Es war stockdunkel. Ich konnte meine eigene Hand vor Augen nicht sehen, so dunkel war es. Ich traute mich nicht zu reden, aus Angst, sie könnten mir was antun. Ich bemerkte, wie eine Träne meine Wange runterlief. Die drei Männer unterhielten sich. Ich verstand nichts. Wo war Julian? Würden sie mich zu ihm bringen? Warum gerade wir Beide? Fragen, die mir keine Ruhe ließen.
Wir fuhren gefühlt 15 Minuten, bis der Wagen zum Stehen kam. Mir war speiübel. Die Männer fuhren, als wären sie komplett dicht gewesen. Die Tür wurde ruckartig aufgerissen und ich wurde aus dem Wagen gezerrt. Ich schaute mich um. Wir waren in irgendeiner Lagerhalle, am Rand von Paris. Wahrscheinlich irgendwo im Industriegebiet. „Mitkommen, aber zackig!", befahl einer der drei Männer. Er schien der Kopf der Bande zu sein. Während sich der Erste und der Zweite flüsternd unterhielten, fesselte der Dritte meine Hände, hinter meinem Rücken, zusammen. Er schubste mich vor sich her, durch die dunkle Lagerhalle, und ich stolperte das ein oder andere Mal. Mein Handy und meine anderen Wertsachen wurden mir weggenommen, sodass ich nur noch in Anziehsachen dastand. „Los rein da! Und Klappe halten!" „Wer sind sie und was haben sie mit mir vor?", kam aus meinem Mund, wie aus der Pistole geschossen. „ICH SAGTE, KLAPPE HALTEN! Das wirst du noch früh genug erfahren! Und jetzt rein da!", schrie er und schubste mich durch eine Tür, die er kurz vorher aufgeschlossen hatte. Ich landete unsanft auf dem Boden. Da ich mich nicht abstützen konnte, weil meine Hände auf dem Rücken zusammengebunden waren, schlug ich hart mit dem Kopf auf den staubigen, dreckigen Boden auf. Ich spürte eine warme Flüssigkeit, meinen Kopf runterlaufen. Ich schmeckte den Geschmack von Blut.
„Carly? Bist du es? Alles ok?", fragte eine Stimme aus dem Dunklen, die ich sofort mit Julian identifizierte. „JULIAN! Oh mein Gott Julian! Geht es dir gut? Haben sie dir was angetan?", schoss es aus mir heraus und mir fiel ein Stein vom Herzen, Julian zu hören. „Mir geht's gut, ich habe mir nur mein Knie aufgeschlagen. Du bist gerade ziemlich hart auf den Kopf gefallen, ist dabei was passiert?". Jetzt wo er es erwähnte, mein Kopf dröhnte und pochte, aber Julian hatte jetzt Priorität. Er kam auf mich zu und half mir hoch. Im dämmrigen Licht sah ich diesen riesigen Mann vor mir stehen. „Ich habe Angst...", flüsterte ich und lehnte mich leicht an Julians Brust. Er schlang seine Arme um mich und legte seinen Kopf auf meinem ab. Ich wollte ihn auch umarmen, aber meine Fesseln hinderten mich. „Brauchst du nicht! Wir schaffen das zusammen ok? Ich werde dich beschützen, koste es was es wolle! Ich bring uns hier raus, vertrau mir!", versuchte er mich zu beruhigen. „Ok...", war das einzige was ich sagen konnte, ohne in Tränen auszubrechen. Sein Herzschlag beruhigte mich irgendwie, sodass ich es schaffte, mit dem Weinen aufzuhören. Und da standen wir jetzt: gefangen, verängstigt und leicht verwundet, in diesem dumpf beleuchteten Raum, irgendwo im Industriegebiet, am Rande von Paris.
Wir setzten uns gemeinsam an eine Wand, gegenüber von der Tür. Er nahm mich in seine Arme und ich genoss die Nähe und den Geruch, in den ich mich verliebt hatte. Warte! Ich hatte mich verliebt? Ich wollte mir doch Zeit lassen und ihn erstmal kennenlernen, und nicht alles überstürzen. Ich werde trotzdem nicht mit ihm zusammenkommen, also erstmal nicht. „Ich habe übrigens noch deine Jacke, die du mir vorhin gegeben hattest." „Oh stimmt. Ich brauch die ja Mittwoch. Muss ja nach Rennes. Aber das ist jetzt erstmal egal. Hauptsache, wir kommen hier in den nächsten Stunden heil und sicher raus" „Spätestens, wenn mein Vater mich wecken will und mich dann nicht auf'm Handy erreichen kann, wird er sich Sorgen machen und die Polizei alarmieren. Und wenn du dann nicht beim Training auftauchst und auch nicht erreichbar bist, werden die sich Sorgen machen." „Ich will dir deine Hoffnungen ja nicht nehmen, aber schon vergessen, wir sind volljährig und es wird erst nach 24 Stunden begonnen, nach uns zu suchen und dann auch nicht mit höchster Priorität. Wir müssen versuchen, hier alleine rauszukommen.". Fuck, Julian hatte recht. Wir mussten das alleine schaffen, aber wie? „Wie bist du eigentlich hierhergekommen?", fragte ich ihn schließlich interessiert. „Ich war auf dem Weg, von dir, nach Hause, als dieser Lieferwagen neben mir hielt und diese Typen mich reingezogen haben. Wir sind dann hierhergefahren und ich wurde hier eingesperrt. Sie haben mich dann gefesselt und mich ausgefragt, über dich und deinen Vater. Dann haben sie dich, über mein Handy, angerufen und ja. Jetzt bist auch du hier. Alles wegen mir..." „Hey! Du bist nicht schuld. Du bist eher wegen mir hier. Weißt du denn, was sie von mir und meinem Vater wollen?" „Sie meinten irgendwas von Rache und dass sie es deinem Vater heimzahlen wollen und du dafür perfekt geeignet wärst...", erklärte Julian mir. Rache? An meinem Vater? Was hatte er getan?
Diese Fragen sollten sich bald klären...
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In guten, wie in schlechten Zeiten (Julian Draxler FF)
FanfictionCarlys Vater, Thomas Tuchel, tritt seinen neuen Job als Cheftrainer bei Paris Saint-Germain an und Carly entschließt sich, mit ihm nach Paris zu ziehen. Neue Leute, neue Stadt, neues Leben, erhofft sich die 21-Jährige.Wäre da nicht dieser Fußballer...