Kapitel 39

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Erschrocken blickte Paddy seinen Bruder an. Hatte er sich gerade verhört?!
„Ähm, was?",harkte er deshalb unsicher nach und fuhr sich überfordert durch das Haar. Wie konnte das sein?
Jimmy nickte bloß, was Paddy zum Lächeln brachte. Jedoch drückte dieses Lächeln ebenso pure Verzweiflung aus.
„Wie lange?"
„Tricia meinte Dreieinhalb Monate.",gab Jimmy ruhig zur Antwort. Er hatte mit einer weit aus heftigeren Reaktion von Paddy gerechnet.
„Und damit kommst du mir jetzt?"
Paddy vergrub seinen Kopf in seinen Händen. Er konnte dem Ganzen gerade absolut keinen Glauben schenken.
„Die anderen wollten es dir überhaupt nicht sagen."
Fürsorglich stellte Jimmy seinem Bruder ein neues Glas Wasser auf den Tisch, nach welchem dieser sofort griff und einige Schlucke trank.

„Wieso.... ich meine... Fuck! Wieso ist das alles so kompliziert?",sagte Paddy lauter und stand überfordert auf, als er das Glas wieder abgestellt hatte.
„In ihrem Bauch wächst jetzt vielleicht mein eigenes Fleisch und Blut heran und ich habe die Scheidungsunterlagen schon unterschrieben. Ich meine ich möchte nicht, dass mein eigenes Kind in einer kaputten Familie heran wächst."
„Paddy, mach mal einen Punkt. Du weißt nicht, ob das Kind von dir ist, noch ob Joelle bloß..."
„Und was ist, wenn es von mir ist? Ich bekomme das alles nicht unter eine Kappe.",unterbrach Paddy seinen Bruder.
Jimmy stand ebenfalls auf, stand Paddy nun gegenüber und musterte ihn eindringlich.
„Du hast dir immer ein Kind gewünscht."
„Aber nicht unter solchen Umständen! Verdammt, Joelle hat mich betrogen und es auch noch versucht runter zu spielen. Glaubst du ich könnte ihr noch vertrauen?!",erwiderte Paddy laut.
„Darum geht es dir also."
Paddy lehnte sich seufzend an die Wand hinter sich. Fit für eine solche Diskussion war er eigentlich nicht.
„Ja Jimmy, darum geht es mir. Zufrieden?"

Paddy blickte seinen Bruder an. Jimmy schluckte. Paddy's sonst so strahlende Augen hatten einen dunklen Ton angenommen und schienen so, als würden sie vor Selbstzweifeln nur so ertrinken.
„Sie weiß selbst nicht, ob das Kind von dir oder diesem Lukas ist. Ihr müsst miteinander reden.",versuchte Jimmy seinem Bruder klar zu machen.
„Das weiß die Dame also nicht? Sehr gut zu wissen, dass sie mit ihm zu der Zeit auch im Bett war.",gab Paddy verletzt zur Antwort und verließ die Küche.

Jimmy ließ sich seufzend auf dem Stuhl nieder. Er spürte wie sehr Paddy das ganze Thema nah ging, konnte dies aber auch sehr gut nachvollziehen. Erst, als er eine deutlich zu laute Frauenstimme von draußen wahr nahm, schreckte er aus seinen Gedanken auf und lief irritiert zur Haustür, die sperrangelweit offen stand.

„Lukas, lass ihn!"

Erst jetzt erkannte Jimmy die Stimme. Es war Joelle.

Die Kälte peitschte Jimmy entgegen, als er jedoch sah, was hier los war, war ihm diese egal.
Paddy wurde von Lukas heftig gegen die Hauswand gepresst, immer wieder angeschrien und georhrfeigt. Sein kleiner Bruder hatte schon nicht mehr die Kraft, um sich irgendwie gegen Lukas zu wehren, weshalb Jimmy schnell reagierte und diesen von Paddy weg schubste.

„Ach, braucht er schon einen Personenschutz?!",erwiderte Lukas darauf abfällig, während er Jimmy blöd angrinste.
„Nein, aber gleich brauchst du einen!",drohte Jimmy ihm an, bevor er mit seiner Hand Richtung Ausfahrt deutete.
„Verpiss dich, oder ich rufe die Polizei!"
Abfällig lachte Lukas, hörte jedoch nicht im geringsten auf Jimmy.
„Das kann dein erbärmlicher Bruder mir auch selbst sagen!"
„Du tust mir einfach nur leid.",gab Paddy leise von sich und lenkte somit alles Blicke auf sich. Jimmy griff ihm schnell etwas unter die Arme. Fit wirkte sein kleiner Bruder nämlich definitiv nicht und auch Joelle merkte, dass mit ihm etwas nicht stimmte.
„Bei deinem Anblick bekomme ich ja schon fast ein schlechtes Gewissen.",gab Lukas, gespielt mitleidig, zurück und ging auf ihn zu. Jimmy reagierte jedoch schnell und stellte sich zwischen die beiden.
Paddy hatte derweil mit seiner Gesundheit zu kämpfen. Seine Beine fühlten sich an wie Wackelpudding, Hitze stieg ihm zu Kopf und seine Sicht wurde immer unklarer.

Joelle bemerkte dies schnell, zog Paddy deshalb sanft zu sich und legte ihren Arm um seine Hüfte, um ihn bis zum Sofa ein wenig zu stützen. Von draußen war immer noch das laute Geschrei von Jimmy und Lukas zu hören.
Plötzlich kam Paddy diese Nähe zu Joelle unangenehm vor. Zwar hatte er sich diese immer wieder gewünscht, aber nun war sie fehl am Platz. Schwach versuchte er sich von ihr zu befreien, wurde jedoch von ihr mit dem Rücken auf das Sofa gedrückt, bevor sie seine Beine anwinkelte, um seinen Kreislauf wieder in Schwung zu bekommen.

„What's wrong?",fragte sie leise nach, während sie sich neben ihn setzte und ihre Hand auf seine Stirn legte, die jedoch sehr kalt war.
Paddy drehte seinen Kopf zur Seite. Am liebsten wäre er gerade im Erdboden versunken.

Zum Glück wurde er aus der Situation erlöst, als Jimmy ebenfalls in das Wohnzimmer kam. Er hatte Lukas draußen ausgesperrt und hoffte nun, dass dieser nicht die Tür eintreten würde.
„Was ist mit ihm?",richtete sich Joelle an Jimmy, der seinem Bruder nur kurz über sein Knie strich und Joelle bat mit ihm in die Küche zu kommen und Paddy kurz in Ruhe zu lassen. Paddy's Körper fuhr schnell hinunter und riss ihn in einen unruhigen Schlaf.
Jimmy klärte Joelle knapp auf, warum Paddy gerade so drauf war, bevor sie sich in eine lange Unterhaltung stürzten, in der die ein oder andere Träne nicht aus blieb.

Jimmy harkte viel nach, jedoch schwieg Joelle bis jetzt zu dem Thema Trennung.
„Jimmy, ich habe keine Ahnung was mit meinen Gefühlen los ist.",gab sie leise zu und strich sich unauffällig die erste Träne aus ihrem Augenwinkel.
„In wie fern?"
„Ich war sauer auf Paddy. Sauer darauf, dass er nie für mich da war, obwohl er immer sein bestes gegeben hat. Ich habe mich einsam Gefühlt und Lukas hat mir das Gefühl gegeben etwas wert zu sein. Ich habe mich bei ihm sicher und geborgen gefühlt, Paddy jedoch immer noch geliebt. Ich wollte ihm diesen ganzen Mist einfach nicht antun."

„Und trotzdem hast du es.",antwortete Jimmy leiser.
„Ich dachte es wäre das beste. Lukas hat zwei Gesichter. Schon damals, als ich den Rest meiner Sachen geholt habe, hat er sich mit Paddy angelegt. Er war davor so liebevoll und hat mir Mut gemacht. Seit diesem Tag hat sich das aber ziemlich verändert. Er wurde auch mir gegenüber aggressiv.",erzählte Joelle leise und schob ihren Pulli ein Stück nach oben, um Jimmy die blauen Flecke an ihrem Arm zu zeigen. Jimmy schluckte. Er war davon ausgegangen, dass Joelle in dieser Beziehung ziemlich glücklich war.

„Und die Scheidung?",harkte Jimmy weiter nach.
„Er hat mich dazu gezwungen und auch ich dachte, dass es einfacher für Paddy wäre.",gab Joelle zu.
Kurz wurde es still. Jimmy seufzte. Langsam blickte er durch die ganze Story durch. Zumindest dachte er das.
„Und das mit der Schwangerschaft hast du nur gesagt, damit du her kommst?"
Sie schüttelte den Kopf und legte ihre rechte Hand an ihren Bauch.
„Also stimmt es?"

„Ja, es stimmt und ich weiß auch zu 100%, dass das Kind von Paddy ist. Ich habe davor nicht mit Lukas geschlafen.",beteuerte sie bedrückt und auch Jimmy merkte, wie diese Worte seine Kehle zu schnürten.

Wenn Musik mein Herz erfülltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt