Wenn Musik mein Herz erfüllt

Kapitel 36

Paddy war während des Telefonats jegliche Farbe aus dem Gesicht gewichen und auch jetzt, wo sie Stillschweigend im Auto saßen, sah seine Hautfarbe alles andere als Gesund aus. Seine Hände am Lenkrad zitterten und seine Stirn lag besorgt in Falten, während er sich stets auf die Straße konzentrierte.

„Ich möchte dir nicht auf den Schlips treten, aber lass mich bitte Fahren.",brach Bella leise die Stille, ließ ihren Blick aber nicht von Paddy ab.
Ebenso leise lehnte Paddy diesen Vorschlag ab und spürte den Blick von Bella auf sich, der nur so eine Erklärung herbeisehnte.
„Dann lass mich bitte raus.",bat sie ihn ernst. Erst jetzt löste Paddy seinen Blick kurz von der Straße und blickte zu Bella, die ihn auffordernd anschaute.
„Willst du dich umbringen?",harkte er leise nach, fuhr jedoch wirklich an die Seite der Bergstraße.
„Nein, aber ebenso wenig möchte ich, dass du uns beide in Gefahr bringst.",erklärte sie ihre Bitte und stieg tatsächlich aus, um auf die Fahrerseite zu gehen und die Tür dort auf zu machen.
Verwirrt blieb Paddy sitzen, schaute bloß zu Bella auf und hielt ihrem auffordernden Blick stand.
„Komm schon.",bat sie ihn und schnallte Paddy ab, um nach seiner Hand zu greifen und ihn, mehr oder weniger bereitwillig aus dem Auto beförderte. Seufzend ließ Paddy sich auf dem Beifahrersitz nieder, während Bella am steuerndes Wagens Platz nahm und diesen startete. Viel zu lange war sie kein Auto mehr gefahren und von ihrem Arzt aus durfte sie dies eigentlich nicht mehr, aber sie fühlte sich so sicherer, als würde er fahren.

„Wo gehts hin?",fragte Bella und blickte zu Paddy, der seinen Blick schon aus dem Fenster warf.
„Ins Krankenhaus.",erwiderte er gebrochen und blinzelte schnell seine Tränen weg. Bella schluckte, fragte jedoch nicht weiter nach und setzte das Auto in Bewegung. Ein ungutes Gefühl breitete sich in ihrem Bauch aus. Die restliche Fahrt verlief still, bis auf die letzten Kilometer, in denen Paddy ihr Anweisungen gab, wo sie lang fahren musste.

Generell war die Stimmung gedrückt und dies lockerte sich erst recht nicht, als die beiden das Krankenhaus betraten und am Eingang gleich von Kathy empfangen wurden.

„Was ist passiert und wie geht es ihr?",wollte Paddy sofort hektisch wissen, wurde jedoch von Kathy unterbrochen, die ihren jüngeren Bruder einfach in eine Umarmung zog, welche dieser zögerlich erwiderte.
„Sie schläft jetzt.",antwortete Kathy bloß, was Paddy in kleinster Weise zufrieden stellte. Zusammen gingen sie auf die Station, wobei Bella und Kathy im Wartezimmer Platz nahmen und nur Paddy in das Zimmer weiter lief, in dem Patricia lag. Er hasste es, wenn seine ältere Schwester ihn mit Samthandschuhen behandelte und hoffte nun von Jimmy zu erfahren, der ebenfalls noch da sein sollte, was passiert war.

Leise klopfte er und streckte auf das knappe „Ja?" von Jimmy seinen Kopf durch die große weiße Tür des Zimmers. Der Blick seines Bruders lag auf ihm und als er Paddy erkannte, bildete sich ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen.
Unsicher betrat Paddy ebenfalls den Raum und musste schlucken, als er Patricia dort so sah. Sie sah blass aus, ihr Körper lag geschwächt da und sie wirkte nicht so, als hätte sie einen ruhigen Schlaf.
„Schön das du gekommen bist.",sagte Jimmy leise und beobachtete seinen Bruder dabei, wie er langsam näher kam und sich neben ihn stellte.
„Was ist passiert?"
„Sie ist einfach so auf der Bühne zusammengebrochen. Ich habe keine Ahnung was los war, davor ging es ihr noch blendend. Aber der Arzt hat einen Verdacht und dem möchte er Morgen weiter nachgehen, wenn sie wieder wach ist.",erklärte er bedrückt und nahm die schlaffe Hand seiner Schwester in seine, um sie sanft zu drücken.
„Was für einen Verdacht?",harkte Paddy weiter nach, konnte seinen Blick jedoch nicht von seiner Schwester lösen.
„Ich weiß nicht, ob es so sinnvoll wäre dir das zu erzählen. Ich meine du bist schon..."

„Was für einen Verdacht, Jimmy?"
Nun schaute Paddy zu seinem Bruder auf, der bei dem Anblick von Paddy schlucken musste. Immer noch war er blass und sein Gesicht voller Sorge.
„Okay. Einiges deutet darauf hin, dass der Krebs zurück sein könnte, aber da ist noch gar nichts sicher.",rückte Jimmy leise mit der Sprache heraus.
Paddy durchfuhr diese Nachricht wie ein Blitz. Viel zu warm war es auf einmal in dem Zimmer, seine Brust zog sich zusammen und sein Kopf fuhr Karussell.
Der Krebs, der Patricia schon einmal fast getötet hätte und ihre Mutter auf dem Gewissen hatte, genau dieser Krebs sollte wieder zurück sein? Stumm schüttelte er mit dem Kopf, merkte gar nicht, wie Angelo ebenfalls den Raum betrat und bei der Tür stehen blieb.

„D..das könnt ihr mir nicht antun. Nicht noch einmal!",rutschte es lauter als geplant aus Paddy heraus, weshalb auch Patricia aus ihrem leichten Schlaf aufwachte und leicht lächelte, als sie ihre Brüder sah.
„Hey, das wird alles.",versuchte Jimmy seinen kleinen Bruder zu beruhigen.
Dieser schlug jedoch nur Jimmy's Hand von seiner Schulter und spürte, wie sich eine Träne aus seinem Augenwinkel löste und seine Wange hinunter glitt. Immer weiter brannte sich die Information und damit auch die verbundende Erinnerung von damals in seinem Kopf ein. Seine Beine wurden schwach und Jimmy beobachtete besorgt, wie auch das letzte bisschen Farbe aus Paddy's Gesicht wich.

Überfordert wich Paddy einige Schritte zurück und lief deshalb gegen Angelo, der einige Schritte auf sie zu gekommen war.
Angelo nahm seinen großen Bruder von hinten in den Arm, aber auch aus dieser Umarmung befreite Paddy sich hektisch und drehte sich zu ihm herum. Angelo wirkte ebenfalls fertig. Völlig verständlich. Jedoch wusste er, dass diese Information Paddy keineswegs gut tat.
„Es wird alles gut.",versuchte auch er sein Glück, doch Paddy schüttelte den Kopf.
„Wer hat uns das damals bei Mama eingeredet und siehst du? Es ist gar nichts gut geworden!",schrie er unter Tränen und schluchzte im nächsten Moment laut auf.

„Ich kann das nicht und ich will es nicht, verdammt!"
Jimmy wollte gerade ansetzen um seinen Bruder zu beruhigen, jedoch ging alles ganz schnell. Paddy's Beine gaben unter seinem Gewicht nach und gerade so konnte Jimmy verhindern, dass sein schwacher Körper auf dem harten Boden aufprallte.
„Hohl einen Arzt!",befahl Jimmy seinem jüngsten Bruder hektisch, jedoch griff Patricia ein und drückte sofort auf den Notruf Knopf, der sich neben ihrem Bett befand. Mit seinen Armen unter Paddy's Achseln setzte Jimmy sich zu ihm auf den Boden und legte den Kopf seines Bruders auf seinen Schoß. Seine Augen waren geschlossen.
„Patrick, komm schon verdammt!",bat Jimmy ihn lauter und tätschelte auf seiner Wange herum, was jedoch keinerlei Wirkung zeigte.

Erst von den Ärzten wurde Jimmy von seinem Bruder gelöst und gebeten, im Wartezimmer bei Kathy und Bella Platz zu nehmen. Auch Angelo kam hinzu und erklärte kurz was passiert war, während Jimmy bloß an die weiße Wand starrte. Auch für ihn war gerade alles zu viel und auch Bella spürte diese absolute Angst im Raum. Auch sie wurde unruhig. Einerseits wegen Patricia, andererseits hatte sie aber auch keine Ahnung, was mit Paddy los war und warum sein Körper einfach so schlapp gemacht hatte.
Das Warten erstreckte sich unendlich und als dann nur Kathy hineingebeten wurde, kam es Bella fast noch schlimmer vor.

Jimmy griff nach ihrer Hand und drückte diese fest. Auch seine Hand war kälter als sonst, jedoch fühlten beide sich somit etwas bestärkt, was Angelo Lächeln ließ. Dieser ging eindeutig entspannter an die Sache. Zumindest wirkte dies von außen so.