Kapitel 49

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Die letzten zwei Wochen in LA verbrachte ich nur mit Toni in der Villa, da Julian und Leon getrennt und vorzeitig nach Hause geflogen waren. Ich hatte keine Motivation, zu nichts. Ich aß weder was, noch duschte oder pflegte mich, soziale Kontakte vernachlässigte ich auch gänzlich. Der Einzige, mit dem ich reden wollte, war Julian! Ich wollte ihn riechen, ihn spüren und einfach bei ihm sein. Und was hatte ich gemacht? Ich hatte alles zerstört.

„Carly, so geht das nicht weiter mit dir! Du hast seit fast einer Woche nichts Gescheites gegessen! Du hast bestimmt 7 Kg abgenommen und versinkst hier fast in Selbstzweifeln und Vorwürfen! Ja, du hast Mist gebaut und hast jetzt mit riesigen Konsequenzen zu kämpfen, aber du musst dich jetzt nicht so hängen lassen! Kämpf um Julian! Er würde es auch für dich tun! Steh auf, geh duschen und dann gehen wir was Essen! Danach sehen wir weiter!" Toni hatte Recht, das musste ich zugeben, leider. Ich musste um Julian kämpfen! Er war die Liebe meines Lebens und ich konnte ihn jetzt nicht einfach so gehen lassen. Mit neuem Elan stand ich vom Sofa auf und begab mich ins Bad. Das Wasser über meinem Gesicht laufen zu lassen, tat enorm gut. Es beruhigte mich und ich konnte endlich klaren Kopf fassen. Ich würde gleich meine Sachen packen, mir einen Flieger buchen und zurück nach Paris fliegen.

Mit triefnassen Haaren verließ ich das Bad und berichtete Toni von meinem Plan. Er war einverstanden und wollte mich morgen zum Flughafen bringen. Wir gingen noch was Schönes in LA essen und setzten uns dann gemeinsam an eine Bar am Venice Beach. „Das hätte unser Urlaub werden können...", seufzte ich und blickte aufs Meer. Es wirkte so unendlich und ließ die Poetin in mir aufblühen. Als es zu dämmern begann, entschieden wir, wieder nach Hause zu fahren. Dort packte ich alles zusammen und ging früh schlafen.

„Josi, kannst du mich am Flughafen abholen?" „Klar, bin in einer halben Stunde da. Bis gleich!" Auf Josi war verlass. Ich holte meinen Koffer und überlegte mir, was ich Julian sagen sollte. Wir hatten seit zwei Wochen nicht mehr miteinander geschrieben, geschweige denn gesprochen. Ich vermisste ihn unglaublich und wollte ihn einfach nur wiedersehen und lieben. Ob wir noch zusammen waren, wusste ich nicht. Draußen musste ich nur fünf Minuten warten, ehe Josis Wagen vorfuhr und mich einlud. Plötzlich überkam mich Übelkeit und ich musste mich ruckartig übergeben. Ich schaffte es gerade noch, die Tür zu öffnen und raus zu kotzen. Josi guckte mich geschockt an und hielt mir ein Taschentuch hin, womit ich mir direkt den Mund abwischte. „Alles gut?", fragte sie besorgt. „Hm. Geht wieder! Kannst du mich zu Julians Wohnung bringen?" „Klar! Du bist dünn geworden... gefällt mir nicht!"  „Ja, ich hab mich zwei Wochen lang ziemlich hängen lassen und so gut wie nichts gegessen... hab glaub ich 10 Kg abgenommen in zwei Wochen..." „Dieser Junge macht dir ganz schön zu schaffen! Wir sind da, geh rein und hol dir deinen Romeo wieder!" Ich atmete einmal tief durch und stieg aus dem Auto aus. Ich klingelte einige Male, ehe ich Kevins heisere Stimmer vernehmen konnte. „Hey Kevin, ist Julian da? Ich muss mit ihm reden!" „Versuchs, aber ich weiß nicht, ob's klappt!" „Danke", sagte ich noch, bevor das Surren der Tür erklang und ich ins Treppenhaus trat. Vor Julians Tür angekommen, nahm der Torwart mich bereits in Empfang. „Du hast da aber was ganz Mieses angestellt..." Ich nickte schuldbewusst und trat in die Wohnung. Meine Schuhe streifte ich von meinen Füßen, bevor ich mich auf den Weg ins Wohnzimmer machte. Julian lag auf dem Sofa, hatte einen drei-Tage-Bart und saß sichtlich fertig aus. Ich ging langsam auf ihn zu, wobei mir schon die ersten Tränen kamen. Der Fußballer erhob sich wortlos und kam auf mich zu. Er zog mich in eine herzliche Umarmung, wobei wir Beide anfingen zu weinen. „Es tut mir so leid!", schluchzte ich an die Schulter meines Freundes. „Ich werde nie wieder Alkohol trinken, versprochen! Kannst du mir dieses Mal verzeihen?" „Ich kann und will nicht ohne dich! DU warst betrunken und hast es nicht mit Absicht gemacht, da bin ich mir sicher!" „Ich liebe dich Julian!" „Ich dich auch!", antwortete der braunhaarige und küsste mich. Wir lösten uns erst wieder, als wir beide keine Luft mehr bekamen und selbst danach lösten wir uns nicht aus der innigen Umarmung. „Wenn ihr beide nicht heiraten werdet, weiß ich auch nicht!" Julian und ich drehten uns verdutzt um und sahen Kevin lachend im Türrahmen stehen. Wir lachten und küssten uns noch einmal. Mich überkam zum wiederholten male an diesem Tag die Übelkeit. Ich rannte raus auf den Balkon und übergab mich nach unten. Die Jungs guckten mich besorgt an. „hab mir glaub ich, was eingefangen. Magendarm oder so..."

In guten, wie in schlechten Zeiten (Julian Draxler FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt