Kapitel 62

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POV Carly

„Wann verstehst du, dass nicht nur du leidest?", ich guckte ihn geschockt an; damit hatte ich nicht gerechnet... Julian sprang auf, ging ins Bad und anschließend schlafen. Ich ließ mich auf die Couch sacken und weinte. Ich weinte vor mich hin, überlegte, ob Julian recht hatte. Ich nahm mein Handy und wählte die Nummer meiner besten Freundin. „Carly? Was ist los? Ist was passiert?", Josi klang sehr müde und verschlafen, was auch verständlich war, denn es war gerade zwei Uhr morgens. Ich erzählte Josi alles. Von meinen wahren Gefühlen und Gedanken und dem Streit mit Julian. Josi hörte mir die ganze Zeit zu und stärkte größten Teils Julians Argumente. Es war das erste Mal, dass ich so offen mit jemanden über meinen Gemütszustand redete, und es tat verdammt gut. „Was, wenn ich Julian jetzt verloren habe? Wenn ich durch meine Heimlichtuerei alles verbockt habe?", schluchzte ich ins Telefon. „Er liebt dich! Er wird immer einen Weg finden, dich zu behalten, egal wie schlimm du zu ihm warst! Aber er hat Recht! Du brauchst professionelle Hilfe und zwar schnell!" „Und was mache ich mit Julian?" „Zeig ihm, dass er dir wichtig ist, dass du ihn liebst, dass du seine Hilfe brauchst! Entschuldige dich bei ihm und rede mit ihm! Erzähl ihm genau das, was du mir auch erzählt hast! Nimm seine Hilfe an, dann meistert ihr das zusammen! Aber jetzt geh mal schlafen. Du musst morgen einiges erzählen und auch zu dem ein oder anderen Psychologen gehen. Dafür brauchst du Kraft! Gute Nacht, schlaf gut!" „Du auch, danke!" Ich legte schließlich auf und ging zurück ins Bett. Julian schlief schon tief und fest, sodass ich mich einfach neben ihn legte. Er lag auf dem Bauch, mit dem Gesicht zu mir. Er war so niedlich, wenn er schlief! Ich wischte ihm eine Strähne aus dem Gesicht und gab ihm einen vorsichtigen Kuss. „Ich liebe dich, auch wenn es manchmal nicht so rüberkommt! Und das werde ich dir morgen beweisen!", flüsterte ich, ehe ich die Augen schloss und versuchte, einzuschlafen...

Es war sieben Uhr morgens. Julian schlief noch Seelen ruhig neben mir, während ich schon wach war und mich hin und her wälzte. Ich stand schließlich auf und frühstückte ein wenig. Ich schnappte mir mein MacBook und setzte mich auf Julians Dachterrasse, wo ich dann im Internet recherchierte. Ich suchte mir professionelle Anlaufstellen für suizidgefährdete Menschen, als auch Hilfe von außenstehenden Personen heraus. Eine Seite weckte mein Interesse enorm. Es war de Seite eines Therapiezentrums, dass mit Therapiepferden arbeitete. Die Menschen kommen angeblich für fünf Wochen zu ihnen aus den Reiterhof und wohnen dort. Sie helfen bei der täglichen Arbeit, was das Betreuen und Versorgen der Tiere anging. Angeblich fände man dort seinen inneren Frieden und lernt, seine Trauer in positive Energie umzuwandeln, indem man sich mich seinem zugewiesenen Pferd beschäftige. Die Pferde kommen angeblich aus schlechter Haltung und wurden gerettet oder sie sind Wildpferde, die gezähmt werden sollten. Ich schrieb mir die Kontaktadressen auf und rief direkt bei dem Therapiestall an. Die Frau am Telefon war außerordentlich freundlich und erklärte mir alles, was ich nicht verstanden hatte noch mal genau. Meine Überzeugung wuchs und so entschloss ich mich, mich für fünf Wochen dort anzumelden. Lucie, wie die nette Frau hieß, bot mir direkt an, nächste Woche zu beginnen, wo ich dankend zustimmte. Sie schickte mir im Anschluss noch die Kontodaten, die Anschrift und eine Packliste, damit ich auch bestens gerüstet war. Nach dem Telefonat stand ich auf und ging wieder rein, um Julian liebevoll zu wecken. Ich legte mich neben ihn und küsste ihn zärtlich. „Juli, aufstehen! Es ist schon halb zehn und du hast um 13 Uhr Training. Ich würde gerne noch mit dir frühstücken!", versuchte ich, ihn zu wecken. Auf Julians Gesicht schlich sich ein zartes lächeln, ehe er sich streckte und sich verschlafen die Augen rieb. „Guten Morgen!", begrüßte er mir und gab mir einen liebevollen Kuss, den ich sanft erwiderte. Ich rappelte mich auf und begab mich in seine Küche, um das Frühstück vorzubereiten. Julian schlurfte auch irgendwann aus unserem Schlafzimmer und nahm an der Küchentheke Platz. „Ich werde für fünf Wochen in ein Therapiezentrum gehen, wo sie mir helfen werden!", sagte ich stolz und blickte in Julians geschocktes, aber erleichtertes Gesicht. „Du verarschst mich doch!" „Nein, das ist ein Gestüt, die mithilfe von Therapiepferden, einen wieder auf den richtigen Weg bringen. Da sind dort alles ausgebildete Leute und das Program, sowie die Rezensionen und die Ambitionen dahinter, klingen sehr seriös und vielversprechend.", erzählte ich und erklärte meinem Freund das ganze Prinzip und Ziel dieser Therapie, während wir genüsslich und in aller Ruhe unser Essen genossen. Julian zeigte große Begeisterung und war auch der Meinung, ich sollte es versuchen. Er würde sich einen Tag frei nehmen und mich persönlich hinbringen...

In guten, wie in schlechten Zeiten (Julian Draxler FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt