Kapitel 55

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„Au, verdammt!",fluchte Bella, als sie mit ihrem Knie gegen die Kommode stieß. Sofort hielt sie sich die Hand vor den Mund, als auch schon das gedimmte Licht der Nachttischlampe den Raum erhellte. Verschlafen richtete Paddy sich auf, strich sich kurz durch die Augen und blickte schließlich zu Bella, die immer noch so im Raum stand.

„Was machst du?",harkte er nach. Er war deutlich neben der Spur.
„Ich wollte nur zu dir kommen, aber die Kommode war etwas im Weg.",erklärte sie leiser.
Irritiert blickte Paddy sie an.
„Wieso schaltest du nicht einfach das Licht an?",fragte er weiter nach.
„Ich wollte dich nicht wecken.",gestand Bella und musste Lächeln, als sich Paddy's Lippen ebenfalls zu einem Lächeln verzogen.
„Hast du super hinbekommen.",erwiderte er ironisch.
Schuldbewusst blickte sie zu Boden, was Paddy leise lachen ließ.
„Komm schon her.",sagte er sanft, rückte ein Stück an den Bettrand und hob die große Decke an, sodass Bella sich neben ihn legen konnte. Sofort kuschelte sie ihren Kopf an seine Brust und legte ihren Arm um seinen Körper, während Paddy seinen Arm um sie legte und sie an sich drückte. Wohlig seufzte Bella gegen seine Brust und genoss die angenehme Wärme, die von Paddy ausging.

„Wieso bist du eigentlich noch wach?",fragte er, während er ihr gleichmäßig über den Oberarm strich und merkte, wie seine Schmetterlinge im Bauch zu flattern begannen.
„Ich habe mit Paul noch etwas Deutsch geübt.",gab sie stolz zurück und musste grinsen.
Zwar hatten ihr alle gesagt, dass Paul einfach keine Interesse daran hatte, aber gerade dieser war auf sie zugekommen und hatte gebeten, etwas von ihr zu lernen. Er hatte sich echt angestrengt und meinte, dass er seinen Geschwistern endlich etwas beweisen wollte.
„Wow, du hast ihn wirklich gefoltert?"
Lachend zwickte Bella ihm in die Seite, was Paddy, ebenfalls lachend, zusammenzucken ließ.
„Würde ich niemals!",verteidigte Bella sich gespielt empört.
„I know.",erwiderte Paddy sanft, bevor er Bella einen Kuss auf den Hinterkopf gab und schließlich seine Augen schloss. Der Tag hatte ihn nervlich ziemlich mitgenommen. Umso froher war er nun, dass er entspannt im Bett liegen konnte.

„Über was habt ihr beiden euch gestritten?",harkte Bella vorsichtig nach und strich Paddy gedankenverloren, mit ihrem Zeigefinger, über seinen Bauch.
„Ich habe nur meine Meinung gesagt.",erwiderte Paddy und sofort war der genervte Unterton, in seiner immer noch etwas kratzigen Stimme, wieder da.
„Kannst du bitte mal deinen Dickschädel ausschalten? Ich möchte dir nichts vorwerfen, sondern lediglich wissen, worum es ging.",entgegnete Bella sofort, weshalb Paddy seufzte.
„Ich wollte mich nicht mit ihm streiten. Ich finde es nur seltsam, dass er genau das mit seiner eigenen Family macht, unter dem wir damals so gelitten haben.",erklärte er leiser.
„Vielleicht hat er es damals nie so krass wahrgenommen, wie du es getan hast."
„Das auf jeden Fall. Er hat aber deutlich mitbekommen, zu was es führen kann.",entgegnete Paddy.
Ungern dachte er an diese Zeit zurück.
„Glaubst du nicht, dass Angelo darauf achtet?",harkte sie nach.
Paddy schüttelte den Kopf.
„Er kann da so viel drauf achten, wie er möchte. Wenn so etwas sein sollte und die Person darüber nicht reden möchte, bekommt er es viel zu spät mit. Glaub mir. Ich weiß wovon ich rede.",erklärte er seine Zweifel, konnte jedoch nicht verhindern, dass seine Stimme einen bedrückten Ton annahm. Er wollte Angelo bloß davor Schützen, schließlich musste Paddy damals am eigenem Leib erfahren, wie sich eine Überdosis an Aufmerksamkeit anfühlte.
„Ich glaube er muss damit seine eigene Erfahrung machen, um es sich selbst einzugestehen. Außerdem weißt du nicht, wie es bei Ihnen zu Hause abläuft. Vielleicht reden sie auch offen über solche Sachen, um genau so etwas zu vermeiden.",erwiderte Bella, während sie weiterhin mit ihrem Finger über seinen Bauch fuhr.
„Das muss er, ja. Er war damals wahrscheinlich einfach noch nicht an diesem Punkt. Trotzdem ist er mein kleiner Bruder und ich möchte ihm diese Erfahrung eigentlich abnehmen."

„Du bist süß.",sagte Bella sanft, was Paddy Lächeln ließ.
„Bin ich das?",harkte er provozierend nach. Bella nickte gegen seine Brust, bevor sie sich etwas aufrichtete, um ihre Lippen mit seinen zu vereinen.
Ohne zu zögern ging Paddy auf diesen Kuss ein, schloss die Augen, bewegte seine Lippen sanft gegen ihre und legte seine Arme um ihren Nacken, um sie näher an sich zu ziehen.
In Bella's Bauch kribbelte es und auch ihre Lippen machten ihr deutlich klar, dass sie hiermit nicht aufhören sollte.
Schließlich war es jedoch Paddy, der den Kuss unterbrach und Bella anlächelte. Er freute sich, dass sie so in die Offensive ging gerade, weil ihre Beziehung zueinander noch eher zurückhaltend war.

„Darf ich dich etwas fragen?",flüsterte er ihr entgegen. Bella nickte und setzte sich aufrecht in das Bett, blickte trotzdem zu Paddy hinunter.
„Du hast nie gesagt, was du von der ganzen Sache mit Joelle denkst.",stellte er leise fest, weshalb Bella ihren Blick von ihm abwandte. Auch Paddy setzte sich nun auf.
„Ich wollte damit keine alten Wunden bei dir aufreißen.",stellte sie klar, während sie ihren Blick auf die Bettdecke richtete.
„Und was denkst du darüber?",wollte Paddy wissen. Er legte sanft seinen Arm um sie, woraufhin Bella ihren Kopf an seine Schulter legte.
„Ganz ehrlich? Ich mag Joelle. Obwohl, mochte trifft es eher. Sie war mir anfangs echt unsympathisch, aber als meine Schwester mit der Polizei bei euch vor der Tür stand, hat sie mir gezeigt, dass ihr etwas an mir liegt. Als dann die ganze Sache mit der Trennung los ging, habe ich mir eher Gedanken um dich gemacht.
Ich glaube, ich vertrete da mit Patricia die gleiche Meinung. Sie wusste schließlich, worauf sie sich mit dir einlässt und die ganze Story mit diesem Lukas finde ich sowieso ziemlich suspekt.",erwiderte Bella und spürte förmlich, wie ihre innere Wut sich wieder bemerkbar machte. Sie verstand Joelle und ihre Ansichten einfach nicht.

„Aber irgendwo hatte sie doch auch Recht, schließlich habe ich mich viel zu sehr um die Arbeit gekümmert und mein Privatleben hinten angestellt. Ich hätte merken müssen, dass ihr die Beziehung so nicht mehr gefällt.",hielt Paddy sich selbst vor.
„Ja, und sie hätte mit dir reden müssen. Du bist Musiker, kein Hellseher. Also hör auf dir Vorwürfe zu machen. Ihr schafft das alles mit dem Baby und solange ich da bin, werde ich dich auch unterstützen."
Paddy lächelte. Er freute sich, dass er sich auf Bella verlassen konnte. Auch, wenn sie selbst nicht fit war, dachte sie nicht nur an sich.

„Und dafür bin ich dir unglaublich dankbar.",erwiderte er leise und brachte somit auch Bella zum lächeln.
„Das ist selbstverständlich.
Glaub mir, ich bin dir für so vieles mehr dankbar."
Paddy legte sich wieder hin und deutete Bella an, sich in seine Arme zu legen, was diese sich nicht zwei mal sagen ließ.
Entspannt kuschelte sie sich wieder an ihn und schloss ihre Augen.

„Über was hast du mit Tricia gesprochen?",brach Paddy nach einer Weile die Stille, der ihr gleichmäßig über den Rücken strich.
„Über dich.",erwiderte Bella im Halbschlaf, weshalb Paddy nicht weiter nachhakte, sondern bloß das kleine Licht ausschaltet und schließlich selbst seine Augen schloss.

Wenn Musik mein Herz erfülltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt