Kapitel 6

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Ich lag die ganze Zeit schlaflos in meinem Bett und konnte meine Gedanken nicht von Julian ablassen. Er hatte es mir echt angetan, obwohl ich ihn nicht mal kannte. Ich war mir aber sicher, dass ich erstmal nichts von ihm wollte. Schließlich kannten wir uns kaum und ich will die Leute erstmal ausführlich kennenlernen, bevor ich etwas anfange, was ich später eventuell bereuen könnte. Irgendwann wurden meine Augenlieder jedoch so schwer, dass ich doch noch einschlief und am nächsten Morgen, um 9 Uhr, von meinem Wecker aus dem Land der Träume gerissen wurde. „Boar sei endlich leise! Ich bin doch wach!", schrie ich etwas gereizt meinen Wecker an und schaltete ich aus. Na großartig. Es war 9 Uhr an einem Sonntag, ich hatte nur wenige Stunden geschlafen, aber schlafen hätte ich jetzt auch nicht mehr gekonnt. Genervt nahm ich mein Handy und zog es vom Ladekabel. Nachdem ich es entsperrt hatte, fiel mir direkt eine WhatsApp Nachricht auf. Ich tippte auf das kleine Zeichen und mein Herz machte einen, gefühlt riesigen, Satz nach vorne. „Hey Carly, hier ist Julian, von gestern Abend. Bist du gut nach Hause gekommen?" stand dort auf meinem Handy und bevor ich antwortete, klickte ich auf sein Profilbild. Auf dem Bild (siehe oben) lag er oberkörperfrei und nur in Badehose auf einer Hängematte und hinter ihm sah man eine Meerlandschaft, wie aus einem Film. Das Wasser war türkisfarben und auf dem Wasser trieben einige Schiffe. Ich schmunzelte und begann eine Nachricht einzutippen.

Hey Julian, lieb dass du fragst. Ich bin sehr gut nach Hause gekommen. Mir hat der Abend echt gut gefallen, ich bin jetzt nur leider ein bisschen unausgeschlafen, aber das geht ja wieder weg. 😊"

„Mir hat der Abend auch sehr gut gefallen. Sowas müssen wir definitiv mal wiederholen! Sehen wir uns mal beim Training, oder meidest du die Trainingseinheiten und den ganzen Trubel drum herum?"

„Ich denke mal, komplett werde ich es nicht meiden, deswegen werden wir uns bestimmt mal über den Weg laufen.", tippte ich noch schnell ein und rappelte mich auf, um ins Badezimmer zu geben. Ich wusch mir mein Gesicht, um nicht ganz so müde auszusehen, was aber nichts brachte, denn unter meinen Augen hatten sich dunkle Augenringe gebildet. Schulterzuckend verließ ich unser Bad und ging in die Küche, von wo ich einen enorm leckeren Duft vernahm. Mein Vater stand am Herd und schien Bacon gebraten zu haben.

Mit einem gut gelaunten „Guten Morgen" ließ ich mich auf einen der Barhocker fallen, und sah den verwirrten Blick von meinem Vater. Er hatte sich bestimmt gewundert, weshalb ich schon wach und vor allem, warum ich gut gelaunt war. „Guten Morgen, Prinzessin. Gut geschlafen?", fragte er mich und gab mir einen sanften Kuss auf die Stirn. Ich nickte nur kurz und folgte ihm auf unsere riesige Dachterrasse. Diese Aussicht faszinierte mich noch immer und vor so einer Kulisse, schmeckte das Essen gleich viel besser. Wir unterhielten uns über gestern Abend und ich erzählte ihm von meinem Plan. Ich hatte beschlossen, mir einen Job in einem kleinen Café, in der Nähe vom Parc des Princes, zu suchen, um mein Französisch zu verbessern und um die französische Kultur besser kennen zu lernen. Mein Vater schien sichtlich, von meinem Plan, begeistern zu sein. Er ermutigte mich und wollte mir bei der Suche helfen, was ich aber dankend ablehnte, denn ich wollte keinen Job bekommen, weil mein Vater Thomas Tuchel war, sondern weil ich ihnen gefiel und sie mich einstellen wollten. Ich schnappte mir meinen Laptop, setzte mich auf unsere Hollywoodschaukel und stellte das Gerät auf meinem Schneidersitz ab. Ich durchforstete das Internet, nach Cafés in der Nähe. Die Adressen schrieb ich mir auf einen kleinen Zettel, da ich sie mir am Nachmittag mal genauer anschauen wollte und genoss noch etwas das Bild von der Skyline von Paris.

Gegen Mittag machte ich mich fertig und verließ die Wohnung, in Richtung Parc des Princes, wo ich die Cafés aufsuchen wollte. Paris gefiel mir echt sehr. Diese kleinen Bistros, mit den kleinen Küchlein im Schaufenster, hatten einen unfassbaren Charme. An meinem ersten Ziel angekommen, betrat ich direkt das kleine, gemütliche Café und fühlte mich direkt wohl. Hier wollte ich arbeiten. Ich ging zum Tresen und sprach eine braunhaarige junge Frau auf Englisch an. Wir unterhielten uns kurz, bis wir feststellten, dass wir beide deutsch konnten. Josi, die braunhaarige junge Frau, kam auch aus Deutschland und bot mir direkt an, am nächsten Tag ein Probetag zu absolvieren. Ich nahm das Angebot an und freute mich schon total. Josi war echt nett und sie konnte mir ungemein weiterhelfen, falls ich etwas nicht verstanden hatte. Glücklich schlenderte ich nun durch die Straßen von Paris, auf den Weg nach Hause.

In guten, wie in schlechten Zeiten (Julian Draxler FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt