Erst am späten Abend verabschiedeten Patricia und ihre Familie sich von Paddy. Seine anderen Geschwister hatten bereits den Heimweg angetreten, wussten jedoch noch nicht, wieso Paddy plötzlich so schlecht drauf war.
Bella hingegen wusste, was Sache war. Patricia hatte sie gebeten ein Auge auf ihren kleinen Bruder zu halten. Sie kannte ihn und in ihrem Augen schienen ihre Befürchtungen noch nicht einmal weit hergeholt zu sein.Seufzend betrat Paddy wieder das Wohnzimmer, in dem Bella auf dem Sofa lag und schon halb am schlafen war. Der Tag und vor allem das frühe Aufstehen hatte sie ganz schön geschlaucht.
„Danke, dass du hier bist.",sagte Paddy leise, während er sich zu ihr setzte und ihr fürsorglich eine Decke über den Körper legte, in die Bella sich sofort etwas einkuschelte und lächelte.
„Danke, dass ich hier sein darf.",erwiderte sie ebenso leise und spürte den Blick von Paddy auf sich, der davon ausgegangen war, dass sie bereits schlief.Er blickte zu dem Kamin, in dem noch ein kleines Feuer loderte. Unbewusst glitten seine Gedanken zu den Abenden, an denen Joelle und er vor diesem saßen und mit einem Glas Wein den Abend ausklingen haben lassen. Viel zu lange war dies schon nicht mehr geschehen und er bemerkte die Veränderungen, die sich in ihrer Beziehung ergeben hatten, erst im Nachhinein. Die letzten Wochen hatte er sich in seine Arbeit gestürzt, wollte den Tourabschluss so gut wie möglich über die Bühne bringen und hatte deshalb sein Privatleben erst einmal hinten angestellt. Trotzdem war er der Meinung, dass Joelle von Anfang an wusste, worauf sie sich einließ. Schon damals hatten sie sich getrennt, weil sie mit der Situation nicht klar kam. Als sie sich schließlich, nach seiner Zeit im Kloster, wieder näher kamen, hatte Paddy von Anfang an gesagt, dass er auf die Bühne gehört und dies auch für nichts auf der Welt auf Eis legen möchte. Sie war sich dessen bewusst und ihr war auch klar, dass es Zeiten geben würde, in denen er nicht Zuhause war. Er hatte ihr oft Angeboten mit auf Tour zu gehen, was auch Job mäßig nie ein Thema gewesen wäre. Ob sie von Zuhause aus, oder auf Tour arbeiten würde, hätte für sie keinen Unterschied gemacht.
Zwar hatte Patricia ihm gesagt, dass er sich keine Vorwürfe machen sollte, aber bei Paddy blieb dies nicht aus.
Er hätte merken müssen, dass Joelle unglücklich in der Beziehung ist.Paddy schreckte aus seinen Gedanken, als Bowie neben ihn auf das Sofa sprang, über ihn kletterte und sich einen Weg unter Bella's Decke bahnte, um sich ebenfalls warm zu halten.
Lächelnd half Paddy seinem Hund dabei, bevor er sich versicherte, dass Bella schlief und sich schließlich nach oben verzog.Er ging duschen. Das warme Wasser und das prasseln von diesem beruhigte ihn.
Er musste darüber hinweg kommen. Sein Leben ging weiter und trotzdem wollte er sich gerade am liebsten in seinem Zimmer einsperren, um mit niemanden mehr darüber reden zu müssen. Aber genau dies musste er. Gerade mit Pino sollte er so schnell wie möglich das Gespräch suchen, damit sich die Presse nicht sofort das Maul darüber zerriss, wenn sie Joelle mit einem anderen Mann, oder ihn mit einer anderen Frau sehen würde. Die Presse wollte er ihr nun wirklich nicht auf den Hals schicken. Es war wirklich eine Kunst mit diesen Leuten umzugehen. Die meisten waren so aufdringlich, dass selbst Paddy ihnen manchmal vor den Kopf schlagen würde. Und wenn Paddy eins von sich sagen konnte, dann, dass er ein sehr geduldiger Mensch war.
Paddy zog sich seine Schlafsachen an, bevor er im Schlafzimmer den Fernseher einschaltete und sich in sein Bett legte.Lange hielt sein leichter Schlaf jedoch nicht an, als sein Handy klingelte.
Grummelnd griff er danach und ging verschlafen an sein Handy.
„Eyy, ich bin schon da!",rief Basti freudig in sein Handy, was Paddy zum seufzen brachte. Er mochte seine Band Kollegen. Wirklich. Aber manchmal waren sie einfach nur anstrengend. Und dabei war Basti noch nicht einmal der schlimmste.
„Ich komme runter.",gab er seinem Kumpel zur Antwort und fuhr sich mit seiner verletzten Hand kurz durch sein Gesicht, wobei er sofort wieder mit den Gedanken bei Joelle war. Wo war sie? War sie wirklich zu ihren Eltern gefahren, oder lag sie mit ihrem neuen Freund gerade im Bett und schließ seelenruhig, ohne an Paddy zu denken?
Er stoppte seine Gedanken und stand auf, um verschlafen nach unten zu gehen und Basti die Tür zu öffnen.
Dieser strahlte Paddy schon förmlich entgegen und zog ihn in eine kräftige Umarmung. Paddy gab irgendwelche undefinierbaren Geräusche von sich, bevor er sich ein leichtes schmunzeln nicht verkneifen konnte und Basti versuchte von sich weg zu drücken, da er drohte zu ersticken.
„Kannst du bitte rein kommen? It's cold.",bat Paddy und schaute Basti hinterher, der ohne ein weiteres Wort das Haus betrat.
Erst im Wohnzimmer blieb er stehen und drehte sich fragend zu Paddy um, als er auf Bella aufmerksam wurde, die schlafend auf dem Sofa lag.
Paddy gab ihm ein Handzeichen, woraufhin Basti ihm in die Küche folgte und sich an den Tisch setzte, während Paddy zwei Gläser hinaus holte und ihnen etwas Wasser einschüttete.
„Ok, wer ist das und was hast du gemacht?",brach Basti die Stille und umgriff Paddy's Handgelenk, um sich seine Wunde genauer anschauen zu können.
„Du erinnerst dich an das Konzert in München und die Frau, die dort umgekippt ist?"
Basti nickte und ließ seine Hand wieder los, bevor er zu Paddy auf blickte.
„Das ist sie, Bella. Ist eine längere Geschichte und ich erkläre es euch Morgen, damit ich es nicht zehn mal wiederholen muss."
„Du meinst heute.",verbesserte Basti ihn, weshalb Paddy's Blick auf die Uhr glitt, die bereits 03:46 Uhr anzeigte.
Stumm nickte er.
„Und was hat es mit deiner Hand auf sich?",erfragte Basti neugierig und schaute seinem Kumpel dabei zu, wie er diese ebenfalls musterte.
„I don't know. Bisschen überfordert und enttäuscht.",gab Paddy zu und setzte sich zu ihm an den Tisch. Besorgt musterte Basti ihn.
„Und dann verletzt du dich selbst? Was denkst du dir bei sowas?"
„Scheinbar nichts, zumindest nicht in dem Moment.",erwiderte Paddy und merkte, wie seine Stimme brach.
„Irgendwas stimmt hier doch nicht, Paddy. Wir kennen uns lange genug. Ich merke so etwas."Kurz zögerte Paddy, bevor er zu Basti blickte, seine Zweifel überwand und sich schließlich seinem Kumpel anvertraute, der ihm ruhig zu hörte. Paddy's Augen blieben trocken, jedoch blieb sein Herzschmerz auch jetzt nicht aus.
Auch Basti verstand die Welt nicht mehr. Er hatte Paddy und Joelle immer als Traumpaar in seinen Augen gesehen. Sie waren liebevoll miteinander und immer für einander da.
Paddy seufzte.Er wollte sich eigentlich darum kümmern, dass Bella schöne Feiertage verbrachte, jedoch schien es so, als würde dieses Vorhaben nun in die Brüche gehen. Er wollte keinen Mitleid. Joelle hatte ihre Entscheidung getroffen und damit musste Paddy sich, wohl oder übel, arrangieren.
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Wenn Musik mein Herz erfüllt
FanficDas Herz weiß sofort was es will, nur der Verstand ist sich immer unschlüssig!