55:Rose

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März, die Tage werden härter und die Aufgaben zunehmender ätzend. Mein Vater hat mir einen Assistenten zur Seite gestellt, er war auch schon für Vanessa zuständig. Jameson heißt er und ist für so einen Posten eigentlich noch sehr jung. 

Jeden Tag steht er neben mir und gibt mir Dokumente zum Unterschreiben oder Briefe aus aller Welt die ich lese. Der Unterricht mit Ben ist auch strenger geworden. Die Kleiderauswahl ist zum kotzen, immer Kleider, Röcke oder Hosen. Alles was ich nicht anziehe muss ich jetzt tragen. Ich fühle mich wie eine Oma. 

Jameson kommt rein und gibt mir ein Stapel Briefe. Morddrohungen sind seit neuestem auch ein werdender Trend bei mir. Was meinen Vater dazu verleiten lässt mir mehr wachen zu schicken. Selbst in meinem Zimmer steht eine Wache, ich weiß das er sich nur sorgen macht, aber man kann es auch übertreiben. 

Jeder Brief ist entweder eine Morddrohung oder eine bitte. Ich kann langsam eine Europatour machen und die ganzen Personen kennenlernen. Würde wahrscheinlich mehr spaß machen als hier zu sitzen und mir stundenlang gerede von irgendeinem voll Pfosten anzuhören. Die Tür geht auf und Jonathan kommt rein. 

Wie immer bringt er mir einen Becher voller Roter Flüssigkeit. "Danke." Ich unterschreibe das Dokument und gebe es Jameson wieder. Er spricht nicht sehr viel und ist meist einer von der Sorte der entspannt ist. 

"Wie geht es Blake, ich habe ihn schon lange nicht mehr gesehen." Jonathan lächelt. "Silver und Riven lassen ihn nicht aus den Augen, er wird behütet wie ein kleiner Hundewelpe." Ich nicke und stehe auf. Ich verlasse mit Jameson und Jonathan den Palast und hake mich bei Jonathan unter. Diese Schuhe sind unbequem. 

Wir laufen zu Silver's Haus. Ich muss sagen es ist schlicht und sehr stillsicher. Nicht auffällig protzig sondern eher wie ein normales Haus. Ich Klingel und Riven macht mir auf. Er hat nur eine Hose an. Schweigend lässt er mich rein. 

Ich bin überrascht, es wirkt alles sehr heimisch. Bilder hängen an der Wand und alles ist ordentlich. "Ich geh wieder schlafen, Blake ist in seinem Zimmer." Ich nicke und laufe vorsichtig die Treppen nach oben. 

Riven zeigt auf eine Tür und ich öffne sie leise. Ein sehr schlichtes Zimmer. Schwarz weiß ist alles, die Möbel Schwarz und die Wände weiß. Nur ein paar kleine Sachen lassen das Zimmer nicht wirken wie ein Beispiel Zimmer aus dem Ikea Kaufhaus.

Bilder von seiner Familie und mir hängen an der Wand, ein paar Klamotten liegen auf dem Boden herum und die Schwarzen vorhänge wehen wegen dem leichten Wind mir ins Gesicht. Doch Blake fehlt. Ich lehne mich ein wenig aus dem Fenster und lächle. 

Ich ziehe meine Schuhe aus und springe aus dem Fenster und fliege aufs Dach. Leise lasse ich mich neben Blake fallen. Er hat seine Knie angewinkelt und locker seine Arme drüber gelegt. "Dad, ich bin noch am Leben." 

Ich lache. "Dann ist ja gut." Blake sieht mich an, entspannt sich wider. "So schlimm also." Er nickt. "Ja, mein Dad lässt mich keine Zehn Minuten allein. Es nervt nur noch, wenn es mein Dad und mein Bruder nicht ist dann sonst jemand. Selbst beim schlafen schauen die nach mir. Ich verstehe sie ja, aber langsam reicht es mir." 

Ich nicke. Blake schaut zum Horizont. Einer der wenigen Vorteile an Grönland ist, man sieht die Polarlicht sehr deutlich und das gibt jedes mal ein wundervolles Bild ab. "Was hälst du davon Europa zu sehen?" Blake schaut mich an. "Wäre mal eine Abwechslung." Ich grinse. "Gut, pack deinen Kram du wirst mich auf eine kleine Europatour begleiten."

Blake nickt und wir fliegen zurück ins Zimmer. Ich ziehe meine Schuhe wieder an. "In Fünf Stunden geht es los." Blake nickt. Damit verlasse ich das Haus und Jonathan hilft mir wieder. Jameson ist wahrscheinlich wider zurück in den Palast. Er ist kein besonders großer Fan von Langeweile. 

"Jonathan, was hälst du von einer kleinen Reise?" Er nickt. "Nette Idee, was hast du vor?" Ich lächle. "Mein Image ein wenig aufpolieren und mal meine neues Leben erkunden." Jonathan nickt. "Bin voll dabei und lass mich raten, keiner wird davon etwas wissen." Ich nicke. "Gut geraten."

