Nicht wundern, weshalb das Kapitel aus der Sicht von Mario ist, das klärt sich im verlaufe der Geschichte noch! Viel Spaß beim Lesen!
POV Mario Götze
März 2017
Helle Strahlen durchfluteten den Raum und erwärmten ihn leicht. Der Staub wand sich in den einzelnen Strahlen, als würde er darin spielen wollen. Durch das halb offene Fenster hörte ich die Vögel zwitschern und den Kanal leise vor sich hin rauschen. Noch im Halbschlaf merkte ich, wie sich jemand an mich schmiegte. Mit geschlossenen Augen und einem zarten lächeln im Gesicht drehte ich mich auf den Rücken und nahm das Mädchen neben mir in den Arm. Ihre Haare kitzelten meinen nackten Oberarm und lösten in mir einige Glücksgefühle aus. Ich strich sanft über ihren Rücken und träumte weiter vor mich hin. Ich genoss den scheinbar perfekten Moment, doch nach einiger Zeit schien mir die Sonne direkt ins Gesicht, weswegen ich zu blinzeln begann.
Irgendwas war anders als sonst, aber was? Ich hob meinen Kopf und schaute mich etwas verwirrt um. Was war das für ein Raum und wie war ich hierhergekommen? Mein Kopf dröhnte und pochte, als würde er auseinanderspringen wollen, weswegen ich mir an die Schläfe fasste und sie massierte. Anscheinend war ich in einem Hotel oder ähnlichem. Die Wände waren weiß mit einem grauen Balken in der Mitte. Die Minibar stand offen und vor ihr lagen mehrere, leere Flaschen Alkohol. Hatte ich die getrunken? Das Bett, in dem ich mich befand, war verwüstet und auf dem Boden lag eine klischeehafte Klamottenspur. Auf meiner Brust lag immer noch der Kopf eines schlafenden Mädchens, welches ich nicht wecken wollte. Aber dieses Mädchen war nicht meine Freundin, bemerkte ich und erschrak. Viele Fragen sammelten sich in meinem Kopf an, doch eine richtige Antwort fand ich nicht. Wie war ich hierhergekommen? Wer ist das da auf mir? Wie viel hatte ich getrunken? Von wo kam ich überhaupt? Die Tür wurde ruckartig aufgeschlagen und riss mich aus meinen Gedanken. Dumpfe, aber dennoch starke Schritte ertönten im Zimmer, als sie vor mir stand und mich finster anblickte. Meine Freundin, Carlotta.
Das Mädchen auf meiner Brust schreckte hoch und rieb sich verschlafen die Augen, als sie mich sah. Ihre Reaktion verriet mir, dass auch sie keine Ahnung hatte, was hier gerade vor sich ging. Zudem schwankte ihr Blick panisch, mit aufgerissenen Augen, zwischen mir und meiner Freundin hin und her. Ich wandte mich von ihr ab, zog meinen Arm an mich und schaute mit gesenkten Kopf hoch zu Carlotta. Ihre Augen glänzten und eine Träne kullerte langsam ihre Wangen hinunter, bis sie schniefte und sie wegwischte. Meine Augen füllten sich mit Tränen und ich konnte Carlottas Blick nicht standhalten. Dennoch sah ich die Traurigkeit in ihrer Mimik, die Wut in ihrem Blick und die Enttäuschung in ihren Augen. Sie fing an zu schreien, fuchtelte wild mit ihren Armen und Händen herum und wischte sie zwischen durch immer wieder die Tränen weg.
„Ist das dein Ernst?! Dein verdammter Ernst? Da lasse ich dich für fünf Minuten alleine in der Bar und als ich wiederkomme bist du weg und vergnügst dich mit anderen Mädchen? Und dann mietest du sogar noch ein Zimmer auf meinen Namen in einem Hotel? Sag mal tickst du noch ganz richtig, Mario?", schrie sie mir mit zittriger Stimme weinend direkt ins Gesicht. „Weißt du, wenn du dich hier so großartig amüsierst, dann geh ich jetzt. Und ach ja, Mario, es ist endgültig aus zwischen uns!" zischte sie und rannte aus dem Zimmer. Völlig perplex saß ich nun auf dem Bett. Ich vergrub verzweifelt meinen Kopf in meinen Händen und wusste einfach nicht was ich tun sollte. Gestern waren wir noch ein glückliches Paar und plötzlich war sie weg. Die Liebe meines Lebens war weg und das nur, weil ich es ruiniert hatte. Ich musste es retten, koste es was es wolle. Die Liebe meines Lebens konnte ich nicht einfach davon gehen lassen, ohne zu klären was passiert war. Ich sprang vom Bett und sammelte meine verstreuten Sachen vom Boden auf, in die ich rasch hineingeschlüpft war. Auf die Schuhe verzichtete ich, um Zeit zu sparen und rannte schnell hinaus auf den Flur, als ich mich schlagartig an gestern Nacht erinnern konnte: Ich taumelte lachend mit diesem Mädchen im Arm durch den Flur und suchte das Zimmer. Ich hatte viel getrunken, soviel wusste ich bereits. An der Hotelzimmertür brauchte ich ein Paar Anläufe um das Schloss mit dem Schlüssel zu treffen, denn betrunken stellte es sich als nicht ganz so einfach heraus, wie ich dachte. Nachdem wir das Zimmer betreten hatten zogen wir unsere Kleidung, die vom Regen total durchnässt war, aus und achteten nicht wo wir sie hinlegten. Ich war mir aber sicher, dass ich noch etwas anhatte, schließlich war ich auch mit einer Boxershorts aufgewacht. Meine Erinnerungen zeigten nur noch einige Lichtblitze, in denen wir auf dem Bett saßen und die Minibar geplündert hatten. Aber ich war mir nicht sicher, was noch mit ihr und mir geschah. Hatten wir uns geküsst? Miteinander geschlafen? Oder doch nur gekuschelt? War alles ein riesen Irrtum?
Noch immer auf der Suche nach Carly, wie ich sie immer nannte, überlegte ich weiter und versuchte mich zwanghaft an gestern Abend oder Nacht zu erinnern. Aber vergebens, genau wie die Suche nach meiner Freundin. Obwohl Ex-Freundin.
Ich blieb stehen und drehte mich um meine Achse, auf der Suche nach Carly. Ich war bereits in der Fußgängerzone unserer Stadt, die natürlich mal wieder total überfüllt war. Es war schließlich Samstag und das Wetter war traumhaft. Ich probierte sie anzurufen, aber es ging nur die Mailbox an. Fluchend rannte ich weiter und überlegte, wo sie hingegangen sein könnte. Mittlerweile bedauerte ich es, dass ich mich gegen meine Schuhe entschieden hatte, denn die kleinen Steinchen, die noch vom Winter übrig waren, stachen ununterbrochen in meine Füße. Dennoch rannte ich weiter und hielt den Blick nur auf der Suche nach Carlotta.
Es schoss mir wie eine Kugel ins Gehirn: Unsere gemeinsame Wohnung! Wieso war ich nicht schon früher darauf gekommen? Ich war so dämlich! Ich hastete die Straße entlang, zur Wohnung wo ich hoffte, Carly anzutreffen. Ich schloss hektisch die Tür auf und rief lauthals nach ihr, bekam aber keine Antwort. Mit strammen Schritt durchsuchte ich unsere untere Etage. Nichts. Als ich die Treppe nach oben gerast war fiel sie mir sofort auf. Die Tür zu unserem gemeinsamen Schlafzimmer stand sperrangelweit auf und an der gegenüberliegenden Wand sah ich den offenen, leeren Kleiderschrank. Als ich das Zimmer betrat sah ich, dass Carly all ihre nötigsten Sachen gepackt hatte und weg war. Ihre Kommode war größtenteils leer und auch die Bilder auf ihrem Nachttisch waren weg. Ich setzte mich total fertig und ausgeschöpft auf ihre Seite des Bettes und nahm ihr Kissen zwischen die Arme. Ich schloss die Augen und zog diesen speziellen, nach ihr riechenden Duft tief durch meine Nase ein, bis mir Tränen in die Augen stiegen und ich langsam realisierte, was hier vor sich ging. Mein Blick schweifte erneut durchs Zimmer. Im Papierkorb lag etwas, aber was war das? Ich ging langsam auf den Korb zu und nahm das etwas heraus. Es war ein Bild von uns, von unserem ersten Jahrestag als Paar. Das Glas war zersprungen und mir wurde klar, sie war weg. Ich vergrub meinen Kopf wieder im, nach ihr duftenden Kissen und begann zu weinen. Sie war die Liebe meines Lebens, ich machte einen Fehler und plötzlich war sie weg.
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In guten, wie in schlechten Zeiten (Julian Draxler FF)
FanfictionCarlys Vater, Thomas Tuchel, tritt seinen neuen Job als Cheftrainer bei Paris Saint-Germain an und Carly entschließt sich, mit ihm nach Paris zu ziehen. Neue Leute, neue Stadt, neues Leben, erhofft sich die 21-Jährige.Wäre da nicht dieser Fußballer...