„Was habt ihr in New York gemacht?",wollte sie wissen.
„Ich habe diesen Arzt hier gefunden und wollte zumindest mit ihm und Bella über ihre Krankheit sprechen. Er hat bereits Erfahrung mit der Krankheit und hat schon einige Herztransplantationen durchgeführt."
Paddy ließ sich wieder auf seinem Stuhl nieder, welcher gegenüber von Bella's Krankenhausbett stand.
Wortlos blickte Clara auf ihre Schwester. Sie konnte nicht fassen, dass Paddy so etwas tatsächlich für ihre Schwester tat.
„Wow... Warum machst du so etwas für sie?",fand sie ihre Worte wieder.
„Weil ich sie liebe? Ich hätte mich wahrscheinlich mit umgebracht, wenn sie gestorben wäre.",gab er leise zu und fing den besorgten Blick von Clara auf.
„Keine Sorge, ich springe nicht im nächsten Moment aus dem Fenster.",erwiderte er auf ihren Blick und konnte sich ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen.„Und was sagen die Ärzte? Wird sie wieder aufwachen?"
Er zuckte mit den Schultern.
„Ihr Körper hat das neue Herz angenommen und sich seitdem nicht ins negative verändert. Trotzdem ist den Ärzten unklar, warum sie immer noch im Koma liegt.",fügte er hinzu und musterte Clara dabei, wie sie ihren Blick wieder zu Bella wandte und ihr sanft über die blasse Wange strich.„Komm doch bitte einfach zu dir.",bat sie leise, jedoch hörte Paddy ihre Worte klar und deutlich.
„Bitte!",schluchzte sie plötzlich, weshalb Paddy aufstand, zu ihr ging und seine Hand auf ihre Schulter legte.
„Wir müssen geduldig sein. Das wird schon.",versuchte Paddy sein Glück, konnte jedoch nicht verhindern, dass sich auch aus seinen Augen ein paar Tränen lösten. Zu verletzt war er momentan innerlich.
Auch er strich sich seine Tränen von den Wangen und setzte sich an Bellas Bettrand, woraufhin Clara ihren Blick auf Paddy warf.
„Das ist einfach alles meine Schuld.",nuschelte er, während er seine Hand auf Bellas Oberschenkel legte und auf sie hinab sah. Sofort zog es in seinem Herz. Es tat ihm weh sie so zu sehen und zu wissen, dass das alles seine Schuld war.
„Du wusstest, dass so etwas früher oder später passieren würde. Mach dir bitte keine Vorwürfe.",erwiderte Clara.
„Ich hätte sie sterben lassen sollen."
„Warum sagst du das?",fragte sie irritiert und wischte sich ebenfalls die Tränen von den Wangen.
„Sie wäre da oben in besseren Händen. Sie hat es nicht verdient noch weiter zu leiden."
„Okay Patrick, stopp. Bella ist bei dir in den besten Händen und sicherlich dankbar für alles, was du für sie tust. Mach dich nicht selbst runter.",konterte sie Ruhig.
Paddy stand auf und lief erneut zur Fensterbank, um sich gegen diese zu lehnen.
„Das sagst du so leicht. Ich weiß momentan wirklich nicht, wo mir der Kopf steht.",gab er verzweifelt zu.„Wie lange bist du schon hier?"
Er zuckte die Schultern. Die Beerdigung von Pater Lorenz war bereits drei Wochen her. Danach war er einen Tag bei seiner Schwester und seitdem wieder in Amerika. Bowie kam bei Patricia unter, während Paddy größtenteils im Krankenhaus oder davor schlief. Sein Handy hatte schon lange kein Akku mehr. Seit mehr als zwei Wochen war er also schon nicht mehr zu erreichen und nur Patricia wusste, wo er sich rumtrieb.
„Musst du nicht deinem Job nachgehen?",harkte sie vorsichtig nach.
„Ich bin Krankgeschrieben. Eigentlich wegen eines Todesfalls, aber die Pause kommt mir gerade ganz recht.",erwiderte er und sah, dass Clara verständnisvoll nickte.