Jonathan nickt. "Na schön, ich schweige. Blake wird wahrscheinlich auch mitkommen und du hast schon einen Plan, also hau raus, wann geht es los?" Ich lächle. "In Fünf stunden." Jonathan nickt. Damit eilen wir auf unsere Zimmer und ich ziehe mich in eine Jeans und ein paar Boots mit einem zu großen Pullover um.

Ich packe ein paar Sachen ein. Sachen die man auch kombinieren kann. Ich mache meinen eigenen style, diese Oma Klamotten regen mich nur noch auf. Neben Klamotten und ein wenig schmuck, packe ich auch noch einen Rucksack mit Laptop und Kamera. Das Blut wird nicht das Problem sein. 

Ich nehme noch ein paar andere Sachen mit und dann schließe ich den Koffer. Mit Mütze, Sonnenbrille und Schal bewaffnet ziehe ich noch einen Mantel an und laufe dann nach draußen. Ich nehme meinen Rucksack auf den Rücken und schleiche durch den Palast. Die meisten sind noch wach, was für mich aber kein Problem ist. 

Jonathan kommt mir entgegen. Ich nicke und wir beide laufen zu Blake, der schon am Auto steht. Schweigend packen wir die Koffer ins Auto und Jonathan fährt los. "Wie wollen wir eigentlich Grönland verlassen?" Ich grinse. "Der Pilot Rico, der schuldet mir noch was."  

Blake nickt. Rico kann als dunkler Vampir in die Sonne, weshalb er der perfekte Pilot ist. Die fahrt zum Flughafen ist ruhig. Leise läuft das Radio und ich schaue aus dem Fenster. Blake macht sein Handy aus. "Ich hab meine Familie echt gern, aber ich bin kein Kleinkind mehr das ständig bewacht werden muss."

Ich nicke und Jonathan biegt zum Flugplatz ab. Rico hat den Jet schon startklar gemacht. Ich lächle und wir parken vor dem Jet. Wir nehmen die Koffer aus dem Auto und tragen sie in den Flieger. Rico nickt uns zu und dann geht es los. 

Angeschnallt und alles verstaut machen wir es uns bequem. Erster halt USA, ich muss nochmal meine Mom sehen und mich einfach richtig von ihr verabschieden. Kylie will ich auch nochmal sehen und dann kann ich auch loslassen. Es fällt mir noch nicht so leicht abschied zu nehmen und deshalb muss ich das machen. 

Es ist meine kleine Reise in eine Welt die ich nicht mehr wieder sehen werde. Ich habe versprochen auf Kylie zu warten und das mache ich auch. Ich werde da sein wenn sie aufs College nach Oxford geht, wenn sie Heiratet, Kinder bekommt und wenn sie stirbt. Ich bin bei ihr, doch sie wird mich nicht sehen. 

Mir tut weh zu wissen das Kylie jetzt ohne mich zurechtkommen muss, aber dafür wird sie immer jemanden haben der ihr den Rücken stärkt und für sie da ist. Es wird nicht leicht sein sie zu sehen und sie wieder gehen zu lassen, aber für Kylie ist es das beste. 

Sie ist eine Starke Persönlichkeit mit viel Humor und einem Starken willen. Sie wird nicht scheitern, vielleicht ab und zu einen Tiefpunkt haben, aber das wird sie meistern. Ihre Familie wird ihr dabei helfen. 

Ich schaue zu den Jungs die es sich in Decken bequem gemacht haben. Jonathan hört Musik und Blake schaut einfach aus dem Fenster. Alle Fenster sind mit Spezialfolie beklebt worden, so das wir auch die Sonne spüren können. Diese Folie gibt uns ein stück Normalität.

"Wo geht es zuerst hin?" Ich lächle. "USA, dann geht es nach Schweden." Blake nickt und lehnt sich zurück. "Rose, die reise machst du aber nicht nur wegen deinem Image oder?" Ich schüttle den Kopf. "Nein, ich mache sie weil ich mich gebürtig verabschieden will. Nicht nur von Kylie oder meiner Mom sondern auch von mir." 

Jonathan schaut mich an. Er sieht entspannt und glücklich aus. Schweigend lächelt er mich warm an. "Sag mal Blake, hattest du eigentlich eine Freundin bevor du verschwunden bist?" Jonathan nimmt die Kopfhörer ab. "Nein. Ich bin kein so großer Fan von Weiblichen Damen." 

"Aha, du und Cody also." Jonathan verschluckt sich und Blake klopft ihm leicht auf den Rücken. "Nicht deine ernst! Cody steht auf Männer?" Ich nicke. "Klar. Ich dachte ihr wüsstest das." Jonathan schüttelt den Kopf. "Ich glaub mich tritt ein Pferd." Ich grinse. 

"Wie gesagt, es wird viel verschwiegen was eigentlich normal sein sollte. Somit werde ich das beheben und alle sind zufrieden. Ich habe ja nicht vor so zu enden wie Rosalina." Blake nickt. "Du bist nicht wie sie, nicht mal ansatzweise."

Ich lächle. Wir haben noch Zwölf Stunden Flug vor uns. Ankommen werden wir abends in den Staaten bis dahin mache ich ein kleines Nickerchen. Schlafen tut immer gut. 



Vampire NowayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt