Wenn Musik mein Herz erfüllt

Kapitel 27

Noch in der selben Nacht nahm Paddy Bella wieder mit nachhause. Daniel würde ihnen am nächsten Tag ihre Sachen vorbei bringen, sodass sie Problemlos wieder zu Paddy nachhause fahren konnten.
Bella war bereits im Auto wieder eingeschlafen. Zwar ging es ihr besser, aber die Erschöpfung spürte sie klar und deutlich.
Paddy fuhr derweil das Auto sicher in die Einöde Bayerns. Er war müde. Die Uhr zeigte bereits 05:46 Uhr an und er wollte nur noch ins Bett. Etwas beruhigt war er durch den Arzt Besuch jedoch schon. Er wusste nun, was Bella fehlte und hatte von Dr. Mai gesagt bekommen, was er in solchen, oder auch anderen, Situationen zu tun hatte.

Er warf Bella einen Seitenblick zu. Sie schlief friedlich und wüsste Paddy nicht, was sie schon alles durchgemacht hatte, hätte er ihr es nicht angesehen.
Ihre Haut hatte wieder eine gesunde Farbe angenommen und auch von den bläublichen Händen, aufgrund des Sauerstoffmangels, war nichts mehr zu sehen. Gedankenverloren schüttelte Paddy den Kopf. Er wurde damals schon mit schweren Krankheiten konfrontiert. Seine Mutter war schließlich an Krebs gestorben, welcher auch Patricia einige Jahre danach heimgesucht hatte. Sein Vater erlitt einige Schlaganfälle, was den Geschwistern ebenfalls einen ziemlichen Schrecken einjagte. Einen Unterschied zu Bella gab es jedoch auch hier. Paddy hatte in dieser Zeit immer jemanden an seiner Seite. Seine Geschwister und Freunde hatten ihm Mut gemacht, ihm geholfen und selbstlos aufgeheitert. Nun stand hinter Paddy niemand. Selbst Joelle nicht mehr. Er wollte diese Stütze für Bella sein, schließlich hatte diese keinen mehr, der sich noch irgendwie für sie interessierte.
Er war sich bei weitem nicht sicher, ob er diese Psychische Last alleine tragen konnte, wollte es aber auf jeden Fall versuchen. Schließlich konnte er sich so von seinen Problemen ablenken und Bella eine gute Zeit bescheren.

Nach weiteren 20 Minuten fuhr Paddy sein Auto auf den Parkplatz vor seinem Haus. Verwundert blickte er zu diesem. Hatte er vergessen das Licht auszuschalten?
Joelle konnte es nicht sein. Diese hatte ihm den Schlüssel bereits zu geschickt.
Sanft strich Paddy Bella über den Arm, um sie zu wecken. Tatsächlich reagierte sie auf diese sanfte Berührung und schreckte leicht zusammen, entspannte sich aber sofort wieder, als sie merkte, wo sie war. Verschlafen trottete Bella neben Paddy her, welcher Bella ein wenig stützte.
Seine Verwunderung darüber, dass das Licht brannte, sowie die Tür offen war, versuchte Paddy in den Hintergrund zu drängen.
Er hörte Stimmen aus der Küche, ließ diese aber erst einmal außer acht und versuchte Bella möglichst leise in sein Bett zu befördern.
Schon kurz nachdem sie sich in diesem eingekuschelt hatte, war sie auch schon eingeschlafen.
Er lächelte auf sie hinab und ging schließlich, etwas zögernd, in seine Küche.

„Wie siehst du denn aus?"
Verwirrt blieb Paddy in der Tür stehen und schaute zu Angelo, sowie Joey, die an seinem Küchentisch saßen.
„What the hell.",flüsterte er leise und fuhr sich durch seine müden Augen, was seine Brüder zum Lachen brachte.
Paddy konnte sich nicht erklären, was diese hier wollten, wollte es aber auch eigentlich nicht wissen. Er war bloß froh, dass es keine Einbrecher waren.
„Ich habe mit einer freudigeren Begrüßung gerechnet.",warf Joey ihm lachend vor und beobachtete seinen jüngeren Bruder dabei, wie er sich zu ihnen an den Tisch setzte und seufzte.
„Schon mal auf die Uhr geschaut?",konterte Paddy und schaute die beiden vorwurfsvoll an.
„Hey Paddy, geh ins Bett. Du siehst echt fertig aus.",stellte Angelo schließlich fest und musterte seinen älteren Bruder eindringlich, der seinen Kopf in seine Hände gestützt hatte und mit seiner ganzen Kraft versuchte, seine Augen offen zu halten.
„Hmm.",antwortete dieser bloß und stand auf. Jedoch führte sein Weg direkt auf das Sofa. Er wollte Bella in Ruhe schlafen lassen und hatte wenig Angst, dass nun noch ein mal etwas geschehen würde, weshalb er sich bedenkenlos hinlegte und sofort einschlief.

Angelo schaute ihn durch den kleinen Durchbruch an und musste schmunzeln. Paddy und er hatten schon immer ein gutes Verhältnis, aber dieses kippte schließlich auch, als Paddy seinen Schritt ins Kloster tat. Zu dieser Zeit war das Verhältnis zwischen den Geschwistern sowieso angespannt. Wirklich verstehen konnte Paddy niemand, trotzdem versuchten sie ihm alle unter die Arme zu greifen und wieder zurück ins Leben zu holen. Mittlerweile war der Kontakt natürlich etwas eingeschlafen. Zu Feiertagen oder Geburtstagen kamen die Geschwister natürlich zusammen und auch auf Konzerten besuchten sie sich gegenseitig, wenn sich etwas anbot. Durch das Comeback waren John, Patricia, Angelo, Joey, Kathy, Jimmy und Paul wieder mehr zusammen unterwegs, Paddy und Maite verschlug es derweil eher auf ihren eigenen Weg und Barby sahen sie wirklich nur selten.

„Machst du dir Sorgen um ihn?",harkte Joey nach, der sah, dass Angelo seinen älteren Bruder beim schlafen zuschaute.
Wahrheitsgemäß nickte er. Wirklich sicher, ob es Paddy so gut ging, wie er es nach außen zeigte, war er sich nicht. Schließlich war er über die Feiertage wirklich nicht gut gelaunt. Verständlich, jedoch glaubte Angelo nicht daran, dass es von den ein auf den anderen Tag wieder gut geworden sein soll.
„Er weiß schon was er tut.",behauptete Joey und nahm einen kleinen Schluck seines Kaffes.
„Da wäre ich mir nicht so sicher. Du kennst ihn.",erwiderte Angelo und seufzte, bevor er ebenfalls seinen Kopf auf seine Hände abstützte und vor sich auf den Tisch blickte.
„Ach Angelito, wir haben ihn doch im Auge. Außerdem würde Bella Bescheid geben, wenn es ihm so schlecht gehen würde."
„Hör auf mich so zu nennen! Ich bin keine 10 mehr!",bat Angelo ihn lachend, welches Joey schließlich auch ansteckte.

Eigentlich waren die beiden nur beruflich in der Nähe gewesen und hatten sich gedacht, ihrem Bruder einen Besuch abzustatten. Joey hatte den einzigen Ersatz Schlüssel und konnte sich somit schließlich Zutritt zu seinem Haus verschaffen. Paddy störte dies weniger. Er war eher froh, dass er in Ruhe schlafen konnte und keine Angst um Bella heben musste. Wenigstens hatte sie so noch zwei Ansprechpartner, falls in der Nacht etwas gewesen wäre.

Diese verlief aber ruhig und Paddy kam erst gegen 10 Uhr in die Küche, in der Bella schon mit seinen beiden Brüdern am Tisch saß und Frühstückte.
„Gehts dir gut?",harkte Paddy sofort besorgt nach, bevor er sich neben sie setzte.
„Guten Morgen erstmal.",erwiderte Joey und entlockte Paddy somit ein schmunzeln.
„Nur müde.",antwortete Bella schließlich lächelnd auf seine Frage und genoss das Familiäre Frühstück. Auch, wenn Paddy's Geschwister gegen die Sache mit Bella waren, behandelten sie sie wie eine weitere Schwester und genau dies schätzte Paddy an ihnen. Den weiteren Tag ließen sie entspannt angehen. Der geplante Arzt Termin war, aufgrund des nächtlichen Vorfalls, nicht nötig, sodass Paddy und Bella den ganzen Tag zusammen auf der Couch verbrachten und Filme schauten. Joey und Angelo hatten sich gegen Nachmittag wieder verabschiedet und Paddy gebeten, dass er sich bitte melden sollte, wenn er Hilfe brauchte. Der nächste Film war vorbei und fast automatisch glitt Paddy's Blick zu seiner Gitarre.
Wieso hatte er eigentlich noch nie vor Bella Musik gemacht? Schließlich war es genau diese, weshalb Bella in so 'verehrte'.

„Kannst du Gitarre spielen?",erfragte Paddy lächelnd und stand auf, um diese zu ihnen auf das Sofa zu holen.
Lächelnd schüttelte sie den Kopf. Sie wollte schon immer Gitarre spielen lernen, jedoch hatte ihre Mutter dies für keine gute Idee empfunden. Warum genau, wusste Bella auch nicht.

„Na dann. Let's learn An Angel.",schlug er lachend vor und überreichte Bella die Gitarre. Paddy half ihr liebevoll bei den einzelnen Griffen und tatsächlich löste sich die etwas trübe Stimmung, die von letzter Nacht ruhte, in eine spaßige Einheit auf. Bella hatte lange davon geträumt mit ihm zu musizieren. Genau so ein Hirngespinst, wie jeder Fan wohl schon einmal hatte. Das sie nun wirklich hier saß, mit seiner Gitarre in der Hand und Paddy, der ihr jedes Mal aufs neue half, stimmte sie mehr als Glücklich und half ihr zu vergessen, was letzte Nacht passiert war.