„Solltest du dich dann nicht wirklich mal ausruhen? Ich möchte dir nicht zu Nahe treten, aber auch du hast eine Grenze.",redete sie auf ihn ein.
„Ich weiß und diese Grenze merke ich mittlerweile ziemlich deutlich. Trotzdem würde ich es mir nicht verzeihen, wenn ich nicht hier wäre und etwas passiert. Positiv oder Negativ.",erklärte er sich.
„Du hast schon so viel für sie getan. Sie liegt im Koma. Daran kannst du mit deiner Anwesenheit nichts ändern und Bella würde es nicht gut finden, dass du dich so für sie aufopferst und deine eigene Gesundheit hinten anstellst."
Paddy wollte etwas sagen, jedoch wurde er von einem klopfen an der Tür davon abgehalten und blickte zu dieser, als der behandelnde Arzt von Bella seinen Kopf in das Zimmer streckte.„Mr. Kelly here is someone who wants to talk to you.",brach er die Stille.
Paddy nickte und ging mit einem letzten Blick zu Bella aus dem Raum und folgte dem Arzt. Bella lag auf einer besonderen Station zu der deshalb nur der Familie der Zutritt gestatten war. Selbst Paddy war eine Ausnahme und das auch nur, weil er die Pflegschaft von Bella vorweisen konnte.
Sofort erstarrte er, als er die Station verließ und den kleinen Wartebereich betrat, in dem lediglich eine Person ihren Platz fand.
„War das der behandelnde Arzt von Bella?"
Paddy nickte und drehte sich herum. Er dachte, dass dieser noch immer hinter ihm stand, jedoch war er wohl bereits zurück auf die Station gegangen.
„Netter Mann."
„Was machst du hier?",harkte Paddy irritiert nach und blickte zu Barby, die sich nun von ihrem Stuhl erhob und sich mit etwas Abstand ihrem Bruder gegenüber stellte.
„Vielleicht nach dir sehen? Warum meldest du dich nicht?",warf sie ihm an den Kopf.
„Ich habe momentan andere Gedanken.",erwiderte Paddy bloß.
„Kann ich verstehen, trotzdem kannst du dich nicht einfach so abschatten. Wir machen uns alle Sorgen."
Paddy nickte. Erst jetzt bemerkte er, wie blöd sein Verhalten eigentlich war.
Paddy erklärte sich tatsächlich dazu bereit, für eine Nacht mit seiner Schwester mit zu kommen. Auch wenn es ihm schwerfiel Bella alleine zu lassen. Sein Körper brauchte einfach mal eine Nacht Ruhe.„Ich habe dich wirklich lange nicht gesehen.",brach Barby die Stille im Auto und warf ihren Blick kurz zu Paddy, der bloß die Stadt durch das Autofenster betrachtete.
„Viel zu tun.",gab er bloß ungewohnt monoton zurück.
„Mit dir selbst wohl am meisten.",erwiderte Barby und brachte ihren kleinen Bruder dazu zu ihr zu blicken.
„Nicht nur mit mir. Alles drumherum.",gab er seufzend zurück und lehnte sich im Autositz mehr zurück. Er wusste nicht in wie Fern Barby über die letzte Zeit Bescheid wusste.
„Du siehst schrecklich aus."
„Das durfte ich mir heute bereits anhören.",entgegnete er und stellte gleichzeitig fest, wie wertvoll Barbys Art war. Sie sagte immer das, was ihr gerade durch den Kopf schoss.
Selbstverständlich nahm Barby ihren Bruder bei sich auf. Es dauerte nicht lange, bis dieser sich in ihr Bett verzog. Er hatte zwar darauf bestanden auf dem Sofa zu schlafen, doch Barby überließ ihm ihr Bett gerne. Schließlich sollte er sich einmal komplett ausschlafen.
DU LIEST GERADE
Wenn Musik mein Herz erfüllt
FanfictionDas Herz weiß sofort was es will, nur der Verstand ist sich immer unschlüssig!