Kapitel 40

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Auf das Gespräch am Abend folgte ein langes am nächsten Mittag. Paddy war wieder einigermaßen bei Kräften und hatte seinem Bruder versichert, dass er Bescheid sagen würde, falls es wieder nicht ging. Bella war derweil mit Bowie spazieren, den ein Bekannter von Paddy aus dem weit entfernten Nachbardorf wieder zurück gebracht hatte, nachdem Paddy ihn, wegen der Reise nach Österreich, dort abgegeben hatte.

Paddy fühlte sich komisch und auch Joelle merkte, dass er nichts mit sich anzufangen wusste. Viel zu viele Gedanken machten sich in seinem Kopf breit.
„Komische Situation.",gab Paddy leise zu, als die beiden sich bloß Still gegenüber saßen und nichts sagten. Joelle nickte.
„Das alles ist wirklich nicht deine Schuld.",versuchte Joelle ihm klar zu machen, was Paddy jedoch nur ein sanftes Lächeln entlockte.
„Das haben mir viele gesagt, aber im Endeffekt ist es genau anders herum.",fügte er leise hinzu.
Wieder wurde es still, weshalb Paddy seufzte und nun richtig zu ihr aufblickte.

„Was willst du hier Joelle? Mir geht es sowieso schon nicht gut und das Ganze macht es nicht besser.",fragte er sie.
„Wow, seit wann gibst du freiwillig zu, dass es dir nicht gut geht?"
„Seitdem es sowieso jeder weiß, Lenk nicht vom Thema ab.",erwiderte er ernst und hielt ihrem Blick stand, bis sie seufzte und als erste den Blickkontakt einstellte.
„Paddy, ich habe Mist gebaut und das weiß ich, aber ich liebe dich. Es war nur ein Phase. Ich habe mich alleine und unverstanden gefühlt. Du warst nicht da.",fing sie an.
Paddy ließ dieses Gespräch erstaunlich kalt. Er hatte mit Gefühlsausbrüchen seinerseits gerechnet, jedoch blieb nun sogar sein Herzschmerz bei den berüchtigten drei Worten aus.
„Nur eine Phase? Wie war das? In guten wie in schlechten Zeiten? Du hättest mit mir reden, mich begleiten können. Aber nein, du suchst dir einen anderen Mann, der dazu noch ein großes Arschloch ist. So sehr ich es auch wollte, ich kann dir das nicht verzeihen."

Joelle wischte ihre Tränen weg. Sie spürte, dass sie es beidseitig zu weit getrieben hatte und nun anscheinend ohne einen der beiden da stand. Aber Paddy ließ auch dies kalt. Er war enttäuscht und obwohl er Joelle so etwas nicht antun wollte, konnte er es nicht vermeiden. Er würde sich bloß selbst verletzten.
„So etwas kommt nie wieder vor. Ich habe daraus gelernt..."
Er schüttelte den Kopf.
„Du weißt wie ich bin. Wir kennen uns lange genug und Vertrauen ist das A und O. Sag mir Joelle, wie soll ich dir vertrauen? Wie soll ich ruhigen Gewissens auf Tour gehen ohne Angst zu haben, dass du gerade mit jemand anderem schläfst oder deine Zeit tot treibst? Ich kann es nicht und ich möchte es nicht."

Wieder Stille. Bloß Joelle's schluchzen war zu hören, welches jeden anderen zu diesem Zeitpunkt das Herz gebrochen hätte, bei Paddy jedoch nicht die geringste Wirkung zeigt.
„In mir wächst dein Fleisch und Blut heran und du willst uns einfach alleine lassen?"
Joelle wurde lauter, Paddy die Ruhe selbst. Zumindest noch.
„Das habe ich nicht gesagt und obwohl ich mir das mit einem Kind komplett anders vorgestellt hatte, werde ich dich dabei natürlich unterstützen. Ich habe zwar noch keine Ahnung wie, aber ich werde da sein. Du musst mich nur verstehen. Ich kann dir nicht mehr vertrauen. Das Ganze hat mich einfach zu tief getroffen."
„Ich zeige dir, dass du mir wieder vertrauen kannst, nur bitte lass mich mit einer solchen Aufgabe nicht alleine. Ich liebe dich und das Kind soll einen Vater haben!"
Joelle liefen Tränen über die Wangen. Sie wollte Paddy nicht verlieren, merkte jedoch, dass es ihre eigene Schuld war.
„Wie willst du das anstellen? Das Kind wird einen Vater haben, schließlich bin ich nicht aus der Welt. Ich würde es auch lieber in einer geregelten Beziehung aufziehen, aber das war nicht meine Entscheidung. Das geht auf deine und Lukas' Kappe.",entgegen er leise, hielt ihrem zögernden Blick ohne Probleme stand.

„Wieso bist du so kalt?",harkte sie schluchzend nach und brachte somit auch Paddy dazu, kurz seinen Blick abzuwenden. Es schockte ihn selbst.
„Wieso? Joelle, ich habe dich geliebt und dann kommt so eine Nachricht. Kannst du dir dann nicht vorstellen, wieso ich so bin?",fragte er leise.
Joelle schwieg. Paddy war im Recht und das wusste sie.
„Es tut mir leid, wirklich. Aber ich kann es nicht. Mir hat diese ganze Sache jetzt schon ordentlich zugesetzt."

„Du kannst darüber ja noch mal nachdenken. Es tut mir leid.",nuschelte Joelle unter Tränen und stand auf, um ohne ein weiteres Wort die Küche und das Haus zu verlassen. Jimmy wollte sie danach zu ihren Eltern fahren.
Paddy vergrub seinen Kopf in seinen Händen. Es fiel ihm selbst schwer so etwas zu ihr zu sagen. Natürlich waren gewisse Gefühle vorhanden, diese mischten sich aber viel zu sehr mit dem Schmerz.

Erst durch die zufallende Haustür wurde Paddy wieder in das hier und jetzt gerufen.
Bowie kam freudig in die Küche gelaufen und entlockte somit auch Paddy ein Lächeln, der seinen Kopf wieder anhob und dem großen Hund liebevoll über den Kopf strich.
„Alles in Ordnung, oder soll ich den Krankenwagen direkt holen?",fragte Bella leise, als sie ebenfalls die Küche betrat.

„Passt.",erwiderte Paddy und lächelte leicht. Bella blickte ihn erstaunt an. Sein Lächeln war echt, kein Zweifel.
„So gut gelaufen?",harkte sie nach, während sie sich auf den Stuhl setzte, auf dem Joelle eben noch saß.
„Nein, aber es fühlt sich gut an, dass wir endlich mal darüber gesprochen haben."
Paddy stand auf und ging zur Küchenzeile, um Bowie ein Leckerchen zu geben, bevor er sich an die Küchenzeile lehnte und Bella lächelnd anblickte.
„Hunger, my Lady?",fragte er grinsend und entlockte Bella so ein Lachen. Er sah viel zu lässig in seiner Jogginghose und seinem zu großen Pulli aus, sodass sie ihn nicht wirklich ernst nehmen konnte.
„Willst du das nicht lieber Jimmy überlassen?"
„Glaub mir, wenn er kocht leben wir alle drei Morgen nicht mehr.",beteuerte er lachend und wandt sich einem Schrank zu, um dort eine Auflaufform heraus zu holen.
Bella lächelte belustigt, stand dann aber doch auf, um Paddy beim kochen zu helfen.

Zum Mittagessen war Jimmy dann wieder bei den beiden.
Jedoch war die Stimmung nicht so getrübt, wie er ursprünglich gedacht hatte. Paddy und Bella hatten Spaß beim Kochen gehabt und auch beim Essen gingen die Gespräche in eine lustige Richtung. Jimmy zog mit, auch wenn er sichtlich erstaunt darüber war, dass Paddy plötzlich so gut drauf war. Lange redeten die beiden Brüder über alte Geschichten, während Bella gespannt zuhörte und nicht gerade selten bei der ein oder anderen Vorstellung lachen musste.

Wenn Musik mein Herz erfülltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt